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Fünf Karrieretipps für Journalisten: Wenn keiner sieht, wer Sie wirklich sind und was Sie können

Fünf Karrieretipps für Journalisten: Wenn keiner sieht, wer Sie wirklich sind und was Sie können Attila Albert.

Die Coronakrise klingt langsam ab. Viele Medienprofis würden sich jetzt gern endlich verändern. Aber sie fühlen sich gefangen in ihrer Rolle, sagt Mediencoach Attila Albert. Keiner scheint zu sehen, wer sie wirklich sind und was sie können. Der Ausweg: Authentischer kommunizieren.

Berlin – Ein People-Journalist verzweifelte daran, das er nur auf dieses Thema festgelegt wurde. Er hatte Politik studiert, war mangels anderer Angebote aber in die Unterhaltung gegangen. Seit langem bemühte er sich nun, in ein Auslands- oder Wirtschaftsressort zu wechseln. Er bewarb sich regelmäßig intern und extern. Gelegentlich bekam er auch ein Angebot. Aber es handelte sich praktisch immer wieder um die Tätigkeit, von der er gerade wegzukommen versuchte – nur eben in einer anderen Redaktion. Wieso traute ihm niemand mehr zu?

 

Die Produktmanagerin eines Medienhauses war ratlos. Seit mehr als zehn Jahren war sie bereits Single wider Willen und fand keinen Weg, das zu ändern. Es war nicht so, dass sie niemanden kennenlernte. Sowohl beruflich wie privat ergaben sich ständig Gelegenheiten. Doch kein Mann schien in ihr eine mögliche Freundin oder gar Ehefrau zu sehen. Dabei war ihr fast selbst peinlich, wie unspektakulär ihre Wünsche waren: Eine gemeinsame Wohnung, zusammen kochen, tanzen gehen, später einmal Kinder. Warum sah das niemand?

Zwei Situationen, die eines verbindet: Jemand fühlt sich von anderen falsch eingeschätzt bzw. nicht als derjenige erkannt, der er wirklich ist. Mit den entsprechenden Folgen: Man bekommt nicht das, was eigentlich perfekt passen würde. Weil keiner überhaupt auf die Idee kommt, dass es das wäre. Gerade jetzt in den Nachwehen der Coronakrise geht es vielen Medienprofis wieder so. Sie würden sich nun gern endlich beruflich verändern oder anders leben. Aber sie fühlen sich gefangen in ihrer Rolle. Doch es gibt einen Ausweg.

Eine Umgebung finden, die zu Ihnen passt

Im Kern geht es bei diesem Problem darum, authentischer als bisher zu leben und vor allem zu kommunizieren. Authentizität ist einer dieser Begriffe, die überstrapaziert werden.

Gemeint ist damit etwas ganz Banales: Aussprechen und tun, was Sie für richtig halten, weil es Ihnen entspricht. Sie leben damit entspannter, weil Sie sich weniger verstellen müssen. Sie können ohne Angst und Bedenken aussprechen, was Sie denken und fühlen. Sie sind damit auch erfolgreicher, weil Sie Umgebung und Menschen finden, die zu Ihnen passen.

Diese fünf Schritte können helfen, authentischer zu leben:

1. Werden Sie sich darüber klar, was Ihnen wichtig ist.

Schreiben Sie sich dazu einmal auf, was für Sie eigentlich nicht verhandelbar ist. Konkrete Ansprüche (z. B. neuer Job nur noch mit Homeoffice-Tag) oder allgemeine Werte (z. B. Abenteuer, Spaß). Auf meiner Webseite finden Sie dafür auch eine Vorlage zum Ausfüllen.

 

2. Erteilen Sie sich selbst keine Denkverbote.

Wahrscheinlich wissen Sie schon recht gut, was Ihnen wichtig ist. Stehen Sie bei Ihrer Reflektion zu Ihren Wünschen und Überzeugungen. Auch wenn Sie fürchten, dass andere Sie kritisch sehen könnten oder Sie sich um Chancen bringen. Seien Sie ehrlich zu sich selbst.

3. Sprechen Sie aus, was Sie wirklich wollen.

Nur so ist es möglich, dass andere Sie verstehen. Vielleicht denken sie sogar ähnlich, wollten aber auch nichts sagen. Oft genügt ein Nebensatz. Im Vorstellungsgespräch sagen, dass Sie mit der Ausrichtung des Titels Ihre Probleme haben. Beim Dating erwähnen, dass Sie heiraten wollen.

 

4. Beobachten Sie, wie sich Ihr Umfeld verändert.

Durch Ihre Ehrlichkeit zeigen Sie Profil und wofür Sie stehen. Manche werden sich abwenden, andere dafür plötzlich Interesse zeigen. Was sich dadurch verändert: Sie haben mit immer mehr Menschen zu tun, die Ihre grundlegenden Überzeugungen teilen und Sie unterstützen.

5. Entscheiden Sie sich im Zweifel für Ihre Werte.

Auch hier werden Sie schon jetzt ein Gefühl haben, was Ihnen gut tut und was nicht ("Bauchgefühl"). Nehmen Sie es ernst. Vergleichen Sie die Fakten, bei einem Jobangebot z. B. Tätigkeit, Titel, Gehalt, Marke. Entscheiden Sie sich am Ende aber für das, was Sie innerlich überzeugt.

Sie können sicher sein, dass Ihre Vorstellungen gar nicht so ungewöhnlich sind und von anderen geteilt werden. Ich hatte unter meinen Klienten schon weibliche Führungskräfte, die lieber hauptberuflich Mutter wären, aber den Vorwurf fürchteten, dann ihr „Potenzial“ nicht zu nutzen. Andere Frauen ärgern sich über ihre Mutlosigkeit, sich nie auf eine Führungsposition beworben zu haben. Manche Männer, die Kontinuität schätzen, zwangen sich zu unsinnigen Jobwechseln, um nicht als unflexibel zu gelten. Andere wiederum blieben bei Arbeitgebern, bei denen schon nach zwei Wochen klar war, dass sie überhaupt nicht zu ihnen passen.

Wer authentisch lebt, erspart sich viele derartige Verrenkungen und Umwege. Authentizität liegt dabei in Ihrer Verantwortung. Sie können sie nicht abdelegieren. Beispielsweise darauf hoffen, dass das HR Ihre wahren Talente entdeckt und fördert. Oder sich innerhalb eines Vorstellungsgesprächs vom potentiellen neuen Arbeitgeber erkannt wird, wer Sie wirklich sind. Klären Sie daher vorab für sich, wer Sie wirklich sind und was Sie wollen. Dann wird es Ihnen leicht fallen, entsprechende Wünsche und Erwartungen zu formulieren und sich nicht mehr unnötig mit Dingen aufzuhalten, die sowieso nicht zu Ihnen passen.

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis aus Journalismus, PR und Unternehmenskommunikation als Coach. Schwerpunkt: Berufliche und persönliche Neuorientierung. Im April 2020 erschien sein Buch: „Ich mach da nicht mehr mit“ (Gräfe und Unzer). Mehr als 20 Jahre hat er selbst als Journalist gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“ in Chemnitz, „Bild“ und „Blick“. Für einen Schweizer Industriekonzern baute er die globale Marketingkommunikation mit auf. Er hat Betriebswirtschaft und Webentwicklung studiert.