Chancengleichheit auch in der Sprache

Chancengleichheit auch in der Sprache

Die Duden-Redaktion erfasst in der Online-Ausgabe erstmalig Einträge für weibliche Berufsbezeichnungen, seit dem letzten Jahr gibt es einen Anhang zur gendergerechten Sprache und auch dem Wort „Gendersternchen“ wurde ein Platz im Duden eingeräumt. Spätestens seitdem wird auch in der DPRG die Frage diskutiert, ob und wie sie es als Berufsverband mit dem Gendern hält.

Aus diesem Grund hat Dr. Annika Schach, Professorin an der Hochschule Hannover und als Beisitzerin Mitglied des Bundesvorstands, Empfehlungen für den Verband und seine Mitglieder zum Umgang mit geschlechtergerechter Sprache in der Unternehmenskommunikation entworfen. Das vollständige Dokument kann über die DPRG Mitglieder-App DPRG.mobil im Bereich „Service – Publikationen“ heruntergeladen werden.

Ziel der Empfehlungen ist es einerseits, die Diskussion über einen angemessenen gendergerechten Sprachstil in der DPRG anzustoßen und andererseits Mitgliedern einen Orientierungsrahmen für den beruflichen Alltag an die Hand zu geben. So heißt es in dem Dokument: „Als Berufsverband steht die DPRG für Diversität in der Kommunikationsbranche und unterstützt Mitglieder, sich mit dem Thema Diversität und Diskriminierungsfreiheit individuell auseinandersetzen möchten.“

Nicht erst seit der Duden-Neuauflage 2020 wird das generische Maskulinum immer seltener verwendet und damit auch immer weniger als umfassend wahrgenommen, so Prof. Dr. Annika Schach. Aber wie geht es weiter? „Wenn wir geschlechtergerechte Sprache verwenden, gibt es kein richtig oder falsch im Sinne einer Rechtschreibregel. Es ist eine Frage der Stilistik, die jede Organisation für sich entscheiden und dabei die möglichen Varianten ausloten muss,“ heißt es in den Empfehlungen. Für die Umsetzung in der Kommunikation gibt das Papier einige allgemeine Hinweise, enthält aber keine Empfehlungen für eine spezielle Genderform.

 

Partizipien und geschlechtsumfassende Formulierungen nutzen

Die natürlichste Form, geschlechterumfassend zu formulieren. Partizipien und geschlechtsumfassenden Formulierungen (Beispiele: Studierende, Vorsitzende, Lehrkräfte, Leitungen, Mitarbeitende, Menschen oder Personen), Kollektivbezeichnungen (wie z.B. Belegschaft oder Team) oder neutrale Formulierungen (z.B. niemand statt keiner) tragen der Gendergerechtigkeit Rechnung.

 

Gendersensible Anrede

Für das klassische „Sehr geehrte Damen und Herren“ lassen sich je nach Anlass und Kontext, verschiedene Alternativen finden, wie z.B. „Sehr geehrte Gäste, liebe Teilnehmende“. In der direkten Ansprache einer Person lässt sich mit dem Vor- und Nachnamen eine persönliche und geschlechtsumfassende Variante nutzen.

 

Vielfalt zulassen und Kommunikation begleiten.

Auch wenn es vermeintlich nur kleine Formulierungsänderungen in der Unternehmenssprache sind, ist eine Umsetzung von Sprachregelungen immer mit Unsicherheiten und auch kontroversen Debatten begleitet. Wichtig ist es daher für Kommunikationsprofis, einen solchen Prozess gut zu begleiten und vielleicht auch in kleinerem Umfang zu testen. Ein Tipp: An konkreten Textbeispielen die Möglichkeiten gemeinsam erarbeiten. Sprache ist immer auch Ausdruck individuellen Stils, somit ist es nicht hinderlich, Sprachwandel im Unternehmen als Prozess, weniger als Dienstanweisung zu begreifen.

 

Prof. Dr. Annika Schach ist Soziologin und promovierte Sprachwissenschaftlerin. Seit 2013 ist sie Professorin für Angewandte Public Relations an der Hochschule Han[1]nover und arbeitet als freiberufliche Kom[1]munikationsberaterin mit den Schwer[1]punkten NPO, Verwaltung und Behörden. Dem Bundesvorstand der DPRG gehört sie seit 2020 als Beisitzerin an. Annika Schach ist Autorin und Herausgeberin zahlreicher Publikationen zu den Themen Sprache in der PR, Storytelling, Influencer Relations und Krisenkommunikation.

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