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Michael Angele ("Freitag"): "Zeitungen verkaufen ihre Leser für dumm"

Michael Angele ("Freitag"): "Zeitungen verkaufen ihre Leser für dumm" Michael Angele (Foto: Monic Johanna Schmidheiny)

"Zeitungen verkaufen ihre Leser für dumm", kritisiert Michael Angele, stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung "Freitag", in einem Interview mit kress.de.

Berlin - In seinem essayistischen Band "Der letzte Zeitungsleser" nimmt Michael Angele Abschied von der Tageszeitung. Er sagt ihr Aussterben voraus. Das Buch ist gerade dennoch eine Liebeserklärung an die gedruckte Zeitung. Im Interview mit kress.de spart das Mitglied der Chefredaktion des "Freitag" aber auch nicht mit Kritik an der Branche.

 

Michael Angele über seine Hass-Liebe zur "Frankfurter Allgemeinen": Die "FAZ" verliert an Auflage, sogar noch ein wenig stärker als andere. Aber: Sie steht für mich exemplarisch für eine gut gemachte deutschsprachige Zeitung. Ich liebe sie. Andererseits hasse ich sie manchmal auch. Sie löst also heftige Emotionen aus, und das sollte eine Zeitung tun, ich versuche das in meinem Buch zu beschreiben. Bei der "Süddeutschen", die ich ebenfalls schätze, fühle ich so etwas übrigens nicht."

 

Zeitungen, bedauert der stellvertretende Chefredakteur vom "Freitag", würden ihre Leser für "dumm verkaufen". Michael Angele: "Ich bringe in dem Buch ja auch meine Eltern ins Spiel, und die regen sich wirklich auf, weil sie sich für dumm verkauft fühlen, sie haben deshalb sogar ihre Lokalzeitung abbestellt. Aber jetzt haben sie ein Problem, denn sie fühlen sich oft nicht mehr gut im Bild, wissen nicht mehr, was in der Gegend läuft. Soviel zur enormen Bedeutung von Lokalzeitungen. Auch Claus Peymann sagt in meinem Buch, Zeitungen nähmen ihre Leser nicht mehr ernst. Und wenn das so leidenschaftliche Zeitungsfans sagen, sollten wir das nicht abtun. Intelligenz drückt sich auch im Zeitungslesen aus. Diese Intelligenz sollte nicht beleidigt werden." (B.Ü.)

 

Newsroom.de-Buchtipp: Michael Angele: Der letzte Zeitungsleser. ISBN: 978-3-86971-128-7, 160 Seiten, Verlag Galiani Berlin

 

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