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"Zeit Online" führt Zugangsschranke ein: "Das kann uns kaum jemand übelnehmen"

"Zeit Online" führt Zugangsschranke ein: "Das kann uns kaum jemand übelnehmen" Ausriss Zeit Online

Heute startet auf Zeit Online die Ära des Paid Content – mit einem Hybridmodell aus Freemium, Metered-System und Abopflicht. Erstmals wird auch die gedruckte Zeit jede Woche komplett auf der Website eingebunden. Von Anna von Garmissen.

Hamburg - Im Exklusiv-Interview mit kress.de erklären Zeit-Online-Chefredakteur Jochen Wegner und Moritz Müller-Wirth, Managing Editor und stellvertretender Chefredakteur der Zeit, wie das System aufgebaut ist und was sie damit erreichen wollen.

 

„Das Charmante an unserem Modell ist, dass wir etwas anbieten, was wir vorher nicht hatten, nämlich die aktuelle Ausgabe der Zeit“, sagt Jochen Wegner. „Und die stellen wir bei uns ins Schaufenster und sagen: Das könnt ihr auch noch haben.“ Die Paywall habe aber auch eine Schutz-Funktion: „Man will eine im Blatt prominent präsentierte Geschichte in der Woche des Erscheinens einfach nicht offen im Netz herumliegen haben“, so Wegner.


Ab sofort werden neben den abopflichtigen Texten auch etliche Print-Geschichten hinter einer Registrierschranke liegen. Das Login ist zwar kostenfrei, gewährt aber nur Zugang zu einem bestimmten Kontingent. Für den Anfang liege es bei einer Handvoll Artikel pro Woche, erklärt Moritz Müller-Wirth.

 

Das könne sich aber auch noch ändern, „je nachdem wie viele Leute das Kontingent ausschöpfen“. Die von Zeit Online erstellten Inhalte dagegen sollen überwiegend frei zugänglich bleiben. „Wir wollen natürlich niemals die Reichweite von Zeit Online gefährden, trotzdem aber unsere Digitalabos vermehren“, so Müller-Wirth. „Hoffen wir, dass sich beides verträgt.“

 

Der eigentliche Zweck des Modells liegt laut Jochen Wegner darin, qualifizierte Kontakte zu den Lesern aufzubauen. „Das ist für uns viel kostbarer, als sofort ein Bezahlverhältnis zu etablieren.“ Denn die Überschneidung zwischen Zeit-Online-Nutzern und Zeit-Lesern betrage maximal 15 Prozent. Wegner: „Das heißt im Umkehrschluss: 85 Prozent der Online-Leser kaufen selten oder nie die Zeit. Und die wollen wir erst mal kennenlernen.“

 

Anna von Garmissen