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Zeitung „Buenos Aires Herald“ schließt nach 141 Jahren

Ein schottischer Einwanderer gründet 1876 eine Zeitung in Argentinien. Das englischsprachige Blatt gewinnt Ruhm als historischer Verfechter der Menschenrechte. Es fehlen aber die Leser.

Buenos Aires (dpa) − Die englischsprachige argentinische Zeitung „Buenos Aires Herald“ (BAH) wird nach 141 Jahren eingestellt. Dies teilte das Blatt am Montag (Ortszeit) über Twitter mit. Die Zeitung war bereits vor knapp einem Jahr auf eine Wochenausgabe umgestellt worden. „Die Leser, vor allem die jüngeren, informieren sich gratis über Smartphones“, erklärte damals ein Leitartikel den Schwund der Leser.

Die liberal ausgerichtete BAH war während der Militärregierung (1976-1983) die einzige Zeitung in Argentinien, die über die Menschenrechtsverletzungen der Diktatur berichtete. BAH hatte 1976 zunächst den Staatsstreich der Militärs unterstützt. Im Jahr der Fußball-WM 1978 in Argentinien nahm die Zeitung angesichts der zahlreichen Verschleppungen und Ermordungen von Oppositionellen eine kritische Einstellung ein.

Als die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IACHR) 1979 in Argentinien die ersten 5580 Anzeigen über vermisste Menschen angenommen hatte, akzeptierte der BAH, im Auftrag von Menschenrechtlern die komplette Namensliste der Verschwundenen als Beilage in der Zeitung zu veröffentlichen. Ein Kommando der Militärs beschlagnahmte die frischgedruckten Bogen noch in der Druckerei.

Der damalige Direktor der Zeitung, der britische Journalist Robert Cox, musste kurz danach wegen Anschlägen und Todesdrohungen gegen seine Familie das Land verlassen. Der BAH berichtete jedoch weiter über die Menschenrechtsverletzungen der Militärs.

Die Zeitung war 1876 vom schottischen Einwanderer William Cathcart gegründet worden. Von 1968 bis 2007 wurde die Zeitung von dem US-Medienkonzern Evening Post Publishing Company herausgegeben. Ab 2008 wurde das Blatt vom Verlag der Wirtschaftszeitung „Ámbito Financiero“ übernommen, der jetzt die Schließung beschloss.