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Zuversichtlich trotz Krise: So stärken sich Medienprofis mit einer positiven Zukunftsvision

Zuversichtlich trotz Krise: So stärken sich Medienprofis mit einer positiven Zukunftsvision Attila Albert

Wenn Sie eine lang andauernde Krise gut überstehen oder sich sogar verbessern wollen, brauchen Sie mehr als Durchhaltevermögen. Nämlich eine ermutigende, inspirierende Vision, wie es für Sie weitergehen soll. Mediencoach Attila Albert sagt, wie Sie durch eigene Ziele zuversichtlich bleiben.

Berlin – Fast jeder Medienprofi war in den vergangenen Monaten gezwungen, sich zumindest zeitweise auf das Allernötigste zu beschränken. Beruflich war durch die unsichere, ständig wechselnde Gesamtlage und den hohen Krankenstand vieles zu bewältigen. Dazu kamen häufig eigene gesundheitliche Probleme, drängende private Verpflichtungen (z. B. Pflege eines Angehörigen), Sorgen und Ängste. Dieser Fokus auf das Drängende ist anfangs sinnvoll, sollte aber nicht auf Dauer Ihre beherrschende Perspektive bleiben. 

 

Wer eine lang andauernde Krise gut überstehen oder sich sogar verbessern will, braucht mehr: Eine persönliche Zukunftsvision, die aktuelle Gegebenheiten berücksichtigt und auch die kommende Entwicklung (z. B. Rezession 2023) bedenkt. Sie sollten sich also nie ganz von den Ereignissen treiben lassen und selbst lieber nichts mehr ändern wollen, weil alles andere bereits in Bewegung ist. Dabei geht es nicht um Utopien, wie die Welt sein sollte. Sondern: Wie soll es für Sie beruflich und privat ganz praktisch weitergehen? Wenn Sie es nicht tun, entscheiden andere für Sie – möglicherweise nicht in Ihrem Sinne.

 

Eine Richtung für die alltäglichen Entscheidungen

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, sagte Helmut Schmidt bekanntermaßen 1980 zum „Spiegel“. Zyniker berufen sich seitdem darauf, um den Gedanken abzuwehren, dass die Zukunft konstruktiv gestaltet werden könnte. Dabei meinte Schmidt das überhaupt nicht, wie er 2010 im Zeit Magazin klarstellte: „Es war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage.“ Jeder, der zielgerichtet leben will, sollte zumindest eine grobe Vorstellung davon haben, wohin ihn seine alltäglichen Entscheidungen langfristig führen sollen.

 

Das ist für manche Journalisten eine Anstrengung, die zwar in ihren Kommentaren und auf Twitter bereits die Lösung für die Energiekrise, den Ukraine-Krieg und die Inflation haben, aber in eigener Sache oft erstaunlich rat- und tatenlos sind. Das ist nicht schlimm, wenn man das als eigenes Vermeidungsverhalten erkennt – ähnlich wie Urlaubsreisen, wenn daheim wichtige Angelegenheiten zu klären wären. So kann der erste Entschluss sein, sich aktiv mit der eigenen Zukunft auseinanderzusetzen, anstatt mehrheitlich zu reagieren.

 

Realistisch gesehen, wollen und können die wenigsten ihr Leben komplett umwerfen. Oft ändern aber bereits ein, zwei Grundsatzentscheidung das gesamte Bild. Beispiele: Alles beibehalten, wie es ist, nur die Beschäftigungsart (angestellt oder frei) oder das vertragliche Pensum (Voll- oder Teilzeit) oder den Wohn- und Arbeitsort ändern. Selbst das ist angesichts der normalen Grenzen, Einschränkungen und Verpflichtungen des eigenen Lebens bereits anspruchsvoll. Auch, weil dabei jeder mit eigenen Ängsten, Unklarheiten und Bedenken konfrontiert wird. „Kann, darf ich das überhaupt? Was könnte passieren?“

 

Langfristig planen, weil die Krise andauern wird

Bald beginnt das vierte Jahr dieser Krise, die bei uns im Januar 2020 mit den ersten Covid-19-Fällen einsetzte und sich fortlaufend in weitere Bereiche erweiterte. Ein Ende ist nicht absehbar, auch wenn Politiker aus nachvollziehbaren Gründen fortlaufend Zwischenetappen („diesen Winter überstehen“) ausrufen. Persönlich scheint es mir angesichts der komplexen, einander überlagernden Probleme und schwierigen möglichen Lösungen realistisch, dass die kommenden fünf bis sieben Jahre „nicht normal“ sein werden. Zu lange, um abzuwarten, weil auch das Ende noch völlig offen ist.

 

Im Coaching erlebe ich jeden Tag, wie unterschiedlich Medienprofis ihre persönliche Situation unter den aktuellen Umständen bewerten und angehen. Manche haben gerade jetzt ehrgeizige Entschlüsse gefasst (z. B. besseren Job suchen, Selbstständigkeit angehen, ins Ausland ziehen) und setzen sie nun schrittweise um. Andere sind gedanklich mit der ganzen Welt befasst, während ihre eigenen Angelegenheiten leiden. Wieder andere kostet es schon größte Mühe, alltägliche Kleinigkeiten zu erledigen, etwa ihre Aufgaben pünktlich zu erledigen, Termine einzuhalten, gut für sich und andere zu sorgen.

 

Das hat teilweise mit den Lebensumständen zu tun, mit den familiären und finanziellen Verhältnissen, dem Stress-Niveau im Beruf und dem Ausgleich im Privaten. Hier legt die Krise offen, wie gut Sie vorbereitet waren und was Sie zukünftig besser machen könnten. Aber auch Ihre mentale Verfassung, wie sie eine Stärken- und Potenzialanalyse objektiv zeigt (z. B. wie eigenverantwortlich, zielorientiert und effektiv Sie bisher herangehen). All das sind für Sie potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten für 2023 und darüber hinaus.

 

Attraktives Ziel, das Ihren Einsatz lohnt

Die persönliche Zukunftsvision fasst ganz grundlegende Wünsche zu einem Ziel zusammen. Sehen Sie sich zukünftig in einer Großstadt, beruflich stark engagiert in einem Konzern, Freizeit vor allem mit Freunden? Selbstständig auf dem Land mit Familie und Kindern, Kunden in der Stadt, die sie projektbezogen treffen? In einem kleinen Unternehmen mit Partnern, das Ihnen erlaubt, auch vom Ausland aus zu arbeiten? In den Medien oder anderswo? Sprechen Sie darüber, visualisieren Sie es (z. B. Moodboard, Collage). Beziehen Sie auch Partner, Kinder und Familie ein, soweit es für Sie bedeutsam und hilfreich ist.

 

Das ist mehr als ein Gedankenspiel: Es gibt Ihren täglichen Aktivitäten eine Richtung, macht Sie vor allem aber zuversichtlicher und mutiger, weil Sie ein attraktives Ziel haben, das Ihren Einsatz lohnt. Jede Krise verleitet dazu, ängstlich und risikoscheu zu werden, sich Schuldzuweisungen oder Alltagsfluchten zuzuwenden. Eine persönliche Zukunftsvision führt Sie darüber hinaus, denn sie lässt sich in einen Plan überführen, der tatsächlicumsetzbar ist und Ihr Leben konkret verbessert. Zuversicht ist dabei die beste Einstellung: Die Lage klar sehen – und wissen, dass Sie sie bewältigen können.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Trotz Krise einen Wechsel wagen

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.