Vermischtes
Newsroom – Rupert Sommer

Funke-Verlegerin Julia Becker fordert Social-Media-Verbot für Minderjährige und wirft KI-Konzernen Enteignung geistigen Eigentums vor

Funke-Verlegerin Julia Becker fordert Social-Media-Verbot für Minderjährige und wirft KI-Konzernen Enteignung geistigen Eigentums vor Julia Becker (Foto: APA-Fotoservice/Ludwig Schedl)

Mit einem deutlichen Appell an die Politik eröffnete Julia Becker, Verlegerin der Funke Mediengruppe, den diesjährigen European Publishing Congress. Sie forderte weitreichende Maßnahmen zum Schutz junger Menschen – vor allem ein Verbot von Social Media für Kinder und Jugendliche.

Wien – Es waren nachdenkliche Worte der Keynote mit dem Titel "Unabhängige Medien und kritische Leser als Säulen unserer Demokratie“, mit denen Julia Becker als Auftaktrednerin den Kongress im Palais Niederösterreich eröffnete. Dabei zeichnete die Verlegerin, die den gesellschaftspolitischen Verpflichtungen der Mediengruppe sehr konkret etwa in Workshops zur Verbesserung der Medienkompetenz jüngerer Zielgruppen nachkommt, ein gemischtes Bild - und dämpfte oft allzu überschäumende branchenübliche KI-Euphorie. Sie sparte auch nicht mit Seitenhieben gegen Kollegen wie Springer, die Separat-Abkommen mit den großen KI-Unternehmen vor allem aus den USA schließen.


So warnte die Funke-Verlegerin vor der Gefahr von Deep Fakes, Manipulationen, Hassrede, Propaganda und auch das derartige Angriffe beschädigte Vertrauen in Medien, indem sie ein bekanntes Zitat des Zukunftsforschers Yuval Noah Hariri erweiterte: "Die ungebremste und unkontrollierte Nutzung von KI könnte nicht nur, sie wird auch Demokratien zerstören - wenn wir uns nicht auf Regeln, ein gemeinsames Rahmenwerk zur Nutzung und zum Umgang mit verbindlichen Regularien und Strafen im Umgang mit KI einigen."


Ihre zentrale Forderung kam dann doch etwas überraschend: "Wir müssen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Social Media verbieten."


Sie nahm damit konkret Bezug auf den schockierenden "White Tiger"-Fall, den aktuell Hamburger Strafverfolgungsbehörden publik gemacht hatten. "Spätestens jetzt kann niemand mehr die Augen vor der Dimension des Bösen im Netz verschließen", sagte die Verlegerin. "Das Internet ist ein Tummelplatz von Tätern, die es bewusst auf Kinder und Jugendliche abgesehen haben", so Julia Becker. "Die Politik zuckt nur hilflos mit den Schultern."


Wie konkret ein Social-Media-Verbot in Deutschland aussehen könnte, führte die Funke-Verlegerin nicht aus, verwies aber auf das Vorbild Australien, wo trotz des erheblichen Widerstands von Instagram, Tiktok & Co der Zugang zu sozialen Medien für Unter-16-Jährige illegal ist. Deutschland müsse entsprechend nachziehen – auch mit Verbotsgesetzen. "Das Smartphone ist inzwischen 18 Jahre alt, die Politik aber nie erwachsen geworden", so Becker.


Becker wirft KI-Konzernen Enteignung geistigen Eigentums vor

Ähnliche Forderungen an die neue deutsche Regierung betreffen Schutzregeln gegen das ungebremste Trainieren von KI-Modellen mit Verlagsinhalten. "Wir brauchen als Verlage die Möglichkeit, unsere Inhalte für KI zu sperren", sagte Julia Becker und warnte, dass andernfalls eine "Enteignung geistigen Eigentums" stattfinde.


Den Vorstoß des neuen Kultur- und Medienstaatsministers Wolfram Weimar, auch in Deutschland eine Art Digitalsteuer einzuführen, wie man sie im Nachbarland Österreich bereits kennt (kress.de berichtete), begrüßt sie im Grundsatz. Weimer habe hier "einen ersten holperigen Anlauf gemacht", so die Funke-Chefin.


Hintergrund

Der European Publishing Congress ist ein Branchentreffen für Führungskräfte aus den Bereichen Redaktion, Digital, Design und Management. Er wird vom Medienverlag Oberauer veranstaltet. Alle Infos zu den Themen und Speakern gibt's hier.