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Wie Konstruktiver Journalismus gelingt – die Checkliste

Wie Konstruktiver Journalismus gelingt – die Checkliste Michael Gleich. Foto: Eric Vazzoler

Lösungsorientierter Journalismus ist eine Facette, die gängige Formate der Berichterstattung ergänzt und bereichert. Michael Gleich gibt zehn Punkte zum Gelingen.

Frankfurt – Wie Lösungsorientierter Journalismus gelingen kann, zeigt Michael Gleich in der Journalisten-Werkstatt „Konstruktiver Journalismus“. Dort gibt der Journalist auch eine Checkliste mit zehn Punkten:

 

1. Die Gründe eines sozialen Problems aufzeigen 

Aus dieser Analyse ergibt sich auch das Potenzial einer Lösung für Wirkung und Übertragbarkeit andernorts. 

 

2. Wird eine direkte Antwort auf ein Problem geschildert? 

Nagelprobe: Wenn nicht, ist sie nicht lösungsorientiert. 

 

3. Im Detail beschreiben, wie eine Lösung funktioniert 

Es geht um Methoden, praktische Anwendungen, Erfahrungen mitten aus dem Leben. 

 

4. Prozess der Problemlösung ins Zentrum stellen

Wie bei jeder anderen journalistischen Form geht es beim konstruktiven Journalismus darum, spannende Geschichten zu erzählen. Aber die Erzählung sollte ihre Spannung aus dem Prozess der Problemlösung selbst ziehen: zu überwindende Hürden, Gegenspieler, Herausforderungen, Niederlagen, erneute Versuche, erkämpfte Fortschritte … 

 

5. Nachweise für Ergebnisse und  Wirkungen nennen

Das ist sicher eine der größten Herausforderungen, insbesondere wenn sich eine Lösung noch im Stadium der Erprobung befindet. Dennoch kann man dazu Beobachter, Experten, Wissenschaftler befragen. Und transparent machen, wie sicher oder wackelig die Sache noch ist. 

 

6. Grenzen einer Lösung aufzeigen

Es gibt keine Patentrezepte. Jedes Konzept beinhaltet Risiken, Vorbehalte, eingeschränkte Gültigkeit. Guter Journalismus schreckt davor nicht zurück – und schaut genau hin. 

 

7. Neue Einsichten vermitteln

Ein spannendes Element von lösungsorientiertem Journalismus ist die Entdeckungsreise, auf die er Leser/Hörer/Zuschauer mitnimmt. Sie verstehen Veränderungsprozesse besser, lernen Methoden kennen, wie positiver Wandel gelingen kann, und die Kompetenzen von Menschen, die etwas bewegen. 

 

8. Jeglichen Zuckerguss vermeiden

Es geht nicht darum, Modelle, Organisationen, Persönlichkeiten oder Ideen anzupreisen, nicht um eine politische Agenda, nicht um Wohlgefühle beim Lesen. Sondern um unabhängigen Journalismus. 

 

9. Menschen mit praktischen Erfahrungen finden

Eine Story wird lebendig, wenn die Protagonisten selbst an der Lösung arbeiten, mit großer Vision und kleinen Schritten, wenn sie durch Höhen und Tiefen gehen und das Wissen über Umsetzungen haben. 

 

10. Schwerpunkt auf die soziale Innovation legen 

Bei „positiven Nachrichten“ gibt es die Tendenz, einzelne Menschen und ihre Großtaten abzufeiern. Dagegen geht es bei lösungsorientiertem Journalismus mehr um die Darstellung von Strukturen, Methoden, Prozessen und deren beobachtbaren Wirkungen. Faszinierende Protagonisten können jedoch komplexe Inhalte auf einfache Weise transportieren.


Die Journalisten-Werkstatt „Konstruktiver Journalismus“ können Sie hier bestellen. 

 

Zum Autor: Michael Gleich ist Journalist, Buchautor und Moderator. Nach Stationen bei WDR, „Natur“ und „Geo“ initiiert er mit Kollegen vor allem lösungsorientierte Multimediaprojekte. Etwa Peace Counts: Wie gelingt in Konfliktregionen die Rückkehr zum Frieden? Dabei geht es ihm stets um die Frage, was menschliche Lebendigkeit fördert und nährt.

 

In der Journalisten-Werkstatt finden Sie auch folgende Themen: 

  • Konstruktiv und kritisch 
  • „Dement, aber nicht bescheuert“ 
  • Offen fragen
  • Das komplette Bild, bitte!
  • Musterbrecher 
  • Apokalypse? No! 
  • Konstruktiv gedacht 

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