Strategie

Wie C.H.Beck Lean Management umsetzt

Wie C.H.Beck Lean Management umsetzt Hakan Aksoy (Foto: C.H. Beck)

Hakan Aksoy sagt: "Lean Management ist gesunder Menschenverstand". Warum er bei der C.H.Beck in Nördlingen Lean Management eingeführt hat und wie die Umsetzung im Alltag funktioniert.

Herr Aksoy, Sie sind Experte für Lean Management bei der Druckerei C.H. Beck in Nördlingen. Wie haben Sie sich dafür qualifiziert?
Hakan Aksoy: Ich habe bei C.H. Beck eine Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert. Als Programmierer wird man schon dazu erzogen, Dinge zu optimieren. Anschließend habe ich eine Weiterbildung bei der IHK Aalen zum IT-Fachwirt abgeschlossen, die mich beruflich weitergebracht hat. Seit 2013 bin ich bei C.H. Beck Teamleiter im Bereich Beck.Media.Solutions und dort auch verantwortlich für die Optimierung der Produktionsprozesse. Mein Job hat sich also schon immer um das Optimieren gedreht.

Gab es einen bestimmten Moment, in dem Sie Ihr Interesse für das Thema Lean Management entdeckt haben?
Über einen Bekannten, der bei der Firma Hartmann in Heidenheim arbeitet, habe ich das Stichwort "Lean" gehört. Das hat mich interessiert und ich habe eine Schulung zum Thema Lean Administration besucht. Ich dachte, das höre ich mir mal an. Diese Fortbildung im Jahr 2016 hat mich sofort mit dem Thema infiziert. Der Lean-Gedanke ist sozusagen auf mich übergesprungen. So muss das auch sein, damit die Umsetzung klappt.

Wie ging es weiter?
Ich habe mehrere zusätzliche Module belegt, zum Beispiel zum Thema Kaizen. Am Ende der Weiterbildungen stand eine schriftliche und praxisorientierte Prüfung zum zertifizierten Lean Experten. Von Anfang an habe ich dabei auch die Unterstützung unserer Geschäfts- und Abteilungsleitung gehabt. Und dann hieß es: Leg mal los bei uns!

Ging das so leicht, einfach loszulegen mit Lean Management? Welche Voraussetzungen mussten dafür geschaffen werden?
Ich habe für mein Lean-Expert Abschlussprojekt einen Prozess im Haus streng nach Lean-Prinzipien begleitet, bei dem einiges optimiert wurde. Das hat vielen die Augen geöffnet. Die Geschäftsführung hat erkannt, dass der Bedarf eines strategischen Kompasses da ist. C.H. Beck ist ein familiengeführter Betrieb, der ausschließlich in Deutschland produziert. Da hat es bislang noch keine Lean-Prozesse gegeben. Dass die Geschäftsführung mitzieht ist jedoch ganz entscheidend für den Erfolg von Lean Management, denn es wird mit Lean die Unternehmenskultur stark verändert. Deswegen scheitern auch statistisch gesehen von zehn Unternehmen sieben Firmen daran. Deswegen muss man viel Ausdauer mitbringen.

Was haben Sie getan, damit Ihnen das so nicht passiert?
Wir haben zunächst externe Unterstützung geholt, ein Berater des Verbands Druck und Medien Bayern kam zu uns ins Haus und haben eine Schulungsoffensive gestartet. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht gleich alles angehen und umsetzen können. Stattdessen haben wir mit der Umsetzung der 5S-Methode angefangen. Sie eignet sich gut für den Einstieg in das Thema Lean Management.

Was versteht man unter 5S?
Die Methode kommt aus dem Japanischen und steht für ein Set an einfachen Regeln, bestehend aus fünf Tätigkeiten, die mit dem Buchstaben "S" beginnen: "Seiri, Seiton, Seiso, Seiketsu und Shitsuke". Auch ins Deutsche übersetzt beginnen diese mit "S": Selektieren, Systematisieren, Säubern, Standardisieren und Selbstdisziplin. Bei 5S geht es darum sich streng an diese Regeln zu halten und dadurch zu gewährleisten, dass jederzeit eine systematisierte Arbeitsplatzorganisation vorliegt. Somit spart man sich beispielsweise unnötige Suchzeiten, lange Transportwege oder Wartezeiten.

Haben Sie 5S direkt im ganzen Unternehmen eingesetzt?
Ja, sowohl in der Produktion als auch im administrativen Bereich haben wir damit begonnen. Es ist auch kein beendetes Projekt, sondern soll und wird täglich gelebt und durch Audits geprüft. Für die Umsetzung haben wir dazu ein bis zwei Freiwillige aus jeder Abteilung gesucht, unsere Prozessbegleiter. Im Moment sind es 16 Personen, die sich jede Woche treffen und die alle eine Basisschulung erhalten haben. Alle 16 Mitarbeiter bekommen Zeit für diese Aufgabe, um zum Beispiel an einzelnen Aggregaten in der Produktion oder auch in den Büros die 5S-Vorgaben umzusetzen. Der Idealzustand wäre jedoch, wenn jeder Mitarbeiter dies aus innerer Überzeugung selber lebt. 

Wie man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lean Management überzeugt und warum auch der externe Austausch wichtig ist, erklärt Hakan Askoy im vollständigen Interview. Es ist Teil des Dossiers "Lean Management in der Druckbranche" das hier als Heft oder zum Download bestellt werden kann. 

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