Leute
Newsroom

Als Auslandskorrespondentin in Paris: "Gute Themen sind die besten Türöffner"

Einen Traum hat sich die Journalistin Lisa Louis erfüllt. Sie arbeitet für deutschsprachige Medien als Auslandskorrespondentin in der Stadt der Liebe. In Paris hat Lisa Louis auch die Journalistenschule besucht. Erstmals erzählt sie, wie sie den Einstieg als Auslandskorrespondentin geschafft hat.

Paris - Welche Themen aus Frankreich besonders gut bei deutsche Redaktionen ankommen? Lisa Louis, Jahrgang 1981, muss im NEWSROOM-Gespräch nicht lange überlegen. "Die besten Themen sind diejenigen, die den Deutschen schon etwas sagen – also gewisserweise mit alten Klischees spielen", sagt die junge Auslandskorrespondentin. Zudem verrät sie, wie sie die Chancen von der dapd-Tochter "sipa press" einschätzt, die ab Oktober mit AFP auf dem französischen Markt konkurrieren wird.

NEWSROOM: Frau Louis, Sie arbeiten als freie Journalistin in Paris. Wie oft hören Sie von anderen Journalisten, dass Sie neidisch auf Sie sind, auf Ihren Arbeitsort, auf die Stadt der Liebe?

Lisa Louis: Natürlich höre ich öfter von Kollegen, dass sie auch gerne in der Stadt der Liebe arbeiten würden. Und mein Leben ist ja auch toll – es ist abwechslungsreich, spannend, und meine Arbeit macht mir sehr viel Spaß. Dennoch ist natürlich auch Paris nur eine Stadt und auch mein Alltag hat seine Sonnen- und Schattenseiten. Zum Beispiel sind französische Behörden doch schon manchmal sehr anstrengend. 

 

Die Journalistin Lisa Louis arbeitet als Frankreichkorrespondentin in Paris. Im NEWSROOM-Gespräch erzählt sie über ihre Erfahrungen in der Stadt der Liebe.

 

NEWSROOM: Wie kam es zu der Entscheidung, von Paris aus zu arbeiten, dort Ihr journalistisches Glück zu suchen?

Lisa Louis: Ich bin 2005 für ein Doppeldiplom nach Paris gekommen. Danach wollte ich nicht gleich wieder zurück nach Deutschland und habe noch einen Master drangehängt – all das in internationaler Volkswirtschaftslehre. Als der fertig war, meinte eine französische Freundin zu mir: “Lisa, Du magst doch Paris so gerne – warum besuchst Du nicht hier eine französische Journalistenschule?” Also habe ich mich beworben, wurde genommen, und nach der Schule lag es einfach nahe, noch weiter hier zu bleiben. Schließlich hatte ich in der Zwischenzeit ganz gute Kontakte aufgebaut und – welcher Auslandskorrespondent hat schon das Glück, eine französische Journalistenschule besucht zu haben? Danach versteht man das Land doch schon um Einiges besser.

NEWSROOM: Sie haben die Grande Ecole Centre de Formation in Paris besucht, wie funktioniert die journalistische Ausbildung in Frankreich genau?

Lisa Louis: In Frankreich gibt es nicht das klassische, deutsche Volontariat. Es gibt einerseits  Journalistenschulen wie meine. Dafür muss man einen ziemlich harten Aufnahmetest bestehen, aber journalistische Vorerfahrung braucht man nicht unbedingt. Die bieten auch eine Ausbildung nach dem “Alternance”-System an. Das ist wie die duale Ausbildung in Deutschland – also teilweise im Unternehmen, bei den Medien und teilweise auf der Schulbank. Natürlich gibt es auch Quereinsteiger, aber die französischen Medien werden schon sehr von den Abgängern der Grandes Ecoles dominiert. Das System reproduziert sich selbst – ehemalige Schüler von Grandes Ecoles stellen gerne auch wieder Abgänger dieser Schulen ein. Das gilt als Qualitätssiegel.

NEWSROOM: Welche Herausforderungen mussten Sie umschiffen, um als junge freie Journalistin Kontakte zu deutschen Medien zu knüpfen?

Lisa Louis: Natürlich ist es besser, wenn die Medien einen vom Namen her schon kennen. Ansonsten muss man öfter erstmal eine Arbeitsprobe einschicken oder die nehmen den Artikel ohne Garantie – wenn er ihnen nicht gefällt, wird er nicht gedruckt und ich werde nicht bezahlt. Aber im Übrigen sind gute Themen die besten Türöffner. Die können einem auch kaum geklaut werden – schließlich haben die Medien ja nicht immer jemand anderen vor Ort. Und dann muss man nur noch gute Arbeit leisten.

NEWSROOM: Und wie läuft die Zusammenarbeit mit den deutschen Medien heute? Welche Themen kommen besonders gut an?

Lisa Louis: Die besten Themen sind diejenigen, die den Deutschen schon etwas sagen – also gewisserweise mit alten Klischees spielen. Aber auch sonst bietet Frankreich viel Abwechslung. Hier passieren oft leicht abstruse Dinge, und so etwas verkauft sich sehr gut.

NEWSROOM: In Paris gibt es zahlreiche deutsche Journalisten. Wie sind Sie mit den Kollegen vernetzt? Kennen Sie sich eigentlich alle?

Lisa Louis: Nein, alle kenne ich nicht. Aber ein paar von ihnen natürlich schon. Man trifft sich auf Pressekonferenzen und Ähnlichem. Und mit manchen von ihnen bin ich natürlich auch befreundet.

NEWSROOM: In Kürze wird die "sipa press", die französische Tochter der deutschen dapd-Gruppe, auch im Bereich der Nachrichten und Reportagen mit der AFP konkurrieren. Welche Chancen werden dem Newcomer in den französischen Medien gegeben?

Lisa Louis: "sipa press" wird wohl vor allem in Sachen Preise eine ernsthafte Konkurrenz für alteingesessene Agenturen wie die AFP sein. Das ist vor allem für lokale und regionale Blätter interessant, die selbst unter sinkenden Verkaufszahlen leiden.

NEWSROOM: Und was muss "sipa press" Ihrer Meinung nach besser machen, um sich zu etablieren?

Lisa Louis: Ich glaube, der Ansatz ist schon ganz gut – mit Text, Video und Smartphone-Service. Wenn sie es schaffen, flexibel und multimedial zu sein, haben sie bestimmt ganz gute Chancen.

Mit Lisa Louis, die als freie Journalistin in Paris arbeitet, sprach NEWSROOM-Chefredakteur Bülend Ürük.

NEWSROOM-Tipp: Hier geht es zur Website von Lisa Louis.