Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Der falsche Bindestrich

Mannheim – Was hat Open Air mit der deutschen Grundsicherung Hartz IV zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Die Verbindung soll ein Schreibfehler verdeutlichen: „Will ich lieber Open-Air?“, fragte ein Kollege in seinem Text. Seine Frage hätte lauten müssen: „Will ich lieber Open Air?“ 

Der aus dem Englischen entlehnte Begriff für Musik im Freien wird nämlich ohne Bindestrich geschrieben. Ebenso wie die Kurzform für die nach Peter Hartz benannte vierte Stufe des deutschen Arbeitsmarktmarktprogramms. Und trotzdem liest man immer wieder Hartz-IV (falsch) sowie Open-Air (falsch). 

Den Grund für beide Fehler vermute ich in häufig verwendeten gekoppelten Begriffen wie „Open-Air-Konzert“, „Open-Air-Festival“, „Open-Air-Besucher“. Oder „Hartz-IV-Empfänger“, „Hartz-IV-Bezieher“, „Hartz-IV-Reform"“. Bei solchen Kopplungen stellt der Bindestrich den notwendigen Zusammenhalt her. Solche Sprachbilder prägen sich ein und führen zu Fehlern.   

Hoffentlich sind bald wieder Open-Air-Veranstaltungen möglich!

In Sprachfalle 99 geht’s um das Wörtchen „intus“.
Sprachfalle 97 drehte sich um den Unterschied zwischen Model und Modell.  

Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

Zum Thema „Besser Schreiben“ sind im Medienfachverlag Oberauer die „Journalisten-Werkstätten“ „Kreatives Schreiben“, „Titel und Teaser“, „Wie Wörter wirken“, „Wie Sätze wirken“, „Wie Texte wirken“ erschienen.