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dpa - Deutsche Presseagentur GmbH

DAZN-Boss James Rushton: "Sky ist der Gorilla im Raum"

Seit August greift das britsche Medien-Unternehmen Perform an. Über das Portal DAZN bietet es in Deutschland und Japan Sport-Streaming und investiert dafür Milliarden. Der Hauptkonkurrent sitzt in der Nähe von München.

Berlin (dpa) - Nach der zwei Milliarden Euro teuren Offensive in Japan ist der deutsche Markt an der Reihe. Das Sport-Streaming-Portal DAZN will viel Geld investieren und attraktive Medien-Rechte kaufen − am liebsten Fußball und Formel 1. „Was immer auf den Markt kommt, wir werden sehr aggressiv vorgehen, sehr proaktiv“, sagte der Vorstandsvorsitzende James Rushton im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Genug Geld ist nach Angaben des Briten in der Kasse:  „Absolut. Keine Sorge. Wir sind sehr gut finanziert.“ 

 

Frage: Herr Rushton, warum haben Sie sich für Japan und Deutschland entschieden?

 

Antwort: Drei Hauptpunkte: Wenn wir uns den deutschsprachigen Markt und Japan anschauen, sind es makroökonomische Faktoren: Größe der Bevölkerung, Wohlstand und der Vernetzungsgrad. Beide Länder besitzen diese Eigenschaften. Beide Märkte sind von einem großen Pay-TV-Sender dominiert, die Marktdurchdringung ist nicht besonders hoch. Gleichzeitig gibt es aber viele Sportfans, die möglicherweise gar nicht den Inhalt gezeigt bekommen, den sie wollen. Wir haben einfach geschaut, wo gibt es großes Marktpotenzial und gute Startvoraussetzungen. Und dann sind wir dort hin und haben geschaut, welche Rechte auf dem Markt verfügbar sind.

 

Frage: Wer sind Ihre Wettbewerber in Deutschland?

 

Antwort: Im Gegensatz zu TV-Stationen ist DAZN ein pures Digital-Produkt. Und DAZN ist ein Pay-Service. Natürlich bedeutet das, dass wir bei Rechten und im Abo-Markt in einem Konkurrenzverhältnis zu Sky stehen, aber es ist mir sehr wichtig festzuhalten, dass wir kein direkter Wettbewerber von Sky sind, wenn es um den Preis geht: Sky und DAZN ergänzen sich vielmehr. Sie können problemlos Ihr Sky-Abonnement fortsetzen und DAZN um 9,99 Euro oben drauf setzen.

 

Frage: Sie haben einen Zwei-Milliarden-Deal in Japan gemacht, um die J-League für zehn Jahre zu kaufen. Was wird das große Ding in Deutschland?

 

Antwort: Wenn wir wirklich an den Markt glauben, müssen wir uns die großen Rechte schnappen − ob das Champions League, Formel 1 oder Ski ist. Was immer auf den Markt kommt, wir werden sehr aggressiv vorgehen, sehr proaktiv − und dann werden wir uns die Rechte sichern. Werden wir dabei erfolgreich sein? Keine Ahnung, aber in dem gesamten Prozess werden wir eine sehr große Rolle spielen in den nächsten Jahren.

 

Frage: Die Rechte zur Champions League sollen bald auf den Markt kommen, DAZN wird also mitbieten?

Antwort: Wir werden zweifelsfrei Teil des Prozesses sein, klar. Um zu sagen, wie wir bieten werden, müssen wir aber zuerst die tatsächlich ausgeschriebenen Paket sehen.

 

Frage: Dann wird DAZN also doch der direkte Wettbewerber von Sky, denn niemand anders in Deutschland bietet im Pay-Bereich so viel Geld für Top-Fußball-Rechte.

 

Antwort: Es ist nicht nur Sky gegen DAZN bei jedem Recht, das auf den Markt kommt. Auch die Deutsche Telekom hat in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt -  und sie schauen ganz klar erneut auf Sportinhalte, und sie haben die finanziellen Möglichkeiten, einen großen Kauf an Rechten zu tätigen. Außerdem gibt es noch Amazon, die sehr aktiv sind. Ja, Sky ist der Gorilla im Raum, aber es geht nicht nur um DAZN und Sky. Wir sind uns über das wettbewerbsstarke Marktumfeld sehr bewusst.

Frage: Formel 1 hat eine große Reichweite von durchschnittlich vier bis fünf Millionen Zuschauern in Deutschland.

 

Antwort: Die Formel 1 ist immer sehr interessant. Wir strahlen sie in Japan bereits auf DAZN aus, also sind wir jetzt schon Partner. Und das Schöne an Formel 1 ist, dass es die Menschen vor allem in Deutschland sehr intensiv verfolgen. Sowohl DAZN als auch Sky müssen über die richtige Balance zwischen Free- und Pay-TV nachdenken.

 

Frage: Da Sie schon so viel Geld in Japan ausgegeben haben: Ist da überhaupt noch etwas für den deutschen Markt übrig?

 

Antwort: Absolut. Keine Sorge. Wir sind sehr gut finanziert und können uns mit unseren Anteilseiger glücklich schätzen. Sie sind alle sehr visionär und besitzen Anteile an interessanten Dingen wie Warner Music, Spotify oder Deezer. Der Access-Vorstand hat gesagt, DAZN's Business wird finanziert auf einer Basis von zehn bis zwölf Jahren.

 

Frage: Das rechnet sich?

 

Antwort: Ob wir bezüglich der Akquisitionen in Japan mit der J-League das Geld zurückbekommen in den nächsten paar Jahren? Natürlich nicht, aber das ist auch nicht das Ziel. Der Punkt ist, dass diese prestigeträchtige Liga Aufmerksamkeit für DAZN erzeugt. Wir können zeigen, wie gut der Service ist. Und in vier bis sechs Jahren können wir dann selbstbewusst sein und in die Produkte und Rechte reinvestieren.

 

ZUR PERSON: James Rushton (38) ist Vorstandsvorsitzender von DAZN. Der Brite arbeitet seit 2003 für den Mutterkonzern Perform und pendelt seit Monaten zwischen Großbritannien, Japan und Deutschland. DAZN gehört über die Perform Group dem US-Unternehmen Access Industries, das von Len Blavatnik gegründet wurde.