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MDR-Verwaltungsrat schlägt Karola Wille als neue Intendantin vor

"Kompetente und engagierte Führungspersönlichkeit" - Rundfunkrat wählt am 23. Oktober

Leipzig (dapd-lsa). Der Verwaltungsrat des Mitteldeutschen Rundfunks hat die Juristin Karola Wille einstimmig als neue MDR-Intendantin vorgeschlagen. Das teilte der Sender am Sonntag im Anschluss an eine Sondersitzung des Gremiums in Gera mit. Wille ist Juristische Direktorin der Drei-Länder-Anstalt und seit 2003 bereits Stellvertreterin des scheidenden Gründungsintendanten Udo Reiter.

Wille hatte sich schon einmal für den Posten beworben, war aber am 5. September im Verwaltungsrat dem Chefredakteur der "Leipziger Volkszeitung", Bernd Hilder, unterlegen. Dieser wurde damals erst im vierten Wahlgang als Kandidat für die Reiter-Nachfolge nominiert. Im Rundfunkrat, der für die Wahl des Intendanten zuständig ist, konnte Hilder am 26. September jedoch nicht die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen. Ob am Sonntag im Verwaltungsrat noch andere Kandidaten im Gespräch waren, gab der Sender nicht bekannt.

"Den Gremien des MDR ist Karola Wille als kompetente und engagierte Führungspersönlichkeit bekannt", sagte Verwaltungsratsvorsitzender Gerd Schuchardt der Mitteilung zufolge nach der Sitzung. Sie habe erklärt, dafür sorgen zu wollen, dass der MDR durch einen transparenten, glaubwürdigen und nachhaltigen Aufklärungsprozess vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse wieder zur Ruhe komme. Zuletzt war der MDR durch Betrugsfälle bei dem von ihm verantworteten Kinderkanal von ARD und ZDF sowie undurchsichtige Geldgeschäfte seines Unterhaltungschefs ins Gerede gekommen.

Wille habe dem Verwaltungsrat ihre Konzeption für die Positionierung des MDR in der digitalen Mediengesellschaft dargelegt. "Sie sieht dabei vor allem als Herausforderungen, die Angebote des MDR, also Programme und Telemedien, zukunftsfähig zu machen", erläuterte Schuchardt. Dabei wolle Wille die junge Generation stärker berücksichtigen.

Zwtl.: Gut in der ARD vernetzt

Der Verwaltungsrat begründete seine Entscheidung für Wille unter anderem damit, dass sie in den Strukturen der ARD sehr gut vernetzt sei. Unter anderem sei sie Vorsitzende der Juristischen Kommission von ARD und ZDF gewesen. Wille ist zudem Mitglied im Digital-Ausschuss von ARD und ZDF und leitet die Verhandlungsgruppe "Kabel/DSL" für ARD und ZDF. Im MDR leitet sie die Arbeitsgruppe "Digitale Zukunft".

Die nun für die Nachfolge von Reiter vorgeschlagene Kandidatin wurde 1959 in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, geboren. Sie studierte von 1978 bis 1982 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Rechtswissenschaften und machte ihren Abschluss als Diplomjuristin. 1986 promovierte sie. Anschließend ging sie als wissenschaftliche Assistentin an das Institut für Internationale Studien der Universität Leipzig. An der Juristenfakultät erlangte Wille die Lehrbefähigung in Medienrecht. Von 1991 bis 1993 absolvierte sie ein ergänzendes juristisches Studium an der Fernuniversität Hagen. 1991 ging sie zum MDR, seit 1996 ist sie dessen Juristische Direktorin.

Die Neuwahl des MDR-Intendanten ist notwendig, weil Reiter im Mai darum gebeten hatte, seinen eigentlich bis 2015 laufenden Dienstvertrag aufzuheben und ihn in den Ruhestand zu verabschieden. Sein Vertrag endet nun am 31. Oktober. Der Rundfunkrat des MDR will in einer Klausursitzung am 23. Oktober den neuen Intendanten wählen.