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Agenten-Netz im Springer-Verlag? Organisation Gehlen hielt Peter Boenisch für einen Ost-Spion

Agenten-Netz im Springer-Verlag? Organisation Gehlen hielt Peter Boenisch für einen Ost-Spion Peter Boenisch

Die Organisation Gehlen - der Vorläufer des BND - hielt den langjährigen „Bild“-Chefredakteur und späteren Regierungssprecher Peter Boenisch für einen Ost-Agenten. Außerdem meinte BND-Chef Gehlen nach einem „Bild“-Bericht (Donnerstagsausgabe) im Springer-Verlag gleich einen ganzen Agentenring ausfindig gemacht zu haben.

Pullach/Berlin - Das ist eine der überraschenden Erkenntnisse der unabhängigen Kommission zur Erforschung Geschichte der Organisation Gehlen und des Bundesnachrichtendienstes von 1945 bis 1968. Nach fünf Jahren Forschung werden heute nachmittag in Berlin die Ergebnisse präsentiert.

 

Gerhard Sälter, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kommission und Autor des Buches "Phantome des kalten Krieges" (erscheint heute im Ch. Links Verlag), sagte zu „Bild“: "In Unterlagen der Organisation Gehlen - dem Vorläufer des BND - heißt es 1953, im Axel Springer Verlag gebe es einen erfolgreichen Versuch östlicher Infiltration. Diese angeblichen Ost-Agenten sollten ein Redakteur der Frauenzeitschrift Constanze und eine Redakteuerin des Hamburg Abendblattes sein."

 

Im „Hamburger Abendblatt“ sollen laut BND-Unterlagen Artikel erschienen sein, die "in geschickter Weise ostzonale Gesichtspunkte wiedergaben". Peter Boenisch soll nach Unterlagen aus dem BND Archiv Anfang der 50er Jahren durch Leitartikel aufgefallen sein, die "fast ausnahmslos einen pro-östlichen Charakter hatten".

 

BND-Forscher Dr Gerhard Sälter erklärte gegenüber „Bild“: "Als 1954 der bundesdeutsche Verfasungsschutz-Präsident Otto John plötzlich in Ost-Berlin auftauchte, geriet Peter Boenisch wieder in Verdacht. Der BND witterte eine Verschwörung durch den NWDR-Programmchef Alexander Maass und Boenisch. Sie hätten die Flucht nach Ost-Berlin vorbereitet und dann aber selbst nicht den Mut gehabt, in den Osten zu gehen. Diese Verdächtigungen kann man nur als hanebüchenden Unsinn bezeichnen."

 

Viele der BND-Mitarbeiter, die in der Operation "Fadenkreuz" Jagd auf angebliche Kommunisten machten, waren laut BILD ehemalige ranghohe Gestapo-Leute.  Historiker Sälte erklärte „Bild“: "Die Spionageabwehr der Organisation Gehlen und später des BND setzte sich in den 50er Jahren hauptsächlich aus Leuten des ehemaligen  nationalsozialistischen Verfolgungsapparaten zusammen."

 

Laut „Bild“ stand auch der NWDR im Fadenkreuz des BND. Der berühmte TV-Journalist Peter von Zahn wurde ebenso wie Adolf Grimme als kommunistischer Agent verdächtigt.

 

Gerhard Sälter sagte „Bild“: "Der BND hielt den NWDR und seine Mitarbeiter für die Zentrale aller Ost-Agenten in der Bundesrepublik." (B.Ü.)