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"Die Welt": Stasi-Fall bei Burda Russland - Personalchef war hauptamtlicher Mitarbeiter

Der Personalchef und stellvertretende Generaldirektor von Burda Russland, Andreas Setzepfandt, war nach Recherchen der „Welt“-Redakteure Dirk Banse, Michael Ginsburg und Uwe Müller hauptamtlicher Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).

Berlin – „Wir nehmen dieses Thema sehr ernst und führen mit Herrn Setzepfandt daher auch entsprechende Gespräche“, teilte das Verlagshaus Burda mit. Der 44-Jährige hatte seine MfS-Zugehörigkeit gegenüber Burda ebenso verschwiegen gegenüber der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK), deren stellvertretender Vorsitzender er ist.

„Wir bedauern, dass Herr Setzepfandt sich nicht im Vorfeld zu seiner Vergangenheit geäußert hat", erklärte die AHK, mit etwa 850 Mitgliedsfirmen wichtigste Anlaufstelle im deutsch-russischen Geschäft. Der Präsident der Organisation, Wintershall-Vorstandschef Rainer Seele, sagte, dieser Teil von Setzepfandts Biografie sei ihm „persönlich in keiner Weise bekannt“ gewesen. Die Kammer stelle an ihre für den Vorstand kandidierenden Personen sehr hohe Anforderungen, so Seele.

Setzepfandt begründete sein Schweigen damit, dass er keine Veranlassung gesehen habe, „diese Tätigkeit aus sehr frühen Jahren anzugeben“. Seine Stasi-Tätigkeit bezeichnet er als Fehler. „Heute würde ich anders entscheiden“, sagte er der „Welt“. Der Leipziger, der seit rund 15 Jahren in Moskau lebt, war 1988 in die Stasi-Kreisdienststelle seiner Heimatstadt eingetreten und nahm noch kurz vor der Wende ein Studium an der MfS-eigenen Juristischen Hochschule in Potsdam auf.


Im Februar besiegelte Setzepfandt als Personalchef von Burda Russland mit seiner Unterschrift das Ende des Arbeitsverhältnisses des Redakteurs Dmitri Schulgin.

Der Journalist, der für Burdas Magazin „Computerbild Russia“ geschrieben hatte, sagte der „Welt“, er sei damals von Burda unter Druck gesetzt worden, weil er sich auf seiner privaten Facebook-Seite kritisch zur Haltung Russlands im Ukraine-Konflikt geäußert habe. Hubert Burda Media, der erfolgreichste deutsche Verlag in Russland, bestreitet das. Dem Unternehmen wurde seinerzeit vorauseilender Gehorsam gegenüber dem Kreml vorgeworfen. (B.Ü.)