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Thorsten Gerald Schneiders über die Wut der Bürger gegen Medien: Woher kommt das Misstrauen gegenüber Journalisten?

Deutsche Medien betreiben im Ukraine- oder im Syrien-Konflikt Kriegspropaganda. Sie behandeln Parteien wie Die Linke oder die AfD unfair. Deutsche Medien berichten einseitig, sind gleichgeschaltet und werden von oben gesteuert. Von Thorsten Gerald Schneiders.

Duisburg - Solche Einschätzungen werden derzeit unter anderem im Rahmen so genannter Montagsdemonstrationen von Tausenden Menschen geäußert. Kann man dem Journalismus in Deutschland noch trauen? Wird die Kritik der Bürger von den Medien überhaupt noch ernst genommen? Oder sollte man sich lieber online seine eigene Meinung bilden?

In den vergangenen Jahren ist der Umgang zwischen Medienmachern und Lesern, Hörern oder Zuschauern ruppiger geworden.

 

Der Islam- und Politikwissenschaftler Thorsten Gerald Schneiders hat sich mit der Frage beschäftigt, woher das Misstrauen der Menschen gegenüber Medien kommt.

 

Vor allem im Internet schlägt Kritik schnell in Beleidigung und Bedrohung um. Dort ist von Medienmafia und Zwangsgebühren die Rede. Offensichtlich brodelt da etwas: Haben Journalisten und Bürger den Zugang zueinander schon verloren?

Schauen wir dazu zunächst auf die zentralen Begriffen der Objektivität und der Neutralität in der Berichterstattung. Sie sind für die privaten Medien in Deutschland (Presse, Fernsehen, Rundfunk) wichtige Prinzipien, und die öffentlich-rechtlichen Sender werden in Paragraf 11 des Rundfunkstaatsvertrags sogar rechtlich dazu  angehalten.

 

Bei der Objektivität geht es darum, die Darstellung/Beschreibung eines Objektes, von persönlichen Meinungen zu befreien. Die Aussagen, die über ein Objekt getroffen werden, sollen sich allein auf dessen Eigenschaften beschränken - und zwar so wie sie jeder Mensch, egal welche Einstellung er hat, beobachten würde.

Das Wort Neutralität kommt von lateinisch ne utrum, was übersetzt heißt: "keines von beiden“. Im Hinblick auf Berichterstattung ist also gemeint, dass man sich die Auffassung keiner Partei, keine Seite zu eigen machen soll. Es muss ausgewogen über alle gleich berichtet werden. So wie es der Hanns Joachim Friedrichsen einmal gesagt hat: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“

Die Vorgabe, Objektivität und Neutralität umzusetzen, gilt nicht für alle Programmbestandteile gleich. Am wichtigsten sind sie für reine Nachrichtensendungen. Alles was dort vermeldet wird, soll keinerlei Meinung bevorzugen und keinerlei persönliche Ansichten, Vorlieben oder Emotionen von Redakteure einfließen lassen.

 

"Die aktuelle Wut auf Medien wird vor allem von Eiferern getragen." http://t.co/Y5jZCiYU9A

— Steffen Kutzner (@Steffen_Kutzner) 7. November 2014

Wie lässt sich das umsetzen? Nehmen wir das Beispiel einer Radionachricht. Hier geht es zunächst um die Wortwahl. Die Nachrichtensprache ist sachlich und nüchtern. Sie nicht gefühlsbetont und sie ist nicht dramatisch. Zudem muss man nicht nur alle Parteien zu Wort kommen lassen, sondern auch alle Parteien möglichst gleich oft.

Soviel zur Theorie. In der Praxis existiert die vollständige Umsetzung der Prinzipien von Objektivität und Neutralität nicht. Die Ursache liegt jedoch nicht darin, dass die USA oder die NATO oder die Geheimdienste oder die Bundesregierung oder irgendjemand anders die deutschen Medien gleich geschaltet hat, oder den Redakteuren sagt, was diese zu schreiben haben. Das mag es in vielen Staaten der Welt geben, in Deutschland nicht. Objektivität ist ein Ideal, das nie ganz erreicht werden kann.

Und das liegt am Menschen selbst.

Es sind Menschen, die etwas beobachten, erfragen und dann aufschreiben und anderen Menschen mitteilen. Menschen bringen immer eine Vorbildung bzw. eine bestimme Sozialisation mit. Das heißt, sie betrachten Objekte auf der Grundlage, die in ihrer Kindheit und Jugend gelegt wurden - und zwar von Eltern, Freunden oder der sonstigen Umgebung.

Ferner gibt es eine Interpretationsnotwendigkeit. Ihr unterliegen zum Beispiel politische oder gesellschaftliche Ereignisse. Im Gegensatz zur Mathematik, die zu einem eindeutigen und nachprüfbaren Ergebnis führt, sind die Ergebnisse von politische und gesellschaftlichen Entwicklungen offen.

Zudem sind in einer mathematischen Aufgabe entweder alle Variablen bekannt oder fehlende können mit Hilfe bestimmter Methoden ermittelt werden. Bei politischen Entwicklung sind nie alle Variablen bekannt. Nehmen wir das Beispiel Syrien: Wer kennt schon alle endogenen und exogenen Faktoren, die zur aktuellen Situation geführt haben? Wer kennt schon alle Akteure und weiß, was sie im Detail wollen und ob sie überhaupt eine einheitliche Meinung vertreten? Selbst wenn man das als Wissenschafter erforscht, kommt man nicht zu einem völlig objektiven Ergebnis.

Was für Wissenschaftler gilt, gilt für auch Journalisten und alle anderen.

Die Beobachter des Syrien-Kriegs kennen also nur Ausschnitte des Konflikts. Vieles bleibt unbekannt oder hängt - von der individuellen Interpretation ab. Bei politischen Prozessen liegt es somit in der Natur der Sache, dass eine absolute Objektivität gar nicht möglich ist. Das zu beschreibende Objekt - in dem Fall der Syrien-Krieg - lässt sich nicht genau abgrenzen.

Auch Neutralität lässt sich nicht immer einwandfrei umsetzen. Am häufigsten scheitert Neutralität aber nicht an ideologischen Vorgaben, sondern schlicht an praktischen Dingen.

Zum Beispiel gibt es in Syrien keine neutralen Beobachter. Alle an Ort und Stelle gehören irgendeiner Partei an. Ausländische Journalisten sind kaum im Land, und wenn sie dort sind, sind sie auf die Hilfe von irgendeiner Kriegspartei angewiesen: Entweder die Rebellen zeigen ihnen ihre Sicht der Dinge, oder die Regierungstruppen zeigen ihnen ihre Sicht.

 

Mal was zum Nachdenken für Kritiker: http://t.co/wk5wApHNwu

— Journalistenzentrum (@DPV_bdfj_news) 7. November 2014

Das Ideal bei Nachrichten kann somit nur im Bemühen um Annäherung an Objektivität bestehen. Abgesehen davon: Wir Zuschauer und Medienkonsumenten wollen überhaupt nicht, dass immer neutral und objektiv berichtet wird. In politische Beiträgen soll auch Raum für Meinung sein - und das gilt nicht nur für Kommentare oder Leitartikel. Wollen wir wirklich, dass Neonazis und gewaltbereite Islamisten wie Osama bin Laden genauso neutral von den Medien behandelt werden wie Sozialdemokraten oder evangelische Pfarrer?

Wenn beispielsweise die ARD prekäre Arbeitsbedingungen von Paket-Zustellern thematisiert, sollte man dann wirklich neutral darüber berichten? Oder soll man die Perspektive der Opfer einnehmen, um den Zuschauern die ungerechten und unlauteren Methoden mancher Unternehmer aufzuzeigen? Der Journalist und Blogger Stefan Niggemeier meint: „Das ist Alltag im investigativen Journalismus, gezielt nach Skandalen und Abgründen zu suchen, ganz im Sinne von Lesern und Verbrauchern, die davon profitieren, wenn Mechanismen enthüllt und schwarze Schafe enttarnt werden, nichts Neues.”

Die Konfrontationen zwischen Medien und Bürgern liegen nicht nur auf Seiten der Medien begründet. Auch auf die Konsumenten, sprich Zuschauer, Zuhörer und Leser tragen dazu bei. Dabei muss muss zwischen kritischen Bürgern und Eiferern unterscheiden. Die aktuelle Wut auf Medien wird vor allem von Eiferern getragen.

Diese sind so überzeugt von ihrer eigenen Meinungen, dass sie sie selbst für objektiv und wahr halten. Sie glauben, sich lange genug und intensiv genug mit einem Thema befasst zu haben, sodass sie tiefere Einblicke in eine Sache gewonnen haben, als andere Menschen. 

Dank des Internets finden sich heutzutage leicht Mitstreiter, die eine Sache ähnlich sehen. Vor dem Internet-Zeitalter musste man herumtelefonieren, Leute gezielt ansprechen, um Mitstreiter zu finden, mit denen man dann eine Interessengruppe gründen konnte. Ein mühsames Unterfangen. Heute reicht es, eine Facebook-Seite einzurichten.

So entstehen viel schneller und leichter bestimmte so genannte Single-interest-groups. Also Gruppen von Menschen, die sich hauptsächlich für ein Thema interessieren. Das können Leute sein, die Religionen nicht mögen, die den Klimawandel für eine Lüge halten, die das Vorgehen von Nato, USA und EU für imperialistisch halten oder die sich im Nahostkonflikt für eine der beiden Seiten (Israle oder die Palästinenser) entschieden haben. In diesen Single-interest-groups finden sich Menschen aus allen politischen Spektren zusammen, auch wenn sie ansonsten ganz unterschiedlicher Meinung sind. Islamhasser etwa kommen aus dem linken wie dem rechten Milieu - trotzdem arbeiten zusammen, weil sie ein gemeinsames Interesse verbindet.

Diejenigen, die sich zusammengefunden haben, versuchen, ihre Haltungen mit möglichst vielen Belegen aus dem Internet zu beweisen. Wer sich permanent in solchen Kreisen aufhält, bekommt permanent Hinweise, die die eigenen Auffassungen vermeintlich bestätigen. Es entsteht eine Mischung aus belegbaren und falschen Argumenten. Weil man sich innerhalb dieser Single-interest-groups gegenseitig vertraut, und irgendwann einem gewissen Gruppendruck erliegt, werden Argumente zunehmend unkritischer betrachtet. Auf den ersten Blick plausible Thesen, werden sofort übernommen.

Eine genauerer Betrachtung findet nicht mehr statt.

Beispiel: Jeder kennt den Mythos: Ein großflächiger Stromfall sorgt für einen Babyboom. Weil sich Menschen ohne Elektrizität mehr mit sich selbst befassen müssen. Viele hinterfragen diese Theorie nicht mehr. Doch statistisch gibt es keinen eindeutigen Nachweis dafür. Vielmehr zeigen die Statistiken, dass es auch ohne Stromausfälle Situationen gibt, wo plötzlich mehr Kinder geboren werden. Die Theorie ist also umstritten, und damit kein Beweis, sondern lediglich ein Indiz.

Single-interest-groups bekommen irgendwann etwas Sektiererisches. Die Mitglieder werden immer weniger zugänglich für andere Meinungen. Im Gegenteil: Gegenargumente werden aus der Wahrnehmung ausgeblendet oder lächerlich gemacht. Das hat auch eine gewisse Schutzfunktion, um die Gemeinschaft, in der man sich nun befindet, zu bewahren. Zweifler müssen draußen bleiben!

Solche Gruppen sind politisch aktiver, als der Rest der Bevölkerung. Sie fühlen sich erleuchtet, sehen sich als Träger der Wahrheit und entwickeln eine Art Missionsdrang. Sie wollen ihre Mitmenschen überzeugen. Das Internet gibt ihnen dafür ein neues, einfach zu handhabendes Instrument an die Hand. Weshalb die kritische Auseinandersetzung mit Medien in der breiten Öffentlichkeit heute auch virulenter ist als noch in der 80er Jahren. 

Wenn die Mitglieder solcher sektiererischen Gruppen nun auf neutrale Nachrichten treffen, und dabei die Meinungen der Gegenseite hören, ärgert sie das. Für sie ist das jedes Mal wie ein Nadelstich. Wenn dann auch noch längere Interviews mit Vertretern der Gegenpositionen geführt werden oder gar der Kommentator eines öffentlich-rechtlichen Senders diese Gegenposition zur besten Sendezeit vertritt, kann sich der Ärger zur Wut hochschrauben.

Sollten dann die Gegenposition zählbar häufiger vorkommen, schlägt die Stimmung mitunter in Richtung Verschwörungstheorie um. Dagegen hilft nur noch massiver Widerstand: Im März gab es  in diesem Zusammenhang einen Aufrauf, deutsche Medien mit Kommentaren auf deren Facebook-Seiten zu bombardieren, weil diese angeblich alle gemeinsam zu russland-kritisch berichten. Etwa zur gleichen Zeit versuchten Aktivisten, die Kritik an dieser angeblich kriegstreibenden „Medienmafia“ unter dem Begriff „Montagsdemos“ auf die Straße zu tragen.

Mensch und Medien: sind DIE Medien das Problem? Oder doch der Mensch? #medienkompetenz

http://t.co/AtgPqGrC1C

— Mensch 4034793996 (@improslammer) 7. November 2014

Die Hintergründe, warum nicht immer gleichmäßig über alles berichtet wird,  sind häufig sehr banal und haben mit politischem Kalkül wenig zu tun. Wer bei einem Sender oder einer Zeitung mal nachzählen würde, wie oft Mitglieder von CDU, SPD, Grünen, Linken etc. in einem bestimmten Zeitraum interviewt werden, dürfte feststellen, dass die eine oder andere Partei öfters berücksichtigt wird. Liegt das nun wirklich an der Bevorzugung einer bestimmten Partei? Nein.

Die Auswahl und die Zahl der Interviewpartner steht in Relation zur Größe der Parteien. Die Volksparteien haben logischerweise mehr Leute in wichtigen Ämtern, deshalb kommen de facto auch häufiger Interviews mit Vertretern dieser Parteien zustande.

Eine exakte Anzahl von Interviews in Relation zu Größe der Parteien ist im Alltag unpraktikabel. In den Redaktionen geht es je nach Themenlage hektisch und aktuell zu. Wenn abends um 23 Uhr eine wichtige Entscheidung in Berlin fällt, muss am nächsten Morgen darüber gesprochen werden. Da hängt es dann oft ganz profan davon ab, wen man überhaupt für ein Interview bekommen kann. Oftmals ist der gewünschte Interviewpartner von einer bestimmten Partei nicht erreichbar, dann muss eben ein anderer her.

Pauschale Medienkritik ist unberechtigt, denn „DIE“ Medien gibt es nicht - zumindest in Deutschland. Unsere Medien sind sehr unterschiedlich und bedienen alle politischen Spektren. Beim „Neuen Deutschland“ und der „Jungen Freiheit“ an den Rändern des etablierten Medienspektrums, oder selbst bei der „Welt“ und der „taz“ von einer gleichgeschalteten Medien zu sprechen, ist schlicht abenteuerlich. Auch der Kampfbegriff „Mainstream“-Medien ist ein politischer Begriff, der auf die Realität nicht zutrifft. Eine Art Mainstream lässt sich allenfalls in Bezug auf die Berichterstattung über einzelne Themen konstatieren. Demzufolge ist ein Großteil der Medienkritik völlig überzogen.

Und doch haben viele Menschen zu Recht häufig das Gefühl, irgendetwas stimmt in unserer Medienlandschaft nicht.

Das hat mindestens drei zentrale Ursachen:

Lobbyismus und Korruption

Selbstverständlich lassen sich einzelne Journalisten korrumpieren. Sie werden von Lobby-Verbänden eingeladen, umgarnt und schreiben anschließend Gefälligkeitstexte oder machen Gefälligkeitsbeiträge.

Auf Dauer könnten sich solche Vereinnahmungen ihrer Mitarbeiter aber weder die privaten Medien leisten noch die Öffentlich-Rechtlichen. Die privaten Medien würde von ihren Kunden abgestraft, wenn sie permanent manipulieren würden. Und die gebührenfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen stehen unter derart Beobachtung der Öffentlichkeit, dass so etwas im großen Stil einen Aufschrei bewirken würden - nicht nur beim Publikum, sondern auch bei der Konkurrenz der privaten Medienunternehmen!

2. Ursache Ethnozentrismus bzw. Nachrichtengeografie

Jeder kennt Formulierungen wie: „Bei dem Flugzeugunglück in Kenia sind zehn Menschen ums Leben gekommen, darunter auch eine deutsche Touristin. Streng nachrichtlich spielt es überhaupt keine Rolle, ob unter den Opfern auch eine Deutsche ist. Ein deutsches Menschenleben ist nicht mehr wert als beispielsweise ein niederländisches. Und dennoch interessiert es uns mehr.

Die Relevanz von Nachrichten richtet sich immer auch nach der Umwelt der Adressaten. Wenn man in Deutschland Nachrichten zusammenstellt, dann sind Geschehnisse in Berlin wichtiger als Geschehnisse in Lima, der Hauptstadt von Peru. Gleiches gilt für die Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt. Weil uns Staats- und Regierungschefs aus der EU näher sind, werden sie auch häufiger zitiert als beispielsweise japanische. 

3. Aktuelle wirtschaftliche Lage

Die Medien stehen seit einigen Jahren unter Kostendruck und Sparzwang. Das spielt auch für die Öffentlich-Rechtlichen ein Rolle. Eine Konsequenz davon ist im Moment, dass Stellen gekürzt werden und damit zwangsläufig Angebote und Qualität eingebüßt werden.

Eine weitere Konsequenz ist, dass Journalisten schneller auf populistische Themen aufspringen, also all solche, von denen sie glauben, dass sich viele Menschen dafür interessieren. Die Themenauswahl erfolgt dann weniger sachlich, sondern eher im Sinne des Profits.

 

Treffende Analyse "@buelend: Bürger gegen Medien: Woher kommt das Misstrauen gegen Journalisten? http://t.co/7JnKr29g8T #debatte @tgs2001"

— Florian Zettel (@FZettel) 7. November 2014

Allein dieser Druck auf alle Redaktionen sorgt im Übrigen dafür, dass Leserbriefe und Kommentar unter Artikeln sehr wohl ernst genommen werden. Was viele ja häufig bezweifeln.

Deutschland hat eine der besten Medienlandschaften der Welt. Das heißt aber nicht, dass man jedem einzelnen Sender, jeder einzelnen Zeitung immer blind vertrauen kann. Gleichzeitig kann man aber auch nicht jedem Blogger, Facebook-Nutzer oder sonstigen Online-Aktivisten blind vertrauen Ein kritisches Publikum ist unerlässlich und wird von allen Redaktionen geschätzt. Der Appell lautet daher: Seien Sie weiterhin kritisch - aber bitte in alle Richtungen! Einfache Antworten auf politische und gesellschaftliche Fragen gibt es grundsätzlich nicht. Auch wenn das sehr unbefriedigend sein mag.

Um eine gesunde kritische Haltung zu etablieren, wird es zunehmend wichtig sein, schon in der Schule Medienkompetenz zu vermitteln. Gerade im Internet-Zeitalter müsste jeder im Grundsatz wissen, wie Medien funktionieren, wie sie arbeiten, wie sie ideologisch aufgestellt sind.    

Am Ende möchte ich sie noch mal beruhigen. Die deutschen Medien sind zwar einflussreich, sie können die Gesellschaft aber nicht steuern. Der als „Medienkanzler“ bezeichnete Alt-Kanzler Gerhard Schröder hat in Rückschau auf seine Karriere gesagt: „Ich habe erst später gelernt, dass ein Blatt wie BILD gar nicht so mächtig ist. Es kann nur Trends verstärken, aber keine eigenen setzen. Es muss immer eine Stimmung in der Gesellschaft da sein, an die BILD anknüpfen kann.“

Ich bin mir sicher, hier hat Gerhard Schröder Recht. Und was für die Bild gilt, gilt auch für alle anderen Medien.

Thorsten Gerald Schneiders

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