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Winzer und "Gault Millau" legen Streit bei

Die Kritik der Winzer hatte sich an einer Marketing-Aktion des Verlages entzündet, richtete sich in Wahrheit aber gegen Diel und das Bewertungssystem des wichtigsten deutschen Weinführers.

Hamburg (dpa) - Nach dem Rücktritt des Chefredakteurs des "Gault Millau WeinGuide", Armin Diel, wird der Streit mehrerer deutscher Spitzenwinzer mit dem Weinführer durch einen Kompromiss beigelegt. Das kündigte der Moselwinzer Reinhard Löwenstein als Wortführer der Winzer am Montag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa an. Der Kompromiss ist das Ergebnis eines Treffens mit dem neuen Chefredakteur Joel Payne und dem Christian-Verlag (München), in dem der Führer erscheint. Die Kritik der Winzer hatte sich an einer Marketing-Aktion des Verlages entzündet, richtete sich in Wahrheit aber gegen Diel und das Bewertungssystem des wichtigsten deutschen Weinführers.

Löwenstein sagte, nach dem Rücktritt Diels habe der Verlag weitere Zugeständnisse gemacht, und er empfehle seinen Kollegen, wieder kostenlos Weine zum Testen an die Redaktion zu schicken. Die Winzer seien nun auch bereit, sich künftig mit einer Gebühr an den Herstellungskosten des Weinführers zu beteiligen. "Klar ist, der Gault Millau braucht Geld, die kriegen das allein nicht gebacken", sagte Löwenstein. Eine "freiwillige" Gebühr für Marketingaktionen wie die vom Verlag vorgeschlagenen 195 Euro pro Winzer zahle man aber nicht.

Die Winzer setzten sich auch mit dem Wunsch durch, dass ihre Weine künftig detaillierter beschrieben werden. Viele Winzer seien der Auffassung, dass ein Kulturgut wie Wein - ähnlich wie Literatur oder bildende Kunst - nicht mit Schulnoten bewertet werden könne, heißt es in einer Gesprächsnotiz des Verlages über das Treffen mit den Winzern. Auf das im "Gault Millau" übliche Punktesystem durch die Vergabe von bis zu fünf "Trauben" für Weingüter will der Führer aber nicht verzichten.

"Damit kann ich leben", sagte Löwenstein, der das Weingut Heymann-Löwenstein in Winningen an der Mosel führt. "Wir haben unsere Forderungen durchsetzen können." Er wies den in der Weinszene erhobenen Vorwurf entschieden zurück, die Winzer wollten Einfluss auf die redaktionelle Gestaltung des Führers nehmen. Er gab aber zu, dass der Protest gegen die Marketingaktion des Verlages nur Taktik gewesen sei, da man die von Diels persönlichem Geschmack geprägten Beurteilungen vieler Weine nicht geteilt habe.

In der im Herbst erscheinenden nächsten Ausgabe des "Gault Millau WeinGuide" für 2010 werden die Änderungen noch nicht zum Tragen kommen. Auch die umstrittene Marketing-Aktion für die Ausgabe 2010 wird nicht gestoppt.