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Google nimmt höhere Kosten in Kauf - Schwerer Start für Larry Page

Die Börsianer haben dem neuen, alten Google-Chef Larry Page einen kühlen Empfang bereitet. Ein Milliarden-Quartalsgewinn war ihnen nicht gut genug, weil bei Google die Kosten steigen. Nun muss Page beweisen, dass er Wachstum mit Profit verbinden kann.

Mountain View (dpa) - Steigende Kosten bremsen die Gelddruckmaschine Google und bescheren Google-Gründer Larry Page einen schweren Start an der Konzernspitze. Der Internet-Konzern steigerte den Gewinn im ersten Quartal zwar immer noch um 18 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar. Doch das war der Börse nicht gut genug, denn etliche Analysten hatten noch mehr erwartet. Die Aktie fiel am Freitag im frühen New Yorker Handel um 6,60 Prozent auf 540,35 Dollar.

Die laufenden Kosten waren in dem Quartal um gut die Hälfte gestiegen - vor allem wegen Investitionen, tausenden neuen Mitarbeitern und einer allgemeinen Gehaltserhöhung um zehn Prozent. In einer Telefonkonferenz verteidigte Finanzchef Patrick Pichette den Kurs. Google baue milliardenschwere Geschäftsbereiche auf. "Und jetzt ist die Zeit, zu investieren."

Page steht keine zwei Wochen an der Spitze des Konzerns - und das Geschäft zu Jahresbeginn hatte freilich noch Vorgänger Eric Schmidt zu verantworten, der nun als Verwaltungsratschef die Rolle des Firmenbotschafters übernommen hat. Jeder Schritt von Page wird genau beobachtet. Die Frage lautet: Wohin steuert Page den Internetgiganten? In einer Telefonkonferenz blieb er die Antwort schuldig. Der Gründer überließ nach einer kurzen Einleitung das Feld seinem Finanzchef.

Insgesamt habe sich Page mit 389 Worten begnügt, zählte der Online-Dienst "thestreet.com" nach. Unter anderem sagte er, der Management-Umbau in den vergangenen Tagen sei planmäßig gelaufen. Page will den einzelnen Google-Bereichen mehr Freiraum geben und wertete laut Medienberichten ihre Chefs auf.

Bislang ist es das Suchmaschinen-Geschäft, das Google reich macht. Firmen zahlen für Werbung, die sie bei den Suchergebnissen platzieren. Doch Google drängt in immer mehr Felder. So ist sein Handy-Betriebssystem Android mittlerweile der schärfste Gegner für Apples iPhone und mit seinem Computer-Betriebssystem namens Chrome OS will Google den Softwareprimus Microsoft mit seinem Windows das Fürchten lehren. Auch die Videoplattform Youtube gehört zum Imperium.

Im ersten Quartal stieg der Konzernumsatz um 27 Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar. Davon entfällt allerdings nur ein Bruchteil auf die neuen Spielwiesen. Was indes bereits gutes Geld abwirft, sind die grafischen Werbebanner, die Google vermarktet. Dabei stößt der Konzern immer tiefer in ein Feld vor, das klassischerweise vom Rivalen Yahoo beackert wird.

Und Google dehnt sich weiter aus: Erst vor wenigen Tagen bekam das Unternehmen grünes Licht von den US-Wettbewerbshütern für die Übernahme des Flugsuche-Spezialisten ITA. Zwar musste der Konzern dafür einige Zugeständnisse machen, aber dafür steckt Google künftig hinter einem guten Teil der weltweiten Flugticket-Buchungen.

Auch intern wächst das Unternehmen: In den ersten drei Monaten des Jahres stellte Google mehr als 1900 neue Leute ein, womit 26 300 Menschen für den Konzern arbeiteten. Dieses enorme Tempo kann sich Google dank seiner prall gefüllten Kasse leisten. Der unglaubliche Kontostand zum 31. März: 36,7 Milliarden Dollar.

Vor Page liegt nun die Aufgabe, das Vermögen weiter zu mehren. Nach US-Medienberichten hat der Gründer in seinen ersten Tagen als Chef schon Teile des Top-Managements umgekrempelt. Die einzelnen Bereiche sollen mehr Gestaltungsspielraum bekommen. Das passt zum erklärten Ziel von Page, dass Google wieder wendiger werden solle.

Lary Page hatte Google 1998 zusammen mit seinem Kompagnon Sergey Brin gegründet, der sich heute um neue Produkte kümmern soll. 2001 übergaben die beiden ihr "Baby" an Eric Schmidt. Unter dem erfahrenen Manager hat sich Google von einem aufstrebenden Internetsuch-Unternehmen zum heute breit aufgestellten Technologiekonzern gemausert.