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Richtig schreiben für Journalisten: Hing und hängte

Richtig schreiben für Journalisten: Hing und hängte Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 56: Stephan Töngi gibt Tipps für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache. Heute erklärt er den Gebrauch des Verbs hängen im Präteritum.

Mannheim - Diese nette Geschichte, erzählt von einer Nachrichtenagentur, verströmt etwas von St. Martin. Und sie geht so: 

Frankreichs Tour-de-France-Liebling Julian Alaphilippe verzichtete nach der 18. Etappe des Radrennens 2019 auf sein Gelbes Trikot und schenkte es einem frierenden Jungen. Die Agentur beschrieb die Szene wie folgt: „Der 27 Jahre alte Alaphilippe nahm sein Trikot ab, hing es dem schlotternden Junge um …" 

Da fühlt man sich an seine Kindheit erinnert, in der einem jedes Jahr am 11. November ein anderer hilfsbereiter Franzose begegnete, nämlich St. Martin, Bischof von Tours. Und was der mit seinem warmen Mantel machte. Er zerteilte ihn mit dem Schwert und schenkte ihn einem frierenden Bettler. Vielleicht hängte er diesem diesen sogar um. Was er aber auf keinen Fall machte: Martin hing den Kleiderfetzen niemandem um. 
  
Um zu erkennen, was in diesem Nachrichtentext schiefgelaufen ist, wollen wir uns etwas mit Grammatik beschäftigen. 
Das Verb hängen wird im Präsens (Gegenwart) transitiv bzw. intransitiv benutzt. Transitiv bedeutet, dass es ein Akkusativ-Objekt (Wen-Fall) nach sich zieht. 

Beispiel: „Der Handwerker hängt die Dunstabzugshaube an die Wand.“

Intransitiv bedeutet, dass dem Verb kein Akkusativ-Objekt folgen kann: 

Beispiel: „Die Dunstabzugshaube hängt an der Wand.“"

Die Vergangenheitsformen von hängen bereiten manchen Schwierigkeiten. Nehmen wir unsere beiden Beispiele, dann muss es im Präteritum beim Handwerker „hängte“ (transitiv) heißen, bei der Dunstabzugshaube im zweiten Satz aber „hing“ (intransitiv). 

Beim transitiven Verb „umhängen“ wird das Präteritum mit „hängte … um“ gebildet. 

Demnach muss unser Einstiegssatz richtig lauten: „Der 27 Jahre alte Alaphilippe nahm sein Trikot ab, hängte es dem schlotternden Junge um …“

Auf die Schnelle zusammengefasst: 
hängen (transitiv) –  Präteritum: hängte, Partizip II: gehängt 
hängen (intransitiv) – Präteritum: hing, Partizip II: gehangen 


Der nächste Freitag dreht sich um einen falschen Genitiv.
Am vergangenen Freitag ging es um „falsche Fuffziger“.

 

Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

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