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Digitalministerin Dorothee Bär verschärft ihre Kritik an Roland Tichy

Nach schweren Sexismus-Vorwürfen hat sich Roland Tichy aus der Ludwig-Ehrhard-Stiftung zurückgezogen. In einem „FAZ“-Interview klagt die CSU-Politikerin Dorothee Bär, die Tichy scharf kritisiert hatte, dass der „verbale Ausfall“ bei dem Tichys-Einblick-Publizisten „System“ habe.

Berlin – Zunächst hatte die Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) ihre Mitgliedschaft in der Ludwig-Erhard-Stiftung aufgekündigt. Sie hatte ihren eigenen Rückzug damit begründet, dass es im Magazin Tichys Einblick „frauenverachtende und in höchstem Ausmaß sexistische Äußerungen“ gegenüber ihrer Kollegin Sawsan Chebli gegeben habe. Die Reaktion darauf: Laut einem Bericht der „FAZ“" wird der Journalist und Publizist Roland Tichy, ehemals Chefredakteur unter anderem der „WirtschaftsWoche“, im Oktober den Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung im Rahmen einer Mitgliederversammlung abgeben.

 

Nach dem angekündigten Rückzug von Tichy könnte es nach der neuen Vorstandswahl zu einer Rückkehr von Dorothee Bär in die Stiftung kommen, wie sie nun in einem "FAZ"-Interview mit Timo Frasch sagt. „Wenn der neue Vorstand die Ideale Ludwig Erhards, die mir sehr wichtig sind, wieder voranbringen will, dann stünde meiner Unterstützung auch nichts im Wege, nicht nur aus politischer, sondern auch aus persönlicher Verbundenheit: Ludwig Erhard stammt aus meinem Wahlkreis.“

Angesprochen auf die Frage, warum sie sich dezidiert zu Roland Tichy, aber nicht etwa über den FDP-Vorsitzenden Christian Lindner geäußert hatte, dem nach einem verunglückten Scherz auf dem Parteitag ebenfalls Sexismus vorgeworfen wurde, meint Dorothee Bär: „Man sollte nicht immer gleich den Stab über Leute brechen, sondern auch berücksichtigen, ob etwas System hat oder nicht.“ Im Fall von Roland Tichy ist dies offenbar vorhanden. 

 

„Bei Tichy hat der verbale Ausfall System. Ich habe ihn in der Vergangenheit mehrfach gebeten, zu bestimmten Sachverhalten Stellung zu nehmen oder sich zu distanzieren“, sagt die Spitzenpolitikerin im „FAZ"-Interview. „Das ist nicht passiert. Es spielt auch eine Rolle, ob man Einsicht und Reue zeigt und sich dementsprechend entschuldigt oder nicht.“

 

Von Männern erwartet sie, wenn es um das Thema Sexismus geht, dass „sie bei bestimmten Sprüchen nicht weghören oder mitlachen, sondern widersprechen“, machte Bär in dem Gespräch mit Timo Frasch deutlich. „In dem konkreten Fall haben Kollegen wie Jens Spahn oder Carsten Linnemann ihre Mitgliedschaften ruhenlassen.“

 

Generell sagt Dorothee Bär, dass es Frauen in der Gesellschaft schwerer hätten. „Wenn sie sich zu männlich kleiden, ist es nicht recht, kleiden sie sich zu weiblich, ist es auch nichts“, so ihre Aussage im „FAZ"-Interview. „Ich möchte mich aber nicht zur Ikone einer Anti-Sexismus-Bewegung aufschwingen, ich will einfach, dass wir so miteinander umgehen, wie wir es uns für unsere Töchter, Schwestern und Mütter wünschten – und auch für unsere Söhne, Brüder und Väter.“

 

Hintergrund: Die Ludwig-Erhard-Stiftung ist eine gemeinnützige Einrichtung, die von Altbundeskanzler Ludwig Erhard 1967 gegründet war. Er gab ihr die Aufgabe, freiheitliche Grundsätze in Politik und Wirtschaft zu fördern und die Soziale Marktwirtschaft in seinem Sinne zu stärken. Ziel ist eine freiheitliche Ordnung zur Sicherung menschenwürdiger Lebensformen.


Der Autor: Rupert Sommer ist freier Journalist und „kress“-Korrespondent München