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dpa - Deutsche Presseagentur GmbH

„B.“ wird 60 − Bettina Böttinger lässt sich nicht festlegen

Bettina Böttinger ist die Frau, die im WDR die Fragen stellt. Seit mehr als 20 Jahren moderiert sie Talkshows. Und dass sie bald 60 wird, ändert daran gar nichts.

Köln (dpa) − Bettina Böttinger hat in ihrer Karriere sehr viele Leute ausgefragt. Sie weiß daher, wann eine Frage Sprengkraft besitzt − und wann man sich als Befragter besser um sie herumlavieren sollte. Zum Beispiel bei der Frage, ob sie − geboren in Düsseldorf, wohnhaft in Köln − lieber Kölsch oder Altbier mag. „Ich halte es so: Bin ich in Köln, trinke ich Kölsch. Bin ich in Düsseldorf, trinke ich Alt“, erklärt sie zunächst salomonisch. Und schiebt dann nach, in ihrem schlagfertigen Böttinger-Ton: „Ich lasse mich da von Ihnen nicht festlegen, ich bin doch nicht verrückt.“


Bettina Böttinger kennt sich in den regionalen Befindlichkeiten Westdeutschlands bestens aus. Seit den 80ern arbeitet sie für den Westdeutschen Rundfunk (WDR). Die ganz große dauerhafte Talkshow in der ARD hat sie zwar nicht moderiert. Aber wenn am Freitagabend die Stunde der Talkshows in den dritten Programmen schlägt, gehört sie mit dem „Kölner Treff“ seit Jahren zu den beliebtesten Gastgebern. Am Montag (4. Juli) wird sie 60 Jahre alt.

 

Zu ihrer Paradedisziplin kam Böttinger eher durch Zufall − als Notersatz für Roger Willemsen, der eigentlich für eine WDR-Talkshow eingeplant war. 1993 läuft erstmals „B. trifft“, bald ein Klassiker. Zwei Gäste, die vorher nicht wissen, wer der andere Gast ist, sprechen über ein verbindendes Thema. In der ersten Folge war das „Affinität zu Affen“, kurioserweise mit Roger Willemsen als Gesprächspartner. „B. trifft“ wird ein riesiger Erfolg. 1996 startet „B. fragt“ in der ARD, wird aber nach wenigen Ausgaben wieder abgesetzt. „B. trifft“ hingegen läuft bis 2004.

 

Heute hat Böttinger im „Kölner Treff“ ihren Platz gefunden. „Ich bin da in einer sehr entspannten Situation“, sagt sie. Sie habe ja ihren Sendeplatz, den sie noch lange und gern behalte. „Die Situation in der ARD ist da ganz anders, da rangelt man um die Sendeplätze. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass Anne Will ihren Platz für Günther Jauch räumen musste, obwohl sie die bessere Talkerin ist.“

 

Zu Böttingers Vita gehört allerdings auch, dass sie selbst mal mediales Gesprächsthema war. 1995 fragte Harald Schmidt in seiner Sendung, was Böttinger mit einer Ausgabe der „Emma“, Eierlikör und einer Klobrille gemeinsam habe. Seine Antwort: Kein Mann fasse sie freiwillig an. Böttinger beschrieb die Situation später als „erzwungenes Coming-Out“. Sie gab Schmidt in seiner eigenen Show Kontra − und verließ sie vorzeitig. „Ich habe damals einfach gesagt: Es gibt eine bestimmte Grenze. Und das war meine Grenze“, sagt sie heute. Aber das beschäftige sie nach mehr als 20 Jahren nicht mehr.

 

Heute gebe es ja einige prominente Frauen, die öffentlich über ihre Homosexualität redeten, sagt Böttinger. „Das war vor 20 Jahren noch anders“, sagt sie. „Aber ich habe immer klar gesagt: Ich will nicht die Vorzeigelesbe vom Dienst sein. Ich bin Demokratin, ich bin Feministin, ich bin eine engagierte Frau. Und danach kommt die sexuelle Präferenz. Und nicht umgekehrt.“

 

Beruflich wartet womöglich bald noch mehr Arbeit auf sie. Der WDR wolle den Talk „Ihre Meinung“ fortsetzen, bei dem sich Zuschauer zu kontroversen Themen äußern können.

 

Zu ihrem Geburtstag hat Böttinger allerdings auch eine private Kontroverse lösen müssen. Wo feiern Sie als Düsseldorferin in Köln? Die Feier steige in Köln, verspricht sie. „Aber es war mir ein besonderes Bedürfnis, einen Düsseldorfer Köbes (Kellner) einzuladen. Und der kommt mit Altbier.“ Diese Antwort hat nun doch Sprengkraft.