Pressefreiheit
dpa

„Tagesspiegel“-Reporter erhält doch Akkreditierung in Türkei

Die Regierung in Ankara habe ihn eingeladen, ins Land zurückzukehren, bestätigte Thomas Seibert.

Istanbul/Berlin (dpa) − Nach Streit mit der Bundesregierung will die Türkei dem „Tagesspiegel“-Korrespondenten Thomas Seibert seine Arbeitserlaubnis doch gewähren. Die Regierung in Ankara habe ihn eingeladen, ins Land zurückzukehren, bestätigte Seibert der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Er sei auch schon wieder in Istanbul. „Ich freue mich, dass alle Missverständnisse nun ausgeräumt sind“, sagte Seibert, der seit 1997 in der Türkei lebt und arbeitet.

Das Presseamt in Ankara hatte Seibert sowie dem ZDF-Studioleiter Jörg Brase und dem nicht ständig in der Türkei lebenden NDR-Reporter Halil Gülbeyaz Anfang März ohne Angabe von Gründen die neue Pressekarte verweigert. Die Akkreditierung ist außerdem Grundlage für die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis. Kurz darauf mussten Brase und Seibert die Türkei verlassen. Brase erhielt seine Akkreditierung noch im März zurück. Halil Gülbeyaz sagte der Deutschen Presse-Agentur, er habe bisher noch nichts Neues in der Sache gehört.

Die Verweigerung der Akkreditierungen hatte in Berlin Empörung ausgelöst. Die Affäre um die Pressefreiheit belastete die seit Jahren krisenhaften, jüngst aber verbesserten Beziehungen zur Türkei erneut schwer. Das Auswärtige Amt verschärfte unter anderem deswegen die Reise- und Sicherheitshinweise für die Türkei.

Direkte Ablehnungen von Akkreditierungen ausländischer Journalisten sind selten. Die Reporter werteten sie als Versuch, die kritische und unabhängige Berichterstattung internationaler Medien zu beeinflussen und Journalisten einzuschüchtern. Gegen lokale Medien geht die Regierung in Ankara schon seit langem vor. Nach dem Putschversuch im Juli 2016 verschärfte sich die Situation für türkische Journalisten erneut.