Trainingsbedarf: Künstliche Intelligenz in der PR

Trainingsbedarf: Künstliche Intelligenz in der PR

Die Vorbehalte gegen künstliche Intelligenz (KI) sind beträchtlich. Thomas Leitner, Vice President bei Cision, gab am 7. November in der Heidelberger Agentur Donner & Doria einen Einblick, was KI heute für die Kommunikation leisten kann.

Viele haben Angst vor der KI – sie bedrohe Arbeitsplätze. Aber wer hinschaut, sieht schnell: So weit sind wir noch lange nicht. KI muss noch viel trainieren: Es muss nur jemand einen Aufkleber auf ein Straßenschild kleben und schon denkt die KI, das Schild ist eine Einladung zum 50. Geburtstag.

 

Mit rund 25 Teilnehmern war der letzte Platz im Workshopraum der Agentur besetzt. Erst am Morgen des Eventtages kamen die letzten Sitzwürfel an. So musste niemand stehen, als Thomas Leitner seine Präsentation startete, die bald – wie gewünscht – von zahlreichen Fragen unterbrochen wurde.

 

Wir haben heute Unmengen von unstrukturierten Daten aus (sozialen) Medien vorliegen, die im Grunde niemand mehr „per Hand“ durchsuchen kann. Auch suchwortbasierte Abfragen sind oft wenig zielführend, weil zu viele Ergebnisse kommen oder das Suchwort die wichtige Informationen nicht findet. So kamen Kunden, die Pressespiegel über Cision beziehen, auf das Unternehmen zu und hatten recht spezifische Fragen.

 

Nicht selbst suchen, sondern von KI finden lassen

 

Der Vertrieb einer Bank wollte täglich Informationen zu bestimmten Kunden oder Interessenten, um informiert zu sein und Vertriebsanlässe zu finden. 800 Account Manager betreuten 30.000 Kunden – und jeder bekam dank KI täglich ausgewählte News zu seinen Kunden.

 

Der Einkauf eines Luftfahrtunternehmens wollte aktuelle News über die Lieferanten, deren Sublieferanten, die auch wieder Sublieferanten beschäftigen, haben, um Produktionsausfälle zu vermeiden. Es sind rund 300.000 Unternehmen, die im Fokus bleiben sollen. Die KI bringt nun einen Tornado oder Streik in Bolivien mit einem Unternehmen im Land zusammen, das Sublieferant ist, und „meldet“ das Ereignis dem Einkauf. Mit Business Intelligence können die Daten auch in ein ERP-System einfließen und dort einen Hinweis auslösen. Dann sieht der Einkauf mit den konsolidierten Daten auch gleich, welche Rolle das betroffene Unternehmen spielt und kann das Risiko managen.


„Zwar werden die Daten eingesetzt, die PR-Experten auch nutzen, die Fragen zur Nutzung der Daten kommen aber aus anderen Unternehmensabteilungen“, sagte Thomas Leitner. Weitere Fragen kommen zur Einschätzung zu M&A-Chancen oder aus dem Marketing, die semantische Profile ohne aufwändige Marktforschung haben wollen. Im Endeffekt verschenken die PR-Kommunikatoren eine Chance, wenn sie „ihre“ Daten nur für Pressespiegel einsetzen. KI kann den Kommunikatoren aber beim Agenda Surfing oder der Prognose von eventuellen Krisen helfen.

 

Noch viel Individualentwicklung

 

Thomas Leitner erklärte weiter die Funktionsweise der KI und stellte dann am Beispiel vor, wie ein Unternehmen semantische Profile von sich und seinen Wettbewerbern erstellt. Anschließend durften die Teilnehmer live in ein Portal schauen, das bewertet, welche Personen – also mögliche Testimonials – zu einem bestimmten Produkt passen.

 

„Derzeit sind KI-Anwendungen noch Individualentwicklung und für die Justierung sind Menschen notwendig, die der KI sagen, ob sie richtig lag. So werden wir immer besser“, sagt Thomas Leitner. Eingeladen hatte der Landesvorstand Baden-Württemberg und der Expertenkreis Mittelstandskommunikation.

 

Autor: Uwe Schick, Stv. Vorsitzender DPRG-Landesgruppe Baden-Württemberg, Wiesloch

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