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Franz-Josef Vollherbst und sein Mut, etwas Neues zu wagen

Franz-Josef Vollherbst und sein Mut, etwas Neues zu wagen Franz-Josef Vollherbst (Bild: Christof Elfjes)

Franz-Josef Vollherbst ist es gelungen, aus der Etikettendruckerei seines Vaters in Endingen am Kaiserstuhl eine international bekannte Größe für Genussmittel-Etiketten zu machen. Und er hat gezeigt, wie ein erfolgreicher Generationenwechsel funktioniert. Die Redaktion von "Druck & Medien" zeichnet ihn für seine Leistungen in der Druckbranche mit dem Preis für sein Lebenswerk aus.

Herr Vollherbst, Sie haben 2020 mit 70 Jahren Ihr Lebenswerk – die Druckerei Vollherbst – an Ihren Sohn Matthias übergeben. Was war das für ein Gefühl?
Franz-Josef Vollherbst: Das war ein sehr gutes Gefühl. Für mich die Erfüllung, dass unser Familienunternehmen in vierter Generation fortgeführt wird. Und dies mit guten Aussichten auf Erfolg. Wir hatten die Druckerei über drei Jahre gemeinsam geführt und dabei wurde mir klar, dass Matthias es will und kann, und beide – auch sein Bruder Stefan in führender Position – gute Unternehmer sind.

Gerade mittelständische Unternehmer sehen sich häufig mit dem Problem der Unternehmensnachfolge konfrontiert. Glaubt man Untersuchungen, ist besonders die vierte Generation problematisch.
In der Tat. Wie ich kürzlich im Magazin "Focus" las, stehen laut Institut für Mittelstandsforschung Bonn allein 2022 rund 150.000 kleine und mittelständische Unternehmen vor der Frage, wer zukünftig den Betrieb leiten wird. Oft ist die Suche nach einem geeigneten Nachfolger sehr langwierig und bleibt nicht selten erfolglos. Dazu kommt bei den Unternehmern so eine Art emotionale Hemmung, sich mit dem Thema gedanklich rechtzeitig auseinanderzusetzen.

Da haben Sie richtig Glück mit Ihren Söhnen. Wie ist es Ihnen gelungen, die beiden für die Aufgabe zu begeistern?
Ich habe meinen Söhnen gegenüber nie eine Erwartungshaltung eingenommen oder formuliert. Die Motivation muss von ihnen selbst ausgehen. Das war immer meine Einstellung. Sie hatten in jungen Jahren durchaus andere berufliche Vorstellungen. Doch bald nach Schulabschluss haben sie angefangen, sich sehr für die Druckerei zu interessieren. Nach ihren eigenen Worten sahen sie in mir ein Vorbild für einen selbstständigen Unternehmer. Ich war mir nicht immer sicher, ob ich ihnen damit mehr Last als Freude aufbürde. Denn im Unternehmerleben gibt es schon Zeiten, die einen persönlich und das Familienleben belasten. Aber der Erfolg wiegt manches auf.

Ihr dritter Sohn Dominik hat sich für eine andere Karriere entschieden. Er ist Mediziner geworden.
Dominik ist einer der jüngsten habilitierten Fachärzte für interventionelle Radiologie an der Kopfklinik in Heidelberg. Aber in gewisser Weise ist er auch Unternehmer. Er hat schon sehr bald nach dem Studium mit der Forschung begonnen und für seine Arbeiten auf dem Gebiet internationale Auszeichnungen erhalten.

Sie haben über das Thema "Soziale Verantwortung der Unternehmung" promoviert. Konnten Sie Erkenntnisse aus Ihrer Dissertation in die Unternehmensführung einfließen lassen?
Ja, in verschiedener Hinsicht. Die intensive Beschäftigung etwa mit dem Thema Umwelt floss in viele Entscheidungen ein. Wir ersetzten zum Beispiel schwermetallhaltige Bronzen durch umweltgerechte mineralische Pigmente. Oder wir nutzten umweltfreundliche Druckzusatzstoffe und versuchten den Abfall – soweit das möglich war – zu verringern. Dafür erhielten wir schon sehr früh eine Auszeichnung des Umweltministeriums. Auch gehörten wir zu den ersten Betrieben mit großflächiger PV-Anlage. Zudem lehrte mich die Promotion, konsequent auch an komplexen Themen zu bleiben – und nicht zuletzt, analytisch sauber und präzise zu formulieren.
 

Wie wird man ein erfolgreicher Unternehmer?
Die theoretische Ausbildung ist nur ein Baustein. Ich habe BWL studiert – ein eher trockener Stoff, aber mit interessanten strategischen Ansätzen. Das habe ich alles zur Kenntnis genommen, aber am meisten habe ich aus den Begegnungen mit Unternehmern gelernt. Außerdem bin ich ja selbst in einer Unternehmerfamilie aufgewachsen, und da weiß man schon ziemlich genau, was auf einen zukommt. In meiner Generation war es so, dass die besten Unternehmer selten die besten Schüler waren. Wahrscheinlich ist die Fähigkeit, etwas im wortwörtlichen Sinne zu unternehmen, angeboren. Das hat man – oder eben nicht.

Warum sich Vollherbst auf Etiketten spezialisiert hat und das Exportvolumen deutlich erhöht hat, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Druck & Medien. Sie kann hier als Heft oder zum Download als E-Paper bestellt werden. 

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