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Jung besucht Soldatensender "Radio Andernach"

"Bereits seit 1974 produzieren wir Programme ausschließlich für die deutschen Soldaten im Ausland", sagt der Chefredakteur des Senders, Michael Schwalb.

Mayen (ddp). Routiniert schiebt der Sendetechniker von "Radio Andernach" den Regler des Mischpults nach oben. Die rote Sendelampe leuchtet auf. Das Mikrofon ist offen für Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU). Mit den Worten "Ich wünsche Ihnen bei Ihrem Einsatz in den Krisengebieten viel Glück und den nötigen Erfolg" grüßt er am Donnerstag bei einem Truppenbesuch in Mayen die Soldaten in allen Einsatzorten der Welt.

"Bereits seit 1974 produzieren wir Programme ausschließlich für die deutschen Soldaten im Ausland", sagt der Chefredakteur des Senders, Michael Schwalb. Damals wurden die Sendungen noch auf Kassetten aufgenommen und in die jeweiligen Einsatzorte verschickt. Seit 1993 wird nun live über Satellit und ISDN-Leitungen gesendet. Auch nach der Verlegung des Zentrums Operative Information im Jahr 2001 nach Mayen wurde die Bezeichnung "Radio Andernach", in Anlehnung an den früheren Standort, beibehalten.

"Von den derzeit rund 7000 Soldaten im Ausland können etwa 6000 unser Programm empfangen", berichtet Schwalb. "Was ist zu Hause los?", sei eine häufig gestellte Frage der Kameraden im Auslandseinsatz, die dort kaum über andere Medien verfügen könnten und ein Grundbedürfnis nach Nachrichten hätten. Aber auch auf die eher belanglose Fragen wie nach dem Wetter in Deutschland oder "Was ist gerade in den Charts angesagt?" gelte es, eine Antwort zu geben.

Fester Bestandteil des Programms sind Grußsendungen. "Ich freue mich, wenn Du wieder bei mir bist", lässt die 22-jährige Larissa aus Köln ihren Freund Bernd wissen, der zur Zeit in einem Bundeswehrlager bei Kabul seinen Dienst leistet. "Da schwingt immer eine gehörige Portion Emotionalität mit", weiß Schwalb. "Radio Andernach" sei für die Soldaten eine "Brücke in die Heimat". 1000 Grüße seien es im Monat, die da zusammenkämen. In der Weihnachtszeit sei ein starker Anstieg der Grußwünsche zu verzeichnen.

Insgesamt 75 Mitarbeiter hat der Sender. Alle sind Soldaten und haben selbst Erfahrungen bei Auslandseinsätzen gesammelt. Das Programm steht unter dem Motto "Soldaten senden für Soldaten", betont Schwalb. Sowohl in Afghanistan als auch im Kosovo gebe es Regionalstudios, deren Beiträge in das aktuelle Programm von "Radio Andernach" eingeblendet würden. Ein mobiles Sendestudio lasse sich leicht auf Paletten verpacken und könne nach der Landung im Einsatzort schon wenige Stunden später Beiträge liefern.

Das Programm klingt heiter und fröhlich. Aber es gebe auch Momente, wo ein plötzliches Umdenken einsetzt, räumt Schwalb ein. So geschehen am Mittwoch, als bei einem Anschlag in Afghanistan ein Bundeswehrsoldat ums Leben kam. Da war es mit der sonst so guten Stimmung, die der Sender ausstrahlt, ganz schnell vorbei. Comedys wurden aus dem Programm genommen und die Musikfarbe des Senders ganz schnell von den aktuellen Charthits auf ruhigere Balladen umgestellt.

Auch Jung sieht "Radio Andernach" als wichtiges Bindeglied für die Soldaten zur Heimat. Der Bundeswehrsender liefere zuverlässig die Nachrichten von Zuhause in die Einsatzgebiete, würdigt der Minister die Arbeit in Mayen. Und stellt dem Sender in Aussicht, bald auch die in Deutschland stationierten Soldaten erreichen zu können. Das Verteidigungsministerium prüfe jedenfalls derzeit die Einrichtung eines Programms für die deutschen Kasernen, kündigte der Minister an. In Mayen wird das gern gehört.