Ausbildung
Newsroom

Richtig schreiben für Journalisten: Guter oder schlechter Klang

Richtig schreiben für Journalisten: Guter oder schlechter Klang Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 51: Stephan Töngi plädiert für stilvolle Zeitangaben.

Mannheim - Um als Antwort auf einen Fragesatz („Wann ...?") einen Zeitpunkt anzugeben, verwenden wir im Deutschen die Präposition in/im (= in dem) + Dativ. 
Beispiel: 
In den ersten Tagen habe ich mich nur mühsam erholt.

Das funktioniert natürlich auch mit einer Jahresangabe. 
Beispiel:
Im Jahr 2014 wurde Deutschland Fußball-Weltmeister. 

Oft begegnet einem eine solche Konstruktion auch ohne Artikel. 
Beispiel: 
In 2014 wurde Deutschland Fußball-Weltmeister.   

Letztere Form wird vom Duden jedoch als nicht standardsprachlich, „nach englischem Vorbild“ eingestuft. Also als Anglizismus, der schlecht klingt. Deshalb sollte man beim Schreiben darauf verzichten, auch wenn diese Form besonders in der Wirtschaftssprache sehr häufig anzutreffen ist.  

Natürlich kann eine Zeitangabe auch mit „an/am“ gebaut werden. 
Beispiel: 
Am Mittwoch nehme ich mir einen Tag frei. 
An meinem Geburtstag nehme ich mir Urlaub. 

Weniger elegant, eher salopp klingt es, wenn die Präposition weggelassen wird. Beispiel: 
Nächsten Mittwoch nehme ich mir einen freien Tag.

Besser klingt es so: Am nächsten Mittwoch nehme ich mir einen freien Tag.

Weniger elegant, sondern eher salopp klingt es auch hier: 
Beispiel: 
Vergangenes Jahr habe ich meine Verwandten in Österreich besucht.

Das klingt besser: 
Im vergangenen Jahr habe ich meine Verwandten in Österreich besucht.  

Und noch ein Beispiel, von einer Nachrichtenagentur geliefert: 
In Berlin etwa haben sich vergangenes Jahr gleich mehrere große Logistiker ... 
Weniger salopp klingt es so: 
In Berlin etwa haben sich im vergangenen Jahr gleich mehrere große Logistiker ...

 

Am kommenden Freitag dreht sich der Newsletter um den Buchstaben -h-.

Der vergangene Freitag beschäftigte sich mit wert/Wert.


Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

Top Meldungen aus Ausbildung