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Constantin Seibt über Tageszeitungen, Zeit und das Kolumnenschreiben - Verlosung

In dem Buch "Familienbande" sind die besten Kolumnen von Alexander, Constantin und Peter Seibt vereint. "In der Familie Seibt werden nur drei Dinge zuverlässig vererbt: die etwas zu große Nase, der etwas zu federnde Gang und das Kolumnenschreiben", heißt es im Klappentext.

Zürich - Constantin Seibt, Jahrgang 1966, gilt als begnadeter Autor, seine Stücke erscheinen im "Tages-Anzeiger" in Zürich. Der Familienvater wurde schon 2007 von der Fachzeitschrift "Schweizer Journalist" zum "Journalist des Jahres gekürt. In seinem Blog Deadline beschäftigt er sich mit dem "Journalismus im 21. Jahrhundert". Seibt sprach mit NEWSROOM über Tageszeitungen, Zeit und das Kolumnenschreiben.

NEWSROOM: Herr Seibt, jetzt zeichnen schon die deutschen "Lead Awards" Tageszeitungen aus, weil die immer magaziniger werden würden. Wie erleben Sie den Wandel der Tageszeitungen?

 

Journalist Constantin Seibt hat jetzt gemeinsam mit Bruder und Vater ein lesenswertes Buch veröffentlicht. "Familienbande" vereint 37 von über 2000 Kolumnen der Familie Seibt.

 

 

Constantin Seibt: Bei der eigenen Zeitung, dem „Tages-Anzeiger“, setzen wir weit mehr auf kurz oder lang und haben die mittleren Strecken weitgehend eliminiert. Das war eine kluge Entscheidung. Sonst sind sich Journalisten und Verleger glaube ich einig, dass Zeitungen variantenreicher, hintergründiger, besser werden müssen.  Die einzige Differenz besteht darin, dass die Verleger noch hinzufügen: mit weniger Leuten.

NEWSROOM: Sie sind gelernter Printjournalist. Wie schreibt es sich denn jetzt so auch verstärkt im Internet? Gibt es da Unterschiede?

Constantin Seibt: Text ist Text. Das Nette am Internet ist, dass man je nach Einfällen auch kürzer oder länger schreiben kann als geplant.

NEWSROOM: Viele junge Leute träumen auch heute noch von Glanz und Gloria in den Medien, von noblen Positionen bei "Bunte", "Krone" oder "Neue Zürcher Zeitung". Sollen wir Sie weiterträumen lassen oder doch erklären, dass Journalismus harte Arbeit und wenig Ehre bedeutet?

Constantin Seibt: Man soll ihnen alle Illusionen lassen. Am meisten die über die Ehre. Denn Ehre bedeutet ja nur, dass dir alle möglichen Leute auf die Schulter klopfen dürfen, ohne dass du dich beschweren kannst, was bei Beleidigungen immerhin noch möglich ist.

NEWSROOM: Im Netz sind Ihre Beiträge äußerst begehrt, viele Leser kommentieren, teilen Ihre Berichte mit ihren Freunden. Was macht eine gute Reportage, ein gutes Feature, ein gutes Meinungsstück aus?

Constantin Seibt: Schwung. Herz. Gut getarnter Fleiß. Etwas Glück.

NEWSROOM: Was sagen Ihre Kollegen in der Redaktion des "Tages-Anzeigers" zu Ihrer Präsenz in der Öffentlichkeit?

Constantin Seibt: Das beeindruckt die nicht sehr. Die publizieren ja auch in der Öffentlichkeit.

NEWSROOM: Wie viele Stunden sind Sie am Tag in den sozialen Medien unterwegs? Können Sie noch abschalten?

Constantin Seibt: So eine Stunde im Schnitt. Und zum Abschalten zwingt mich zuverlässig das Kindchen. Das allerdings immer energischer das Anschalten eines Computers fordert.

NEWSROOM: Kolumnen sind für einige Journalisten die Krönung der eigenen schöpferischen Arbeit, für andere die pure Hölle. Sie gelten im deutschsprachigen Raum als Großmeister der Kolumne. Wie lange brauchen Sie für ein Stück, das Ihrem persönlichen Qualitätsmaßstab standhält?

Constantin Seibt: Das Coole an einer Kolumne ist ja, dass Thema, Stil und Haltung schon im vornherein festgelegt sind. Man muss nicht wie sonst bei Null starten. Es sind die einzigen Texte, die ich schnell schreibe.

NEWSROOM: Und welchen Tipps geben Sie Kollegen, die Angst vorm Kolumnenschreiben haben?


Constantin Seibt: Genau das: Sich Thema, Ton, Haltung der Kolumne genau zu überlegen. Damit man nicht immer von Null beginnen und leiden muss.

Mit Constantin Seibt sprach NEWSROOM-Chefredakteur Bülend Ürük.

Zum Buch: "Familienbande" Literaturfälschungen - Managementkolumnen - Fussballgeschichten. 2012, 1. Aufl., 160 Seiten, Gebunden, Stämpfli Verlag, 34 Euro. Lesenswert! I

 

Das neue Buch "Familienbande". NEWSROOM verlost drei Exemplare.

 

Im Klappentext heißt es: "Wie gründet man einen Familienbetrieb? Man nimmt die Kinder zur Arbeit mit. Will man eine Familie von Kolumnenschreibern gründen, kann man das sogar zu Hause erledigen. Das Resultat davon ist dieses Buch. Es sind die Top 37 von geschätzten 2000 Kolumnen der Familie Seibt: Literaturfälschungen, Managementkolumnen und Fussballstorys.

Die Literaten, die Constantin Seibt für das NZZ-Folio fälschte, haben ein kleines Stück Pressegeschichte geschrieben. Sogar große Namen fielen hinein. Goethes gefälschte Memoiren über Marihuana etwa schafften es bis in die Titelgeschichte des "Spiegel". Peter Seibt schreibt alles, was man über Geld, Macht und Management wissen muss. Ohne Illusionen, Schwurbel und Schnörkel.

Alexander Seibt liefert den Abschluss: knochentrockene, tragische Fußballgeschichten, vom ermordeten Verteidiger bis zur ukrainischen Todeself."

Verlosung

Wir verlosen drei Exemplare von "Familienbande". Wer ein Buch gewinnen möchte, schreibt uns bitte eine E-Mail mit Namen und Postanschrift und dem Stichwort "Familie Seibt" an verlosung@newsroom.de. Einsendeschluss ist Freitag, 13. Juli, 24 Uhr. Die Gewinner werden benachrichtigt, der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.

NEWSROOM-Tipp: Hier geht es zum Deadline-Blog über den Journalismus im 21. Jahrhundert von Constantin Seibt