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Marion Horn über die neue Rolle von Chefredakteuren

Marion Horn über die neue Rolle von Chefredakteuren Marion Horn (Foto: Bild)

Zwei der bekanntesten Chefredakteure Deutschlands – Horn und Stefan Lutz – sprechen darüber, wie sich Führung in Redaktionen verändert und warum ein norwegisches Modell neue Maßstäbe setzt.

Berlin/Konstanz – Mit Marion Horn („Bild“) und Stefan Lutz („Südkurier“) sprechen zwei bekannte Chefredakteure aus der Branche in „kress pro“ über die Zukunft des Führens – und ein norwegisches Modell, das vieles verändert.

 

„Früher war der Chefredakteur vor allem der inhaltliche Kopf der gedruckten Zeitung. Heute müssen verschiedene Plattformen – nicht mehr nur Print – gemanagt werden, und zwar konsistent in Stil, Ton und Auftritt“, sagt Marion Horn, seit 2023 „Bild“-Chefin und zuvor in verschiedenen Führungsfunktionen. 

 

„Ein guter Chefredakteur ist heute Coach, Kommunikator und Markenlenker“, sagt sie. „In einem hochdynamischen Umfeld muss er einen klaren publizistischen Kompass liefern, Haltung und Werte der Redaktion definieren und vertreten, auch unter Druck. Das Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen behalten und Themen so platzieren, dass sie öffentliche Debatten prägen.“


Die internen Leadership-Programme des Verlages hätten ihr sehr geholfen, weil sie journalistische Haltung mit moderner Führung verbinden: „Bei ,Bild‘ war es auch ein großer Hebel, dass wir die Chefredaktion divers aufgestellt haben. Ich kenne keine andere Redaktion, in der so viele Frauen Macht haben, die Führung zwischen Ost- und Westdeutschen fast ausgeglichen ist.“


Chefredakteure sieht sie zukünftig noch mehr als Brückenbauer zwischen Redaktion, Business und Technologie, die immer wieder alles auf den Prüfstand stellen.


„Wir müssen viel stärker delegieren“: Stefan Lutz (53), Chefredakteur des „Südkuriers“
„Ich kann es mir gar nicht anders vorstellen, als dass Chefredakteure sowohl publizistische als auch betriebswirtschaftliche und damit strategische Verantwortung tragen“, sagt Stefan Lutz, seit 2010 Chefredakteur des „Südkuriers“ in Konstanz. „Weil aber auch unser Tag irgendwann endet, müssen wir viel stärker an Kolleginnen und Kollegen delegieren, die in ihren Bereichen größere Kompetenzen haben als wir. Dafür muss ich sie ermächtigen, Dinge selbstständig zu tun und im Sinne des Unternehmens zu entscheiden.“


Er sei heute „viel mehr Teamkapitän und Transformationsmanager als Vorturner im Tagesgeschäft“: „In dieser neuen Rolle ist mir klar geworden, wie wichtig es ist, präzise zu formulieren, was und wohin man will. Da dachte ich häufig, mein Gegenüber wird schon verstanden haben. Aber das war vielfach ein Irrtum und lag an mir.“


Geholfen habe ihm hier die norwegische Kommunikationsmethode „Tight, Loose, Tight“: ein 3-Schritte-System aus klarer Information, Übergabe von Verantwortung und Nachkontrolle.


Er glaubt, dass Chefredakteure auch in Zukunft sichtbar bleiben müssen: „Im digitalen Irrsinn aus Fake News und Desinformation verbindet man mit den publizistischen Köpfen Seriosität und Glaubwürdigkeit.“


Zwischen Journalismus, Betriebswirtschaft und Technologie: Was Chefredakteurinnen und Chefredakteure heute leisten müssen – und wie sie die Anforderungen erfüllen. 

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