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KNA

Wikipedia mit Strategie für Umgang mit Künstlicher Intelligenz

KI verändert das Internet – und das Online-Lexikon Wikipedia will Schritt halten. Deshalb hat sich die Organisation nun eine Strategie für die Technik gegeben – und verspricht, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

San Francisco (KNA) – Das Online-Lexikon Wikipedia hat sich eine Strategie für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) verordnet. Das gab die Träger-Stiftung Wikimedia Foundation am Mittwoch bekannt. Mit der Strategie solle sichergestellt werden, dass die Menschen, die an Wikipedia beteiligt sind, an erster Stelle stehen und von der Technik unterstützt – nicht ersetzt – werden.


Wikipedia ist ein Online-Lexikon mit einem gemeinschaftlichen Ansatz. Alle Nutzer können ehrenamtlich Einträge zu Themen in verschiedenen Sprachen verfassen, die dann wiederum von anderen Nutzern ergänzt, korrigiert oder – im Fall von missbräuchlicher Nutzung – entfernt werden können. Das Angebot ist kostenlos, finanziert sich hauptsächlich durch Spenden und arbeitet nicht gewinnorientiert.

 

„In Zeiten, in denen das Internet sich weiter verändert und die Nutzung von KI zunimmt, erwarten wir, dass das Ökosystem des Wissens immer mehr durch qualitativ schlechte Inhalte, Misinformation und Desinformation verschmutzt wird“, heißt es in der Strategie. Neue Inhalte zu generieren, werde durch KI immer billiger und niedrigschwelliger. Die Prüfung dieser Inhalte bleibe aber langsam und teuer.

 

„Für viele Menschen und Regierungen weltweit ist es nun möglich, innerhalb von Minuten tausende Artikel zu generieren, die Wikipedia-Inhalten ähneln. Diese Fälschung zu erkennen, ist schwer“, so die Autoren. Die Prüfung von Informationen sei aber das Rückgrat einer Enzyklopädie, weswegen Editoren – also Menschen, die Artikel schreiben und überprüfen – bestmöglich unterstützt werden sollten.

 

Mensch im Mittelpunkt

Hierfür verpflichtet sich Wikipedia, in die Entwicklung von KI-Anwendungen zu investieren, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen und ihn bei seiner Arbeit bestmöglich unterstützen. Sie sollen beispielsweise automatisierte Hinweise geben, wenn in einem Artikel eine Prüfung notwendig sein könnte.

 

Auch bei der Suche nach Informationen und bei der Übersetzung in andere Sprachen sollen KI-Anwendungen behilflich sein, sodass Editoren sich auf Aufgaben konzentrieren können, die von Menschen ausgeübt werden sollten. Hierzu zählt die Strategie beispielsweise das Einbringen von Perspektiven aus einer bestimmten Region oder Kultur, die die Diversität von Wikipedia verbessern könnten.

 

Die Strategie kommt zu einem heiklen Zeitpunkt für Wikipedia. In dieser Woche hat die US-Regierung von Präsident Donald Trump das Projekt ins Visier genommen. Ein von Trump eingesetzter Staatsanwalt hat der Wikimedia Foundation einen Fragenkatalog geschickt, der klären soll, inwiefern ausländische Regierungen Einfluss auf die Informationen nehmen könnten, die US-amerikanischen Staatsbürgern zur Verfügung stehen. Darin droht er implizit an, der gemeinnützigen Organisation ihre Steuerbefreiung abzuerkennen, was finanzielle Folgen für Wikipedia haben könnte.

 

Die Gefahr einer Einflussnahme sieht der Staatsanwalt vor allem deshalb als gegeben, weil Wikipedia-Informationen von Suchmaschinen wie Google bevorzugt angezeigt und die Artikel auch als Trainingsmaterial für die Entwicklung von KI-Modellen genutzt würden.