Vermischtes
Newsroom – Markus Wiegand

Burda – Wer nun das Sagen hat

Burda – Wer nun das Sagen hat Philipp Welte (Foto: Rene Reiche)

Nach der Neuordnung bei Hubert Burda Media fragen sich viele: Welche Rolle spielt künftig Philipp Welte? „kress pro“-Chefredakteur Markus Wiegand hört zwei Deutungen im Haus.

München – Jahrelang war Burda im unruhigen Mediengeschäft ein Hort der Stabilität. Hubert Burda (85) bestimmte im Verbund mit seinem CEO Paul-Bernhard Kallen (68) über die großen Linien. Die Geschäfte liefen gut, und Burda hatte ein gutes Händchen für Investitionen ins Digitale – fernab des Kerngeschäfts. Je älter der Verleger wurde, desto mehr Gewicht bekam Kallen, der von 2010 bis 2021 CEO war und seit 2017 auch den Verwaltungsrat führte. Ende 2024 war dann überraschend Schluss für Kallen. Die Begründung: Im Zuge der Nachfolge von Hubert Burda hätten sich die Kinder Elisabeth Burda-Furtwängler (33) und Jacob Burda (35) für den früheren Metro-Chef Olaf Koch (54) als neuen Chef des Verwaltungsrats entschieden.


Die gut informierten Kreise im Haus betonen dagegen, dass Kallen eher unfreiwillig von Bord ging, berichtet Chefredakteur Markus Wiegand im aktuellen „kress pro“. Ihm wird angelastet, dass sein Nachfolger Martin Weiss (57), auf den Kallen gesetzt hatte, als CEO die Erwartungen nicht erfüllen konnte – und nach weniger als zwei Jahren im Amt schon wieder gehen musste. Weiss wurde intern Strategielosigkeit vorgeworfen, zudem fremdelte er mit der Kultur des Hauses. Die falsche Personalentscheidung geht auf das Konto von Kallen, der zudem eine weitere offene Baustelle hinterlässt: Die Sparte New Work (u. a. Xing), bei der Burda mit viel Risiko nachgekauft hat, steht vor einer schwierigen Zukunft. In fünf Jahren hat das Unternehmen rund 70 Prozent seines Börsenwerts verloren.

Vollendete Tatsachen
Ende April setzten dann Elisabeth Burda-Furtwängler und Jacob Burda als neue starke Gesellschafter die nächste Wegmarke. Sie teilten den Konzern in die Bereiche Medien und Equity (für die digitalen Beteiligungen), die jeweils einen eigenen CEO bekommen. Burda Equity wird künftig von Marc Al-Hames geführt. Burda Media dagegen bekommt mit Philipp Welte einen Interimschef. Wenn der neue CEO gefunden ist, wechselt der langjährige Burda-Manager in den Verwaltungsrat.

Den hausinternen Flurfunk beschäftigte umgehend die Frage, was das Ganze für Alphatier Philipp Welte (63) heißt. Mancher sieht ihn im Zuge der Neuaufstellung geschwächt. Ein Argument für diese Lesart: Sowohl Al-Hames als auch Welte wurden nur seltsam kurzfristig über die Personalentscheidungen in eigener Sache informiert – das sagen jedenfalls zuverlässige Quellen im Haus.

Sogar für eine wachsende Bedeutung Weltes dagegen spricht, dass er künftig im Verwaltungsrat mitreden wird – einem Gremium, das bei Burda viel Gewicht hat. In der eigenen Führungsmannschaft jedenfalls ist Welte, der an keinem Mangel an Selbstbewusstsein leidet, gut verankert. Im Gegensatz zum spröden Ex-CEO Weiss verkörpert Welte mit seinem Hang zum Mediengeschäft die Identität des Hauses. Außerdem, so bemerkt eine interne Quelle, habe Welte ein exzellentes Netzwerk in der Vermarktung, das man auch künftig noch brauche. Bei der Bestellung seines Nachfolgers soll der Burda-Manager mitreden, ist aus dem Haus zu hören.

Entscheiden aber wird Elisabeth Burda-Furtwängler. Sie und ihr Bruder Jacob Burda können möglicherweise noch an ihrer Kommunikation arbeiten. So hieß es intern zunächst, Elisabeth kümmere sich um die Medien, Jacob ums Equity-Geschäft. Später betonte man dann die Einheit des Hauses. Man wollte wohl den Eindruck vermeiden, dass künftig – wie bereits in der Vergangenheit geschehen – eine Realteilung des Konzerns anstehen könnte. Die allerdings steht nicht zur Debatte. Die Geschwister verstehen sich bestens, betonen alle unisono.


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