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ARD-aktuell-Chefredakteur Gniffke kandidiert beim SWR

Gniffke hat es vor der Intendantenwahl mit anonymen Schreiben, die ihn zu diskreditieren versuchen, zu tun. Im Rennen um die Nachfolge von Peter Boudgoust ist die Stimmung aufgewühlt.

Stuttgart (dpa) − Die ARD und die AfD − das ist ein schwieriges Verhältnis. Immer wieder machen AfD-Politiker Stimmung gegen Journalisten und gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Kai Gniffke hat daher im vergangenen Oktober in Dresden zusammen mit dem ZDF-Chefredakteur Peter Frey eine öffentliche Debatte mit AfD-Anhängern geführt und das Recht auf freie Berichterstattung verteidigt.

Der Erste Chefredakteur von ARD-aktuell hat auch im Netz täglich mit Anfeindungen zu kämpfen. Deutlich mehr als 10 000 Kommentare erreichen seine Redaktion in Hamburg pro Tag. Manche davon sind hasserfüllt, viele werfen „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ vor, Sprachrohr der Regierung zu sein und Lügen zu verbreiten.

Gniffke bemüht sich um Versachlichung und stellt sich auch auf Facebook den Kritikern. Nach dem ersten Video-Live-Dialog „Sag's mir ins Gesicht“ war er 2017 positiv überrascht über den respektvollen Tonfall, wie er sagte: ««Du Hetzer, du Arschloch“, das schreibt sich viel leichter, als es jemandem ins Gesicht zu sagen.»

Mit anonymen Schreiben, die ihn zu diskreditieren versuchen, hat es Gniffke auch vor der SWR-Intendantenwahl zu tun. Im Rennen um die Nachfolge von Peter Boudgoust ist die Stimmung aufgewühlt. Das SPD-Mitglied Gniffke scheint ein Wunschkandidat der SPD-geführten Staatskanzlei Rheinland-Pfalz zu sein. Gniffke arbeitete von 1993 bis 2003 beim SWR in Rheinland-Pfalz − unter anderem als Reporter und landespolitischer Korrespondent. Zuvor hatte er beim Politikwissenschaftler Iring Fetscher in Frankfurt promoviert.

Seine enge Vernetzung innerhalb der ARD gilt als Vorteil des 58-Jährigen. Zum Nachteil könnte es dem gebürtigen Frankfurter gereichen, dass er bisher wenig Bezug zu Baden-Württemberg hat.