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Nach geplantem Springer-Abzug: "Die Zeit" plant eigene Lokalseiten für Hamburg

Wenn der Platzhirsch sein Revier verlässt, ermutigt das potenzielle Angreifer. So sieht es offensichtlich die Wochenzeitung "Die Zeit", die sich in Hamburg mit dem geplanten Ausstieg von Axel Springer beim "Hamburger Abendblatt" in die Niederungen des Lokaljournalismus begeben möchte.

Essen - Das Ziel ist klar - mit dem Vorstoß will die "Zeit" dem  "Abendblatt" Konkurrenz machen und neue Marktanteile erobern. In Essen wird der "Zeit"-Vorstoß daher auch schon als Kampfansage an die neue "Abendblatt"-Eigentümerin Petra Funke verstanden.

Laut "Spiegel" sollen die Hamburger Lokalseiten ab Ende März 2014 das Wochenblatt bereichern.

 

Giovanni di Lorenzo ist nicht nur Chefredakteur von "Die Zeit", sondern auch Moderator bei Radio Bremen. Jetzt plant di Lorenzo eigene "Zeit"-Lokalseiten für Hamburg. Foto: Radio Bremen

 

Die Lokalberichterstattung soll ihre Schwerpunkte in den Bereichen Kultur, Bildung, Wirtschaft und Stadtpolitik haben, sechs Redakteursstellen werden geschaffen, der Verlag soll in das Projekt eine siebenstellige Summe investieren.

"Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo wird im "Spiegel" mit den Worten zitiert, dass die Lokalseiten den "Hamburger Lesern einmal in der Woche das Wesentliche dessen vermitteln, was in ihrer Stadt geschieht".

Die verkaufte Auflage der "Zeit" beträgt 503.723 Exemplare, laut "Spiegel" lesen das Wochenblatt in und um Hamburg wöchentlich 33.000 Abonnenten.

Wachstumsmarkt Regionalberichterstattung

Für "Die Zeit" ist die Konzentration auf regionale Seiten ein Bereich, in dem sie noch wachsen kann.

Erst kürzlich hat das Blatt seine Berichterstattung in Ostdeutschland auf drei Seiten erweitert, die seit November 2009 bestehenden Seiten "Zeit für Sachsen" erscheinen nun als "Zeit im Osten" zusätzlich auch in Brandenburg,  Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Eigene Landesseiten erscheinen zudem in Österreich und in der Schweiz, beide Ausgaben sind wirtschaftlich erfolgreich und tragen sich.

Dass durchaus auch weitere Lokalseiten möglich sind, haben die Macher der "Zeit" auch schon beispielsweise in Nordrhein-Westfalen versucht, dem Stammland der Funke Mediengruppe.

Derzeit wird der Verkauf des "Abendblatts" und weiterer Springer-Titel an die Funke Mediengruppe vom Bundeskartellamt geprüft, eine finale Entscheidung ist erst für Anfang 2014 zu erwarten. 

Mit eigener Lokalberichterstattung erscheinen in Hamburg neben dem "Abendblatt" und der "Hamburger Morgenpost" (M. DuMont Schauberg) die "taz - die tageszeitung", die "Bild" sowie die "Welt", die bislang allerdings in Redaktionsgemeinschaft mit dem "Abendblatt". 

Bülend Ürük