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Wie das medium magazin ein Zeichen für 100 heimliche Heldinnen im Journalismus setzt

Wie das medium magazin ein Zeichen für 100 heimliche Heldinnen im Journalismus setzt 100 „Hidden Stars“ im „medium magazin“.

Wie soll man Qualitätsarbeit „hinter den Kulissen“ des Journalismus sichtbar machen, deren Bewertung sich Externen entzieht. Diese Frage hat sich Chefredakteurin Annette Milz gestellt.

Frankfurt – „Zugegeben – mit diesem Ergebnis hatte ich nicht gerechnet: Weit über 100 Nominierungen an ,Heimlichen Heldinnen‘ im Journalismus binnen gut zwei Wochen. Und dabei hatten wir nicht mal besonders dafür geworben“, erklärt „medium magazin“-Chefredakteurin Annette Milz.

 

Es war eine spontane Idee und der Anstoß dazu zunächst ein paar Ärgernisse: Mitte Mai fiel in einem Gespräch über ein wie immer noch oft vorwiegend männlich besetztes Diskussionspodium wieder einmal: „Wir würden ja gerne, aber wir haben keine Frau gefunden, die ...“ Der Antrieb zu zeigen, dass das nicht stimmt und es auch anders geht, stand am Anfang der Idee zu der Aktion.

 

Der zweite Anstoß war nicht zuletzt die Diskussion über Qualitätsjournalismus nach dem Fall Relotius, die sich überwiegend auf Autorenschaft konzentrierte und kaum den „Maschinenraum“ in den Redaktionen im Auge hatte.

 

Doch wie soll man Qualitätsarbeit „hinter den Kulissen“ sichtbar machen, deren Bewertung sich Externen entzieht, die mit den üblichen Kriterien einer Jury kaum zu bewerten sind? Die Formatidee der „Hidden Stars“ setzt darauf, die Bewertung denjenigen zu überlassen, die es am besten beurteilen können: den Kolleginnen und Kollegen, die im redaktionellen Alltag mit den „Hidden Stars“ zusammenarbeiten.

 

Unter „Hidden Stars“ versteht Milz in diesem Fall diejenigen, die hinter den redaktionellen Kulissen dafür sorgen, dass journalistische Inhalte auf den vielfältigen Kanälen glänzen können – sei es durch sorgfältige Textarbeit, Schlussredaktion, kreative Formatentwicklungen, sorgfältige Projektbetreuung – kurzum, die als wertvolle Sparringspartner ihrer Autoren und Autorinnen wirken.

 

„Wir haben dazu 20 Eigenschaften als ,Skills‘ formuliert, von denen die Vorschlagenden ihren ,Heldinnen‘ jeweils fünf Top-Skills zuordnen sollten. Zusätzlich haben wir nach besonderer Fachkompetenz gefragt und um einen persönlichen Satz über die jeweilige Favoritin gebeten. Die erste Nominierung folgte nur wenige Minuten, nachdem wir das Umfrageformular online gestellt hatten. Danach entwickelten sich offenbar in nicht wenigen Redaktionen geradezu Kampagnen mit internen Aufrufen, ,endlich‘ auch mal diejenigen durch Nominierungen zu würdigen, die sonst selten im Rampenlicht ihrer Redaktionen stehen“, freut sich Milz.

 

Die Fähigkeit, Teamgeist zu fördern und zu motivieren, steht übrigens ganz oben auf der Liste der genannten Skills – ermutigend in einer Branche, die nach wie vor durch Individualisten und Einzelkämpfer geprägt, aber immer mehr auf Teamarbeit angewiesen ist.

 

Und es fällt auf, dass die besondere Wertschätzung, die sich vor allem in den persönlichen Sätzen zeigt, häufig von einer Emotionalität, geradezu Dankbarkeit geprägt ist, wie sie selten in der Branche zutage tritt:  „... weil sie die Texte anderer zum Strahlen bringt“.

 

Alle „Hidden Stars“ zum Kennenlernen finden Sie in der aktuellen Ausgabe des „medium magazins“.

 

Zudem finden Sie in der Julinummer: 

  • Ibiza-Gate: Was hinter den Kulissen lief. „SZ“-Redakteurin Leila Al-Serori über ein Video, das nicht nur Österreich verändert hat.
  • Vampir-Privileg für Ausländer-Hetzer. Dürfen Medien die Namen von Personen nennen, die in Facebook über Ausländer hetzen? Der BGH urteilt anders als der Presserat. Details von Rechtsanwalt Gero Himmelsbach. (Sehr lesenswert!)
  • Was soll ein Roboter-Journalist dürfen? Künstliche Intelligenz oder besser gesagt „Machine Learning“ übernimmt in den USA immer mehr journalistische Aufgaben. Welche neue Fragen damit aufgeworfen werden.
  • Neue Wege in der Bildberichterstattung. Die wichtigsten Erkenntnisse des jüngsten World Press Photo Awards.
  • Sieben lukrative Adressen für Freie. Wo freie Journalisten gebraucht werden, was dort von ihnen erwartet und dafür bezahlt wird
  • 13 Basics für modernen Onlinejournalismus. Viele junge Journalisten kommen mit falschen Vorstellungen in Onlineredaktionen. Dabei ist Onlinejournalismus mehr als Datenjournalismus und Storytelling.