Ausbildung
Newsroom

Vorsicht, Sprachfalle (3)! – Richtig schreiben für Journalisten

Vorsicht, Sprachfalle (3)! – Richtig schreiben für Journalisten Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

Stephan Töngi gibt immer wieder freitags Tipps für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache. Diesmal beleuchtet er in seiner Newsroom-Kolumne „Genitiv kontra Dativ“.

Mannheim - Sprachbeobachter Bastian Sick hat es vor Jahren treffend formuliert: „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod.“ Stephan Töngis Appell lautet: „Sorgen Sie bitte mit dafür, dass der Genitiv überlebt!“

 

„Wir setzen alles daran, um der Täter habhaft zu werden“, wurde Baden-Württtembergs Innenminister Thomas Strobl in einer Zeitung zitiert. In Wirklichkeit hatte Strobl aber anders - leider nicht korrekt - formuliert: „..., um den Tätern habhaft zu werden.“ Ein weiterer Fall von Mord bzw. Totschlag nach Bastian Sicks zitiertem Motto!

 

Es geht also um Genitiv (früher Genetiv, Wessen-Fall) und Dativ (Wem-Fall). Manche Verben im Deutschen verlangen ein Genitiv-Objekt nach sich. Eines der bekanntesten ist „gedenken“. Oft heißt es fälschlich: „Die Trauergäste gedachten ...“ – Ich will es erst gar nicht ausschreiben, damit es sich nicht optisch im Hirn festsetzt. Richtig muss es jedenfalls heißen: „Die Trauergäste gedachten der Opfer des Krieges.“

 

Weitere Verben, die ein Genitiv-Objekt nach sich ziehen, sind zum Beispiel sich bedienen, sich erbarmen, sich etwas bewusst sein, etwas überdrüssig sein, entbehren (z. B. jeder Grundlage). Das Verb „bedürfen“ übrigens wird häufig durch Substantive ergänzt, denen kein flektiertes Artikelwort oder Adjektiv vorausgeht. In diesen Fällen bleibt das Substantiv endungslos: Dazu bedarf es Mut.

Aber: Er bedarf meiner Hilfe.  

 

Am nächsten Freitag geht es um soziale Medien.

Am vergangenen Freitag stand „das Klientel“ im Mittelpunkt.

 

Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen. 

 

Zum Thema „Besser Schreiben“ sind im Medienfachverlag Oberauer die „Journalisten-Werkstätten“ „Kreatives Schreiben“, „Titel und Teaser“, „Wie Wörter wirken“, „Wie Sätze wirken“, „Wie Texte wirken“ erschienen.


 

Top Meldungen aus Ausbildung