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Publizist Dieter E. Zimmer mit 85 Jahren gestorben

Der ehemalige Feuilleton-Chef der „Zeit“ starb bereits am 19. Juni.

Hamburg/Berlin (dpa) − Der Publizist und Literaturübersetzer Dieter E. Zimmer ist tot. Der ehemalige Feuilleton-Chef der Wochenzeitung „Die Zeit“ starb bereits am 19. Juni im Alter von 85 Jahren in Berlin, wie der Zeit-Verlag am Montag in Hamburg bestätigte. Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

 

Zimmer wurde 1934 in Berlin geboren. Nach dem Abitur studierte er dort Germanistik und Anglistik, später auch in Genf und den USA. Von 1959 an lebte er in Hamburg und war dort lange Redakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, von 1973 bis 1977 ihr Feuilletonchef. Seit 2000 lebte Zimmer als freier Schriftsteller, Literaturkritiker, Übersetzer und Publizist in der Hauptstadt.

 

In einer Laudatio zum 80. Geburtstag lobte „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe Zimmers intellektuelle „Unbestechlichkeit“, seine „knappe und klare Sprache“, mit der es ihm gelinge, auch komplizierte Sachverhalte verständlich zu machen, und sein umfassendes Wissen, weswegen man ihn einen „Renaissance-Menschen“ nennen könne.

 

Die „Süddeutsche“ bezeichnete ihn als „letzten Universalfeuilletonisten“. Zimmer veröffentlichte Bücher und Zeitschriftenartikel zu Themen der Psychologie, Biologie, Verhaltensforschung, Anthropologie, Medizin, Linguistik und Kommunikationswissenschaft.

 

Der Journalist schrieb über Freud und die Psychoanalyse, beklagte in „Hühner“ (1983) deren Batteriehaltung und publizierte Bücher zum Sprachwandel, etwa „Redens Arten“, „So kommt der Mensch zur Sprache“ (beide 1986), „Deutsch und anders“ (1997) oder „Die Wortlupe“ (2006). Außerdem übersetzte er Werke von Nabokov, Joyce, Nathanael West, Ambrose Bierce und Jorge Luis Borges.

 

Seit 1989 war Zimmer beim Rowohlt Verlag (Hamburg) als Herausgeber und Übersetzer für die 24-bändige deutsche Gesamtausgabe des Schriftstellers Vladimir Nabokov (1899-1977) verantwortlich. Daneben widmete er ihm mehrere eigene Bücher, etwa den Text- und Bildband „Nabokovs Berlin“ (2001), das Reiseabenteuerbuch „Nabokov reist im Traum in das Innere Asiens“ (2006), oder „Wirbelsturm Lolita“ (2008).