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Aus für Deutschlands ältestes Schwulenmagazin: „Du&Ich“ wird eingestellt

Die Printkrise macht auch vor dem ältesten Schwulenmagazin Deutschlands nicht halt. Von Bülend Ürük.

 

Berlin - „Du&Ich“, dessen Erstausgabe am 1. Oktober 1969 erschien, also kurz nach der Reform des Paragrafen 175, wird eingestellt. Die letzte reguläre Ausgabe (Heftnummer 493) erscheint an diesem Freitag, 25. Juli.

Nach NEWSROOM-Informationen hat sich die Redaktion, die seit September 2006 von dem erfahrenen Journalisten Andreas Hergeth als Chefredakteur geführt wurde, im Verlag bereits am vergangenen Montag verabschiedet und einen Ausstand gegeben.

Das Magazin, das im vergangenen Herbst mit einem aufwendigen Relaunch neue Leser anziehen wollte und journalistische Vielfalt bot, konnte am Ende die wirtschaftlichen Erwartungen der Verlegerinnen Gudrun Fertig und Manuela Kay nicht erfüllen.

Von der Einstellung von „Du&Ich“ sind die anderen Printmagazine des Berliner Fachverlages Special Media SDL (unter anderem „Siegessäule“, „L-Mag“) nicht betroffen.

Der Markt für schwule Kauftitel steht unter massivem Druck, „sie sind halt Dinosaurier“, so ein Medienkenner.

Konnten die Verlage in den 1980er und 1990er Jahren noch Geld vor allem mit Kontaktanzeigen verdienen, ist dieser gesamte Bereich ins Internet abgewandert. Auch Markenartikler halten sich im Gegensatz zu Unternehmen in den USA oder Großbritannien in Deutschland mit Werbeanzeigen zurück.

Zudem gibt es journalistisch Druck aus dem Netz, hier gibt es viele kostenlose Angebote. Die haben oft nicht den journalistischen Anspruch von „Du&Ich“, reichen vielen Lesern aber offensichtlich aus.

Erst Ende Mai 2014 musste das traditionsreiche schwule Medienhaus Bruno Gmünder („Spartacus“, „Spartacus-Traveler“, „Männer“) beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin Insolvenz anmelden.

Laut Verlagsangaben hatte „Du&Ich“ zuletzt eine Auflage von 17.000 Exemplaren. Das Magazin erschien sechs Mal im Jahr und hat seit Ende der 1960er Jahre laut eigenen Angaben „viel für die Emanzipation der Schwulen geleistet“.

Gegenüber NEWSROOM bedauerte Verlegerin Manuela Kay den Entschluss, das Magazin einzustellen. "Der Markt für schwule Kaufzeitschriften ist tot", so die erfahrene Geschäftsfrau.

Genaue Verkaufszahlen von "Du&Ich" wollte Kay gegenüber NEWSROOM nicht benennen.

Nach dem Aus für die "Du&Ich" will der Verlag seine Kraft in die erfolgreichen Titel "Siegessäule", die gerade einen neuen Auflagenrekord vermelde, und das "L-Mag" kümmern. Die "Siegessäule", so Verlegerin Manuela Kay, sei vor allem dank ihrer Bekanntheit und ihrer lokalen Verankerung im Berliner Markt erfolgreich, es seien vor allem die lokalen Anzeigenkunden, die das kostenlose Berliner Szeneblatt finanzierten.

Bülend Ürük

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