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Von Ahlers über Augstein bis Strauß - die Protagonisten der "Spiegel"-Affäre

Wer welche Rolle in der "Spiegel"-Affäre spielte.

Hamburg (dpa) - Im Oktober 1962 verändert die "Spiegel"-Affäre das Verhältnis von Politik und Medien nachhaltig. Nach einem kritischen "Spiegel"-Artikel über die Bundeswehr wird die Hamburger Zentrale des Magazins durchsucht. Mehrere Redakteure werden festgenommen, darunter Herausgeber Rudolf Augstein und der stellvertretende Chefredakteur Conrad Ahlers, Verfasser des Textes "Bedingt abwehrbereit". Ihr großer Gegenspieler ist Verteidigungsminister Franz Josef Strauß, der die Strafverfolgung forciert. Am Ende geht der "Spiegel" als Gewinner aus der Affäre hervor. Die Bundesregierung von Kanzler Konrad Adenauer gerät hingegen in Bedrängnis, Strauß verliert sein Amt. Hier Kurzporträts der Hauptakteure der Affäre.

CONRAD AHLERS: Ahlers gilt als Schlüsselfigur der Affäre. Seine Zustandsbeschreibung der Bundeswehr ist es, die in der angespannten Beziehung zwischen Strauß und "Spiegel" das Fass zum Überlaufen bringt. Nach Erscheinen der "Spiegel"-Ausgabe vom 8. Oktober macht der frühere Fallschirmjäger Urlaub in Spanien, wo er verhaftet wird. Insgesamt sitzt Ahlers 55 Tage in Haft, am Ende bleibt von den Vorwürfen des Landesverrats aber nichts übrig. Die "Spiegel"-Affäre schadet seiner Karriere nicht: Sieben Jahre später wird der gebürtige Hamburger Regierungssprecher von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD).

RUDOLF AUGSTEIN: 15 Jahre nach der Gründung des Magazins ist Augstein einer der streitbarsten Journalisten der Nachkriegszeit. Seine zornigen Tiraden gegen Adenauer und Strauß sind legendär, die "Spiegel"-Affäre ist Höhepunkt seiner Fehde mit den mächtigen Unions-Granden. Insgesamt muss Augstein im Zuge des Skandals 103 Tage ins Gefängnis - länger als jeder andere. Die Affäre, an dessen Ende Augstein und seine Mitstreiter als Freiheitsheroen gefeiert werden, zementiert den Ruf des Blattes als "Sturmgeschütz der Demokratie". Die Auflage des "Spiegels" klettert bis an die Millionengrenze - sein Herausgeber Augstein ist mächtiger denn je.

FRANZ JOSEF STRAUß: Der temperamentvolle CSU-Vorsitzende gilt als möglicher Adenauer-Nachfolger. Das Bundestagsmitglied der ersten Stunde, ist wortgewaltig, machtbewusst und ein guter Strippenzieher. Als Verteidigungsminister erarbeitet Strauß Pläne zur atomaren Bewaffnung der Bundeswehr - für Augstein mit ein Grund, warum Strauß niemals Kanzler werden darf. Als der kritische Artikel über die Nato-Übung "Fallex 62" erscheint, ist Strauß außer sich vor Wut. Auf sein Geheiß hin wird Ahlers in Spanien verhaftet. Anfangs bestreitet Strauß seine Verwicklung in die Affäre, am Ende wird der Druck zu groß - Strauß muss nach einem Aufstand der FDP-Minister zurücktreten.