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Journalistik-Professor Überall: „SZ-Leaks ein Sturm im Wasserglas“ - Heisers Mitschnitte „strafbar“

Als „Sturm im Wasserglas“ empfindet der Kölner Journalistik-Professor Frank Überall die so genannten „SZ-Leaks“. Die Mitschnitte von Gesprächen in Verlagsräumen hält Überall sogar für strafbar. Von Bülend Ürük.

Köln - „Ja, es gibt werbefinanzierte Sonderseiten, und es gibt dafür auch eine eigene Beilagenredaktion. Jeder kann sich überlegen, ob er einen Job in einer solchen Redaktion annehmen will oder nicht. Wo ist das Problem?“, so Überall zu Newsroom.de.

Der „taz“-Redakteur Sebastian Heiser hatte in seinem privaten Blog den Vorwurf erhoben, dass die „Süddeutsche Zeitung „Schleichwerbung für Steuerhinterziehung“ betrieben habe. Ihm hatte Wolfgang Krach, stellvertretender Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, gegenüber Newsroom.de deutlich widersprochen.

 

Prof. Dr. Frank Überall lehrt Journalismus an der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (Köln/Berlin). Er ist ehrenamtliches Mitglied im Bundesvorstand des Deutschen Journalisten Verbands (DJV). Foto: Manfred Wegener

 

„Zeitungsverlage müssen auch Geld verdienen“, so Frank Überall. „Den Beweis, dass es unzulässige Einflussnahmen von Anzeigenkunden gegeben hat, kann ich in der bisherigen Berichterstattung über den ‚Fall’ nicht erkennen. Eine Beilagen-Redaktion funktioniert naturgemäß anders als eine ‚normale’ Zeitungsredaktion. Oder haben Sie schon mal einen kritischen Kommentar auf einer solchen Sonderseite gefunden? Das war nie Sinn und Zweck solcher Sonderveröffentlichungen, und er wird es auch nicht werden“, betont Frank Überall im Gespräch mit Newsroom.de.

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„Als Leser der Süddeutschen Zeitung weiß ich jedenfalls, was mich auf solchen Seiten erwartet. Da wird wenigstens mit offenerem Visier um Aufmerksamkeit gekämpft als beim neuen Trend des ‚native advertising’“, erklärt der Kölner Journalistik-Professor.

Die nun aufgeworfenen Fragen müssten nun aber natürlich aufgearbeitet werden, so Überall. Wolfgang Krach habe gegenüber Newsroom.de ja auch seinen Beitrag dazu geleistet.

„Was aber äußerst problematisch ist, sind die Mitschnitte, die von persönlichen Gesprächen angefertigt worden sein sollen. Mit Verlaub: So etwas ist strafbar! Im journalistischen Bereich ist es nur ausnahmsweise möglich, wenn extreme Verfehlungen aufgedeckt werden. Und nicht um einen Sturm im Wasserglas auszulösen“, macht Frank Überall deutlich.

Bülend Ürük