Jobs
Newsroom

So durchbrechen Sie die Job-Endlosschleife

So durchbrechen Sie die Job-Endlosschleife Attila Albert

Immer wieder dieselben Konflikte, derselbe ungeliebte Job, dieselben Ausreden: Viele Berufstätige stecken jahrelang fest. Karrierecoach Attila Albert erklärt, wie man festgefahrene Muster erkennt und den persönlichen Durchbruch schafft.

Berlin – Immer wieder Auseinandersetzungen mit einem Chef, der zu viel verlangt und zu wenig bietet; immer wieder Konflikte mit Kolleginnen und Kollegen, die sich bald als intrigant oder arbeitsscheu herausstellen. Manche Berufstätige fühlen sich wie im Filmklassiker Und täglich grüßt das Murmeltier: Alles wiederholt sich – so sehr sie sich auch bemühen, dass es diesmal, beim neuen Arbeitgeber oder im nächsten Team, anders wird.


Auch im Privatleben erleben das viele: immer wieder „Pech“ beim Dating, immer wieder Streit mit angeblich guten Freundinnen und Freunden, die am Ende nur an sich denken. Dabei hatte man auf einen Neuanfang gehofft und zweifelt nun in stillen Momenten: „Vielleicht liegt’s ja auch an mir?“
Ich persönlich kenne viele Medienprofis, die sich seit Ewigkeiten mit demselben Problem plagen. Einige wollten schon vor 15 Jahren den Job wechseln, weil sie es „in dieser Firma nicht mehr aushalten“, haben es aber bei ziellosen Weiterbildungen belassen – und sind heute noch da. Andere kämpfen seit Jahren mit Geldproblemen, sei es als Freie oder Angestellte, sind aber doch immer lieber in den nächsten Urlaub gefahren, anstatt sich intensiv mit einem ertragreicheren Geschäftsmodell bzw. Karriereweg zu beschäftigen.


Diese persönlichen Entscheidungen sind selbstverständlich erlaubt, haben aber Folgen: Die Lebensjahre vergehen, nichts wird gelöst, das Problem bleibt bestehen oder verschärft sich.


Veränderungen sind auch im mittleren und höheren Alter möglich
Immer wieder an derselben Hürde zu scheitern, immer wieder mit demselben Problem kämpfen zu müssen – das ist ermüdend und frustrierend. „Wieso passiert mir das immer wieder?“, fragen sich die Betroffenen. „Hat das denn niemals ein Ende?“


Aber persönliche Schwierigkeiten, die sich mehrfach ähnlich wiederholen, sind kein Zufall oder geheimnisvolle Schicksalsschläge („Pechsträhne“), sondern wertvolle Hinweise darauf, dass bestimmte ungünstige Entscheidungen immer wieder getroffen werden – obwohl man es eigentlich besser weiß.
Anders ausgedrückt: Das Problem verfolgt sie seit Jahren, weil sie es nie wirklich gelöst haben. Daher kommt immer wieder dasselbe Ergebnis.


Diese Einsicht ist die Chance, einen persönlichen Durchbruch zu erreichen und all das nun endlich hinter sich zu lassen. Denn natürlich können sich Menschen ändern – auch noch im mittleren und höheren Alter. Jeder kann seine bisherigen Ansichten und Prioritäten überdenken, sich neu orientieren, bessere Entscheidungen treffen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Ergebnisse günstiger ausfallen und das Leben leichter wird.


Im Rückblick fragen sich die Betroffenen: „Wieso habe ich nur so lange gewartet und gezögert? Wieso habe ich das so lange mitgemacht?“ Dabei beginnen große Veränderungen fast immer mit kleinen, bescheidenen Schritten – aber diesmal in eine neue Richtung.


Wenn immer etwas anderes wichtiger ist
Die Gründe für jahrelange Stagnation sind individuell unterschiedlich. Gelegentlich sind es einschneidende Ereignisse in anderen Lebensbereichen, die so viel Aufmerksamkeit und Kraft benötigen, dass es für anderes nicht mehr reicht. Dazu gehören z. B. Erkrankungen, Trennungen oder die Betreuung von Angehörigen. Hier ist es zumindest in der akuten Phase normal, alles andere aufzuschieben. Das darf nur nicht zum Dauerzustand werden, sondern erfordert eine andere Lebensplanung.


Wichtigstes Element dabei: Entlastung durch externe Hilfe – etwa im Haushalt oder bei Erledigungen aller Art. Das erlaubt dann auch wieder, Herausforderungen in anderen Bereichen anzugehen.
Häufiger aber ist es, erkannten Problemen immer wieder auszuweichen, sich abwechselnd nur mit Alltagsangelegenheiten zu beschäftigen („Für anderes habe ich gerade keine Zeit und auch keine Nerven“) oder mit Freizeit, Wochenenden und Urlaub („Jetzt brauche ich erst mal Zeit für mich und muss mich erholen“).


Immer ist etwas anderes wichtiger, wird die – zugegeben nicht immer angenehme und leichte – Lösung des Problems verschoben. So vergeht Woche um Woche, Monat um Monat, bis irgendwann Jahre daraus werden. Der Ausweg liegt darin, nicht mehr auf den großen Durchbruch zu hoffen, sich auch nicht von der Aufgabe einschüchtern zu lassen, sondern sich an die Arbeit zu machen.


Feste Zeit im Kalender einplanen
Das erfordert Zeit und Aufmerksamkeit – oft auch veränderte finanzielle Prioritäten. Beispiel: Wer keine berufliche Perspektive für sich sieht, sollte sich feste Zeiten im Kalender blocken, um sich regelmäßig damit zu beschäftigen (z. B. eine Stunde wöchentlich).


Diese Zeit kann man Überlegungen und Planungen widmen, sein Netzwerk ausbauen, Bewerbungen schreiben oder eine Karriereberatung, ein Coaching oder eine Weiterbildung angehen. All das bewirkt noch keine sofortige Lösung, aber den erwähnten Richtungswechsel: Man denkt über andere Dinge nach, orientiert sich erst innerlich und dann auch äußerlich neu.


Im Gegenzug dürfen vielleicht die nächste Netflix-Serie, der Wochenendausflug oder die teure Urlaubsreise ausfallen, weil man die Zeit und das Geld aktuell für wichtigere Dinge braucht. Haupt- und Alleinverdienende müssen hier oft ernsthafte Gespräche mit Partnerinnen, Partnern und Kindern führen, damit sie verstehen, dass jetzt die langfristige Perspektive wichtiger ist – und zwar für alle.
Das gilt vor allem für Führungskräfte, die einen gewissen Lebensstandard und damit verbundene Erwartungen etabliert haben, an die nun alle gewöhnt sind und die es schwer machen, wieder beweglicher zu werden. Hier gilt es, die Prioritäten – gerade beim Konsumverhalten – den veränderten Umständen anzupassen.


Vielfach warten die Betroffenen so lange, bis sich ihr Problem so zugespitzt hat, dass sie zum Handeln gezwungen sind, weil es einfach nicht mehr wie bisher weitergeht. Das ist der häufigste, aber auch anstrengendste Weg – mit den wenigsten Optionen.


Vorteil immerhin: Die Zeit des ewigen Aufschiebens ist vorbei, man muss sich nun wirklich bewegen. Klüger und angenehmer, wenn auch seltener, ist das frühe Handeln, wenn es noch nicht dringend scheint: Man hat mehr Ressourcen, kann sich Optionen suchen und schaffen, sollte aber auch dann Entscheidungen treffen.


Findet sich innerhalb von maximal einem Jahr keine eigene Lösung, die sich umsetzen ließ, empfiehlt sich kompetente externe Beratung.

 

Zur vergangenen Kolumne: Chef in Warteschleife

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

www.media-dynamics.org