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dpa

Vorbilder Italien und Frankreich: „Bild“ testet Fußballzeitung

Jeden Tag nur Sport in der Zeitung − in anderen Ländern Europas ist das seit Jahrzehnten normal. Nun startet die „Bild“ den Versuch eines täglichen Fußballblatts in Deutschland.

Berlin (dpa) − Schon oft haben deutsche Verlage Pläne für eine tägliche Sportzeitung gehegt − jetzt macht das Medienhaus Axel Springer damit Ernst: Zum Bundesliga-Start bringt der Konzern von diesem Freitag (26. August) an sechs Mal in der Woche „Fußball Bild“ an die Kioske. In einem ersten Testlauf soll das Blatt von Montag bis Samstag in einer Auflage von 60 000 Exemplaren in den Großräumen Stuttgart und München erscheinen − 24 Seiten für einen Euro. 

 

Zuarbeiten sollen „Fußball Bild“ die „Bild“-Sportredaktion und die zwölf regionalen Standorte des Blattes. Die Redaktion greift auf alle Plattformen von „Bild“ zu und gestaltet daraus ein eigenes Angebot. Dazu sollen ein Kommentar auf der Titelseite gehören, die Panorama-Seite in der Mitte mit einem optischen Schwerpunkt und auf der letzten Seite ein historisches Stück.

Seit Jahren wachse die Fußballeuphorie in Deutschland, sagt Redaktionsleiter Matthias Brügelmann. Nun wolle man diesen Trend nutzen. Es sei schon immer der Traum der Redaktion gewesen, eine tägliche Sportzeitung zu gestalten, wie es sie in Spanien, Italien und Frankreich seit Jahrzehnten gibt.

Tatsächlich gehören „Marca“, „La Gazzetta dello Sport“ oder „L'Equipe“ für viele Sportfans in Europa zum Morgen-Espresso oder zur Fahrt in der Metro. Ob das neue Blatt an diese Erfolge knüpfen kann, dürfte die deutsche Medienszene mit Interesse beobachten.

In Frankreich und Italien haben die Sportblätter einen festen Platz auf dem Zeitungsmarkt. „L'Equipe“ steht mit knapp 230 000 verkauften Exemplaren an dritter Stelle im französischen Zeitungsranking (2015), in Italien liegt die „Gazzetta“ mit 160 000 Exemplaren auf Platz fünf.

Die Blätter sind auch Zentralorgane für Megaevents. „L'Equipe“ organisiert über eine Schwesterfirma Rennrad-Klassiker wie die Tour de France, die „Gazzetta“ ist am Giro d'Italia beteiligt. In Spanien sind die Fußballblätter in den großen Clubs verankert − „Marca“ und „AS“ bei den „Madridistas“, „Mundo Deportivo“ und „Sport“ bei den Fans von Messi & Co. vom FC Barcelona.

In Deutschland sieht Christoph Bertling, Medienwissenschaftler an der Kölner Sporthochschule, hohe Hürden für ein tägliches Sportblatt. ARD und ZDF seien ein fester Bestandteil des Systems Bundesliga. Ob Freitagsspiel, Pokal-Begegnungen oder Champions-League-Spiele − der Rundfunkbeitrag, den jeder Haushalt zahle müsse, ermögliche es den Öffentlich-Rechtlichen, ausführlich über Fußball zu berichten.

Der Testlauf für die „Fußball Bild“ soll nach der Hinrunde zu Ende sein. Danach wird entschieden, ob die Zeitung deutschlandweit vertrieben wird. Das vorläufige Erscheinungsgebiet mit 9000 Verkaufsstellen bilde mit der „Fußballhauptstadt München“ und dem zur Zeit im Fußball weniger erfolgreichen Stuttgart sowie den ländlichen Regionen dazwischen ein ideales Testgebiet ab, sagt Managing Director Print Fank Mahlberg. Sorgen, Leser könnten von „Bild“ zu „Fußball Bild“ abwandern, hat Mahlberg nicht: „Wenn ein Leser, dem das Fußball-Angebot in „Bild“ noch nicht reicht, zu „Fußball-Bild“ wechselt, kann uns das nur recht sein.»