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Newsroom – Henning Kornfeld

KI: Wie „Bild“ ein eigenes Angebot mit Hilfe von ChatGPT entwickelt hat

KI: Wie „Bild“ ein eigenes Angebot mit Hilfe von ChatGPT entwickelt hat Daniel Böcking, Head of Audience Development (Foto: Wolf Lux)

Axel Springer hat den KI-Assistenten „Hey“ gestartet. Traumdeutungen, eine Geschichten-Erzähl-Funktion und Rezepte sind derzeit bei den Nutzern besonders gefragt. Daniel Böcking über die ersten Erfahrungen.

Berlin – Künstliche Intelligenz (KI) wird auch den Journalismus revolutionieren und bietet Medienunternehmen viele Chancen. Sie sollten daher ihre Ressourcen und Investitionen darauf ausrichten. Das ist seit einiger Zeit das Mantra von Mathias Döpfner, dem Vorstandschef von Axel Springer. Der Konzern gehört in Deutschland zu den KI-Vorreitern innerhalb der Medienbranche, nutzt die Technologie zur Effizienzsteigerung und Rationalisierung, aber auch für neue Produkte. Das prominenteste dieser Produkte ist der seit Anfang September bei „Bild“ installierte KI-Assistent „Hey“ (hey.bild.de), eine auf ChatGPT basierende Anwendung, mit der Springer laut Döpfner Künstliche Intelligenz „für alle zugänglich und nützlich machen will“. „kress pro“ berichtet, welche ersten Erfahrungen die Macher bisher gesammelt haben.

 

Welche Produktidee hinter „Hey“ steckt
Die meisten Deutschen steuerten ChatGPT aus verschiedenen Gründen nicht direkt an, etwa weil sie die OpenAI-Plattform als zu technisch oder zu nerdig empfänden, konstatiert Timo Lokoschat, stellvertretender Chefredakteur von „Bild“. Ihnen will Axel Springer ein passendes Angebot machen: „Mit ‚Hey‘ soll ‚Bild‘ zur bevorzugten Anlaufstelle für Menschen werden, die ohne Vorkenntnisse KI nutzen wollen“, sagt Lokoschat. Er beschreibt den KI-Assistenten als „eine Art betreutes ChatGPT, das die User empathisch empfängt, sie an die Hand nimmt, smarte Nachfragen stellt, aktiv das Gespräch führt und Probleme löst“.

 

Das geschieht, indem die „Bild“-Redaktion den Dialog zwischen Nutzern und dem Chatbot durch sogenannte Experiences startet, strukturiert und lenkt. Sie beschäftigen sich insbesondere mit Themen aus den Bereichen Ernährung, Finanzen, Reise und Unterhaltung. Einstieg in eine Experience ist eine Grafik, oft erstellt von der KI Midjourney, mit einer Schlagzeile. Wer darauf klickt, wird mit einem kurzen Text begrüßt und kann über einige vorformulierte Fragen in den Dialog mit „Hey“ einsteigen. Im weiteren Verlauf eines solchen Gesprächs stellt der Assistent immer spezifischere Nachfragen, möglich ist aber auch ein freier Dialog mit der KI. „Durch intensives Prompting haben wir die Möglichkeit, Regeln für die Antworten und ihre Tonalität vorzugeben“, sagt Daniel Böcking, Head of Audience Development von „Bild“. „Wir können ChatGPT auf ein Gesprächsgleis setzen und die Datenbasis festlegen, so dass die Antworten fundiert sind. So schaffen wir einen Rahmen, im Verlauf eines Gesprächs wächst aber der Freiraum für die KI.“

 

Das Business-Innovation-Team von Axel Springer hat die technologische Plattform für „Hey“ entwickelt. Es ist auch für Tests und die sukzessive Weiterentwicklung des Tools zuständig. Durch Prompt-Engineering haben Redakteure der Künstlichen Intelligenz grundsätzliche Eigenschaften gegeben und sie mit detaillierten Briefings zu bestimmten Themenfeldern ausgestattet. Laut Lokoschat und Böcking sind gut 20 „Bild“-Redakteure mehr oder weniger regelmäßig mit „Hey“ befasst. Als Hilfsmittel steht ihnen ein von Springer selbst entwickelter Prompt-Generator zur Verfügung.

 

  • Was der KI-Assistent nicht kann
  • Wie „Hey“ bei den Usern ankommt
  • Wie es mit Hey jetzt weitergeht

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