Unternehmen
DPA

Reuters stimmt Übernahme durch Thomson zu

Thomson ist seit Mitte des Jahres 2006 Eigentümer von AFX News. AFX News hält 34 Prozent an der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Deutsche Presse Agentur dpa hält 50 Prozent, die österreichische APA 16 Prozent an dpa-AFX.

London (dpa) - Die Nachrichtenagentur Reuters und der kanadische Informationsdienstleister Thomson schließen sich zu einem neuen Schwergewicht am Nachrichtenmarkt zusammen. Die Reuters Founders Share Company, die über die Unabhängigkeit des britischen Traditionsunternehmens wacht, sprach sich am Dienstag für die Fusion aus und ebnete so den Weg für die milliardenschwere Übernahme durch Thomson. Das fusionierte Unternehmen soll Thomson-Reuters heißen und Marktführer unter den Informationsdienstleistern für Unternehmen werden. Thomson lässt dich den Kauf von Reuters knapp 8,8 Milliarden britische Pfund (12,87 Mrd Euro) kosten.

Ein Zusammenschluss mache Sinn, da sich beide Unternehmen gut ergänzten, betonte die Reuters-Gruppe in London. Informationsdienste, Handelssysteme und Nachrichten könnten so von einem Anbieter bereitgestellt werden. Die Unternehmen waren durch die Expansion des amerikanischen Konkurrenten Bloomberg unter Druck geraten. Bloomberg konnte vor allem im weltweit wichtigsten Markt Nordamerika stark zulegen. Unter dem Dach der neuen Gesellschaft sollen die beiden Unternehmen weiter selbstständig agieren. Bei Reuters werden Finanzdienstleistungen und Nachrichten gebündelt, das übrige Geschäft, darunter zum Beispiel Rechts- und Steuerberatung, soll unter dem Namen Thomson-Reuters Professional firmieren.

Thomson will je Reuters-Papier 352,5 britische Pence (5,17 Euro) in bar sowie 0,16 Thomson-Anteile bezahlen. Um den Kaufpreis zu stemmen, hatte sich Thomson in der vergangenen Woche von seiner Bildungsverlagssparte bestehend aus Thomson Learning und Nelson Canada getrennt. Der Verkauf spülte 7,75 Milliarden US-Dollar in die Kasse des Konzerns.

Nach der Fusion soll die Woodbridge-Holding der Thomson-Familie 53 Prozent der Anteile des neuen Unternehmens kontrollieren. Die Reuters-Aktionäre kämen auf einen Anteil von 24 Prozent, die übrigen Thomson-Aktionäre auf 23 Prozent. Der Zusammenschluss soll nach rund drei Jahren Einsparungen von mehr als 500 Millionen US-Dollar jährlich bringen. Der 60-jährige Thomson-Chef Richard J. Harrington geht in Ruhestand und überlässt die Führung des gemeinsamen Unternehmens dem bisherigen Reuters-Chef Tom Glocer (47). Reuters beschäftigt weltweit fast 17 000 Mitarbeiter.

Unterdessen verstärkte der Medienmogul Rupert Murdoch seine Bemühungen um den US-Medienkonzern Dow Jones mit dem Flaggschiff «Wall Street Journal». In einem Brief an die Eigentümerfamilie Bancroft bot Murdoch einen Sitz im Aufsichtsgremium seiner News Corp. an. Außerdem sicherte er zu, die Unabhängigkeit des «Wall Street Journal» wahren zu wollen. Bislang lehnen die Bancrofts, die Sonderstimmrechte bei Dow Jones haben, das fünf Milliarden Dollar (3,68 Mrd Euro) schwere Angebot Murdochs ab.