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Finanznöte größtes Problem für Lokalzeitungen

Für das Fortbestehen der kleinen Zeitungen sei insbesondere die Besinnung auf Qualitätsjournalismus wichtig, sagte der Direktor des Medieninstituts der Universität Mainz, Dieter Dörr.

Berlin (dapd). Finanzielle Nöte stellen für Lokalzeitungen nach Ansicht der Teilnehmer des 37. Kongresses Deutscher Lokalzeitungen im Moment das größte Problem dar. Für das Fortbestehen der kleinen Zeitungen sei insbesondere die Besinnung auf Qualitätsjournalismus wichtig, sagte der Direktor des Medieninstituts der Universität Mainz, Dieter Dörr, am Dienstag in Berlin. Das sei in Zeiten knapper Mittel durch immer weniger Anzeigeneinnahmen jedoch besonders schwierig.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hob die Bedeutung von Lokalzeitungen bei der Vermittlung von Politik hervor. Durch die Darstellung politischer Zusammenhänge hätten insbesondere Lokalzeitungen eine hohe Relevanz für die politische Beteiligung der Bürger und damit für die Demokratie, sagte Friedrich zur Eröffnung des Kongresses.

Zwtl: Bund schaltet zu wenig Anzeigen in Lokalzeitungen

Kritik am Bund äußerte die Vorstandsvorsitzende des Verbandes Deutscher Lokalzeitungen (VDL), Inken Boyens. Es komme immer häufiger vor, dass Bundestag oder Bundeswehr ganzseitige Anzeigen, beispielsweise zur Anwerbung von Nachwuchs, nicht mehr in Lokalzeitungen schalteten, sondern in kostenlosen Anzeigenblättern oder Boulevardzeitungen, monierte Boyens. Den lokalen Zeitungen fehlten dann die für das wirtschaftliche Überleben wichtigen Einnahmen. Die Politik sollte stattdessen auf die Lokalzeitungen setzen und damit zur Medienvielfalt und letztlich zur Pressefreiheit beitragen.

Bei dem Kongress diskutierten die Teilnehmer über die Möglichkeiten, eine sichere finanzielle Grundlage für Zeitungen zu schaffen. Nach Ansicht von Hans Werner Kilz, Aufsichtsratsmitglied der Mediengruppe M. DuMont Schauberg, müssen die Verlage verstärkt auf Bezahlinhalte im Internet setzen. Beispielsweise könnten die Zeitungen auf diese Weise ihre Archive zur Verfügung stellen.

Diskutiert wurde auch über die staatliche Unterstützung von Zeitungen, etwa durch Kredite in schwierigen Lagen. Die medienpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion,Tabea Rößner, regte unter anderem die Förderung von Schülerabonnements und die verstärkte Anzeigenschaltung durch den Bund an. Auch Stiftungen mit dem Ziel der Unterstützung von Zeitungen seien denkbar. Dörr fügte hinzu, eine direkte staatliche Förderung einzelner Zeitungen dürfe es jedoch nicht geben.

Zwtl: Wettbewerbsverzerrung durch öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Der FDP-Medienexperte Burkhardt Müller-Sönksen lehnt eine Subventionierung der Presse durch den Staat komplett ab. Wichtiger sei es, den Verlagen die denkbar besten Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zu geben. Dazu gehöre auch, Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, wie etwa durch gebührenfinanzierte Internetangebote der öffentlich-rechtlichen Sender, erläuterte er. Deshalb begrüße er die Klage einiger Verlage gegen die "Tagesschau"-App der ARD.

Weitere Themen des Kongresses, der am (morgigen) Mittwoch fortgesetzt werden sollte, waren Herausforderungen und Chancen für Lokalzeitungen durch das Internet sowie die Rolle insbesondere der lokalen Zeitungen für die politische Bildung. An der Veranstaltung nahmen nach Angaben des VDL mehrere Hundert Gäste aus Medien, Politik, Wirtschaft und Verbänden teil.