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AFP

Behördenkritischer Journalist in Sibirien zusammengeschlagen

Reporter hatte nach Kraftwerksunglück schwere Vorwürfe erhoben.

Moskau (AFP) - Ein russischer Journalist, der die Behörden des Landes infolge einer Katastrophe in einem Wasserkraftwerk scharf kritisiert hatte, ist am Mittwoch brutal überfallen und zusammengeschlagen worden. Sein Kopf sei stark angeschwollen und sein Kiefer wahrscheinlich gebrochen, sagte Michail Afanasjew einem Moskauer Radiosender. Zwei ihm unbekannte Männer hätten ihm auf seinem Heimweg in der sibirischen Region Chakassija aufgelauert und dann bis zur Bewusstlosigkeit auf ihn eingeschlagen. Nachdem er aus der Ohnmacht erwacht sei, habe er sich in ein Krankenhaus geschleppt und die Polizei informiert.

Der Redakteur des lokalen Online-Nachrichtendiensts "Novi Fokus" wirft den Behörden vor, die Wahrheit über einen schweren Unfall im größten Wasserkraftwerk Russlands zu verschweigen. Bei der Katastrophe im sibirischen Sajano Schuschenskaja waren Mitte August mindestens 74 Menschen ums Leben gekommen, nachdem Wasser in den Turbinenraum eindrang. Ermittler machen einen technischen Defekt für das Unglück verantwortlich.

Afanasjew hatte kurz nach der Katastrophe berichtet, dass Arbeiter des Kraftwerks in dem Turbinenraum in Luftblasen eingeschlossen waren und die Rettungskräfte um Hilfe anflehten. Die Ermittler warfen ihm daraufhin "Lügen" vor. Verleumdungs-Anschuldigungen wurden erst fallengelassen, nachdem internationale Presseverbände dagegen protestierten. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte am Mittwoch einen Sprecher der örtlichen Polizei mit den Worten, es könnten bis zu zehn Tage vergehen, bis wegen des Angriffs auf den Journalisten Ermittlungen eingeleitet würden.