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Top-Sanierer Manfred Hunkemöller zu dapd: "Forderung nach Hausverbot ist populistisch"

Eine klare Forderung haben dapd-Mitarbeiter an ihren neuen Geschäftsführer, den Insolvenzverwalter Wolf-R. von der Fecht, gestellt. Er soll den Eigentümern Peter Löw und Martin Vorderwülbecke Hausverbot erteilen. Der erfahrene Top-Sanierer Manfred Hunkemöller, der an der privaten Hochschule ISM in Dortmund lehrt, hält das im NEWSROOM-Gespräch für wenig wahrscheinlich.

Berlin - Hunkemöller, Experte für die Rettung notleidender Unternehmen, unterrichtet an der Dortmunder International School of Management "Mergers & Acquisitions" und "Sanierungs- und Insolvenzmanagement". Er glaubt fest daran, dass der Düsseldorfer Insolvenzfachmann Wolf-R. von der Fecht die Position in Berlin nicht angetreten hätte, wenn er dort keinen Gestaltungsspielraum für eigene Ideen vorfinden würde.

Wolf-R. von der Fecht, und daran muss man auch bei den weiteren Diskussionen erinnern, ist nicht vom Gericht bestellt, sondern von den bisherigen Gesellschaftern eingesetzt worden. Sie haben bestimmt, dass von der Fecht das Unternehmen durch das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung führen soll. ESUG heißt diese Möglichkeit, die das Insolvenzrecht im klaren Rahmen ermöglicht. Von der Fecht steht aber nicht alleine. Sein "Aufpasser", auch wenn von der Fecht es nicht gerne hören wird, ist der Berliner Insolvenzverwalter Christian Köhler-Ma von der Kanzlei Leonhard Rechtsanwälte, der vom Gericht als Sachwalter eingesetzt worden ist.

Christian Köhler-Ma hat bereits die Insolvenz der Vorgängergesellschaft ddp im Jahr 2004 begleitet, kennt sich aus in der Welt der Nachrichtenagenturen. Seine Aufgabe diesmal - er muss überwachen, dass von der Fecht nichts unternimmt, was zu Lasten der Gläubiger gehen könnte.

Jetzt also zur Frage, was der neue Geschäftsführer im Sinn haben könnte, außer natürlich, dass während eines Insolvenzverfahrens schneller und einfacher Personal abgebaut werden kann. Manfred Hunkemöller kennt Wolf-R. von der Fecht als sehr sanierungsorientieren Fachmann. Er sei niemand, der sich einer ausweglosen Aufgabe stelle, bei der er denke, das Unternehmen sei ganz verloren. Und ESUG, das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen, sei schließlich nicht dafür gedacht, ein Unternehmen simpel abzuwickeln. "Eine Eigenverwaltung macht man dann, wenn man einige Anhaltspunkte hat für die Sanierung. Wenn man keinerlei Ideen hat, ein Unternehmen zu sanieren, macht ESUG keinen Sinn", sagt Hunkemöller zu NEWSROOM.

Die Forderung nach einem Hausverbot für Löw und Vorderwülbecke hält Hunkemöller für schlichtweg populistisch. "Sinnvoll ist diese Form der Kommunikation nicht", so der Hochschuldozent.

Bülend Ürük

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