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Hauptfach Recherche: Die Deutsche Journalistenschule wird 60

Ihr zeitweiliger Ruf als "linke Kaderschmiede" ist längst verhallt, der gute Ruf in vielen Medienhäusern Deutschlands indes hält an.

München (dpa) - Ihr zeitweiliger Ruf als "linke Kaderschmiede" ist längst verhallt, der gute Ruf in vielen Medienhäusern Deutschlands indes hält an: Die Deutsche Journalistenschule (DJS) in München besteht 60 Jahre und feiert das Jubiläum am 29. Juni. Erwartet wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) neben viel Medienprominenz. Als Vorläufer und Beispielgeber der offenen Journalistenschulen in Berlin

sowie auch so mancher verlagseigenen Journalistenschule führt die DJS jährlich 45 oft schon akademische Schüler durch die immer wieder modernisierte Ausbildung. Sie hat inzwischen 2026 Journalisten ausgebildet - unter ihnen einige der heute bekanntesten und einflussreichsten Medienköpfe Deutschlands.

Günther Jauch, der in der 15. Lehrredaktion (1976/77) an der DJS in München war, bezeichnet die Zeit als prägend, "weil ich das erste Mal einen Einblick bekommen habe, wie man Journalismus macht". Auch der heutige Programmdirektor der ARD, Volker Herres, erinnert sich: "Die Ausbildung an der DJS war vom Feinsten: nicht verquast, abgehoben, sondern ganz konkret, Handwerk pur, journalistische Lehrstelle eben." Dabei lobt er vor allem die "Lehrmeister aus dem Who is Who im deutschen Journalismus". Er habe mit sehr guten Journalisten zu tun gehabt, bestätigt Jauch, "die nicht einfach nur Anekdoten erzählt haben, sondern richtig mit uns gearbeitet haben".

Auch noch im Jubiläumsjahr bilden berufserfahrene aktive Journalisten den Dozenten-Pool am Altheimer Eck in Münchens Innenstadt. Laut Schulleiter Ulrich Brenner sind es derzeit 180: "Die Lerninhalte spiegeln die Erwartungen der Medien wider." Gegründet wurde die DJS 1949 vom damaligen Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung" und Herausgeber der "Abendzeitung", Werner Friedmann, nach dem Vorbild amerikanischer Journalistenschulen als "Werner-Friedmann- Institut". Erst 1959 folgte die Umstrukturierung als Deutsche Journalistenschule mit einem Trägerverein aus Zeitungs- und Zeitschriftenverlegern, Deutschem Journalistenverband und der ARD.

Während in den Anfangsjahren die Ausbildung zum Zeitungsschreiber den Schwerpunkt bildete, vollzog die DJS den Medienwandel Schritt für Schritt mit. "Etwa um 1960 war die Hörfunkausbildung neu, dann folgte Fernsehen samt Kameras und Schnitt und seit Jahren schon sind Onlinejournalismus und crossmediales Lernen in der DJS an der Tagesordnung", sagt Brenner, der selbst Absolvent ist und 2002 die heutige Hörfunk-Chefredakteurin im Bayerischen Rundfunk, Mercedes Riederer, an der Spitze der Journalistenschule ablöste. Dabei war und ist eines immer wichtig geblieben: gute und gründliche Recherche.

Nach den hochpolitischen Jahren infolge der 68er-Generation seien vor allem in den 90er Jahren eher unpolitische Jahrgänge gefolgt. "Die waren sehr auf Effizienz und Karriere gepolt", sagt Brenner. Inzwischen seien viele Bewerber wieder sehr politisch - und vor allem auch sozial engagiert: "Viele haben in ihren Mappen auch Nachweise für Ehrenämter oder soziale Aufgaben." Noch immer finden viele Absolventen im Anschluss an die DJS-Zeit schnell einen guten Job, sagt er mit Blick auf eine Stichprobe. Von 105 befragten Absolventen der vergangenen fünf Jahre sind 45 fest angestellt bei verschiedenen Medienhäusern, 40 als feste Freie oder Pauschalisten beschäftigt und der Rest als freie Journalisten selbstständig.

Dass zu dem an der DJS vermittelten Rüstzeug noch eine Menge Erfahrung hinzukommen muss, ehe man eine Größe der Medienbranche ist, erfuhr nicht nur Sandra Maischberger: "Die DJS hat mir beigebracht, journalistisch mit Messer und Gabel umzugehen. Die Tischmanieren habe ich verfeinert und kann inzwischen auch komplizierte Fische filetieren." Auch die New-York-Korrespondentin der Deutschen Presse- Agentur dpa und frühere DJS-Schülerin Nada Weigelt zieht kulinarische Vergleiche: "Die Journalistenschule ist Haute Cuisine - kleine Portionen, aber exquisit."