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Eine Sportreporter-Legende: Heinz Florian Oertel wird 80

Er war der wohl mit Abstand der bekannteste und populärste Rundfunk- und Fernsehreporter in der DDR.

Berlin (dpa) - Die Sportreportage in der DDR hatte über Jahrzehnte vor allem einen Namen: Heinz Florian Oertel. Er war der wohl mit Abstand bekannteste und populärste Rundfunk- und Fernsehreporter des Landes bis zu dessen Ende. Darüber hinaus moderierte er beliebte Sendungen im Hörfunk und im Fernsehen wie «7-10 Sonntagmorgen in Spreeathen», «He-he-he, der Sport an der Spree», «Porträt per Telefon» (die erste Live-Talkshow des DDR-Fernsehens) oder auch «Ein Kessel Buntes». 17 Mal war er «Fernsehliebling des Jahres» in der DDR. Am Dienstag (11. Dezember) wird Oertel 80 Jahre alt.

Der gebürtige Cottbuser war in rund 50 Berufsjahren Reporter bei insgesamt 17 Olympischen Spielen, acht Fußball-Weltmeisterschaften, 25 Eiskunstlauf-EM und -WM, Skiweltmeisterschaften, 17 Mal bei der Friedensfahrt, Leichtathletik-WM und -EM und so weiter. Auffallend war der für DDR-Verhältnisse ungewöhnlich lockere und oft bildhafte, streckenweise sogar unterhaltsame Reporter-Plauderton Oertels bei aller Sachkenntnis. In die Sportreporter-Anekdoten-Sammlung ist seine legendäre Aufforderung an die Fernsehzuschauer eingegangen «Nennen Sie Ihren Sohn ruhig Waldemar!», als Waldemar Cierpinski zum zweiten Mal Olympiagold im Marathon gewann.

Oertel war nach dem Kriegsdienst bei der Marine Schauspielanfänger am Stadttheater Cottbus. 1949 hielt er seine erste Rundfunkreportage im Studio Cottbus. Von 1951 bis 1991 arbeitete Oertel beim Berliner Rundfunk in der Nalepastraße, seit 1955 beim DDR-Fernsehen im Bereich Sport und Unterhaltung.

Als er vor zwei Jahren in Verbindung mit Stasi-Kontakten gebracht wurde, wies er dies als Unterstellungen zurück. «Ich war nie ein Stasi-Spitzel.» Die Birthler-Behörde habe ihm geschrieben, «dass eine Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheitsdienst nach Aktenlage nicht ersichtlich ist». Ein überzeugter DDR-Bürger sei er aber bis zuletzt gewesen, sagte Oertel seinerzeit in einem Interview («Super-Illu»). «Ich habe meinen Beruf geliebt, mich über jeden Sporterfolg in diesem meinem Heimatland gefreut. Und es hat mich gegrämt, wenn ein Sportler, der aus welchen Gründen auch immer, die DDR verlassen hat.»

Zu seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen gehören Olympiabücher (wie auch im nächsten Jahr geplant «Peking 2008») oder Erinnerungen wie «Reportagen - Unvergessenes aus 40 Jahren» und «Mit dem Sportmikrofon um die Welt». Zuletzt publizierte er das medienkritische Buch «Gott sei Dank. Schluss mit der Schwatzgesellschaft» (Verlag Das Neue Berlin). An seinem Geburtstag zeigt das RBB-Fernsehen ein Oertel-Porträt («Eine Reporterlegende wird 80» am 11. Dezember, 22.05 Uhr).