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Geld, Geduld, Geschwindigkeit – Warum Finanzjournalismus jetzt boomt

Geld, Geduld, Geschwindigkeit – Warum Finanzjournalismus jetzt boomt Georg Meck (Foto: Michael Tinnefeld)

Volatile Märkte und politische Turbulenzen befeuern das Interesse am Finanzjournalismus. „Focus-Money“-Chefredakteur Frank P. Meck erklärt, wie das Magazin darauf reagiert – und warum der neue Freitagstermin ein echter Gewinn ist.

München – Der „Focus-Money“-Chefredakteur erweitert das Heft. Warum der Finanzjournalismus gerade seine große Stunde hat, erklärt er im „Wirtschaftsjournalist:in“-Interview mit Ruppert Sommer:


Herr Meck, die Börsen befinden sich immer wieder auf Achterbahnfahrten. Selbst Fachleute dürften gelegentlich nicht genau wissen, wie sich die neuesten Volten aus dem Weißen Haus auswirken werden. Sind das gute oder schlechte Zeiten für ein Finanzmagazin?
Es gibt immer zwei Branchen, die von volatilen Märkten profitieren: Zum einen ist es die Börse. An den deutschen Börsen wird aktuell besonders viel gehandelt. Die Marktplätze haben dann immer die höchsten Gewinne. Zum anderen profitieren Finanz- und Wirtschaftsmagazine, wie „Focus Money“, weil die Leser ein gesteigertes Interesse an Einordnung und Orientierung haben. Sie brauchen jemanden, der ihnen Donald Trump erklärt, soweit er zu erklären ist – und einordnet, warum trotz allem die Börsen von Rekord zu Rekord eilen.

 

Ihren Redaktionen dürften die Themen nicht ausgehen – weder bei „Focus“ noch bei „Focus Money“.
Aufregende Zeiten sind ein Fest für den Journalismus. Wir sind gefordert wie nie, müssen natürlich hin und wieder eine Titelgeschichte spontan ändern, wenn etwas passiert. Die Kollegen haben Spaß daran, wenn sich etwas auf der Welt tut. Deswegen haben wir diesen Beruf gewählt. Es sind herausfordernde, aber auch spannende Zeiten für den Journalismus.

 

Sie bespielen verschiedene Bühnen, nicht nur die Print-Magazine. Aber ist es im Moment nicht fast aussichtslos, ein Print-Magazin mit einem für eine Woche gültigen Cover zu machen, wenn sich die Welt so rasant ändert?
Es ist schon spannend, morgens festzustellen, was sich über Nacht wieder getan hat im Weißen Haus. Aber es gibt Themen, die haben länger Bestand und ihre Berechtigung. Die Leser wollen von uns gerade in Zeiten der erratischen Ausschläge Orientierung, als Wochenheft können wir nicht den Anspruch haben, sekündlich den Markt abzubilden. Es geht uns um die größeren Storylines, um den Hintergrund. Zeitlich gesehen haben wir jetzt einen kleinen Vorteil hinzugewonnen: durch unseren verschobenen Erscheinungstermin auf den Freitag.

 

Das müssen Sie erklären. Was ändert sich mit dem EVT am Freitag – und warum haben Sie das veranlasst?
Da wir jetzt freitags herauskommen, verkürzt sich die Zeit zwischen Reaktionsschluss und Erscheinen. Vorher lagen weit mehr Tage dazwischen, was immer mit Risiken verbunden ist. Insofern fühle ich mich jetzt deutlich wohler, mit dem Heftschluss den Erscheinungstag näher im Blick zu haben.

 

Was heißt das konkret für Ihre Abläufe?
Bisher sind wir mittwochs am Kiosk, am Dienstag mit dem E-Paper herausgekommen, mussten aber schon Tage vorher abschließen. Alles, was in dieser Zeit passiert ist, war naturgemäß nicht mehr in den Heften. Jetzt schließen wir mittwochs ab und sind Donnerstag schon mit dem E-Paper draußen und freitags am Kiosk: ein wertvoller Gewinn an Aktualität!

 

Das Modell dürfte Ihnen sehr vertraut vorkommen. Auch der „Focus“ wechselte im vergangenen Jahr auf den EVT am Freitag – mit großem Erfolg für die Auflage.
Richtig, das bringt uns einige Vorteile. Mit dem gemeinsamen EVT drucken wir beide Hefte jetzt in derselben Druckerei und werden mit denselben LKWs ausgeliefert. Der Produktionsprozess von „Focus Magazin“ und „Focus Money“ wird also parallelisiert.

 

Beim „Focus“ war ein Teil der Erklärung für die EVT-Verschiebung, dem Lesepublikum ein bisschen mehr Ruhe, vielleicht einen Tag mehr zum Lesen am Wochenende zu gönnen. Inwieweit trifft dies auf „Focus Money“ genauso zu?
Die EVT-Verschiebung soll – ähnlich wie beim „Focus“ – natürlich auch der Auflage helfen. Es zeigt sich: Wenn die Leute Zeit haben, kümmern sie sich um ihre Finanzen, sehen sie sich ihr Depot an. Nicht nur in Ferienzeiten wie an Weihnachten, auch am Wochenende beschäftigen sie sich mit ihren Geldanlagen. In „Focus Money“ finden sie dann nicht nur die Aktienkurse, sondern auch die Informationen zu ihren Firmen im Heft. Ich bin überzeugt, dass die Leser einen höheren Nutzen daraus ziehen, wenn sie das Heft das ganze Wochenende frisch vor sich liegen haben.

 

Der doppelte Redaktionsschluss macht die Arbeit für Sie persönlich und auch für beide Redaktionen ein bisschen sportlicher.
Stimmt, der Rhythmus ändert sich, das wird sich einspielen. Ein positiver Nebeneffekt für die Leserinnen und Leser ist: „Focus Money“ wird umfangreicher mit dem neuen Erscheinungstermin.

 

Mehr Seitenumfang?
Wir produzieren jetzt ein rund 10 Prozent dickeres Heft. So gesehen bedeutet das für unser Team ein Zehntel mehr Arbeit – auch für Grafik, Layout und alle Bereiche, die daran beteiligt sind. Was den Rhythmus noch stärker ändert, ist die höchst erfreuliche Tatsache, dass wir mit „Focus+“ an den Start gegangen sind, damit haben wir jetzt eine digitale Abspielfläche für unsere Inhalte. Eine Revolution für unsere Marke: Mit „Focus+“ machen wir ein tägliches digitales Magazin. Insofern sind wir in der Übung, schneller zu arbeiten und trotzdem hochwertige Produkte abzuliefern.

 

Lassen Sie ein wenig hinter die Kulissen blicken. Bei „Focus“ haben Sie mit Franziska Reich Ihre Co-Chefredakteurin und damit die Möglichkeit, die wöchentlichen Aufgaben in der Führung der Redaktion ein wenig aufteilen. Wie sieht Ihre Hausregel für die Arbeit mit „Focus Money“ aus: Machen Sie ein „Focus Money"-Heft und dann wieder einen „Focus“?
Beide Produktionen laufen für mich parallel. Den „Focus“ führe ich mit Franziska Reich, wir machen das im Konsens. Wir wechseln uns im Editorial ab. Ihr Schwerpunkt ist Politik, meiner mehr Wirtschaft und Finanzen. Wir führen die Redaktion gemeinsam und tauschen uns ständig aus.

 

Wie passt da die Doppelbelastung für Sie bei „Focus Money“ dazu?
Da vertraue und baue ich auf das starke Team im Hintergrund. Es entlastet mich bei vielem. Julia Groß kam im vergangenen Jahr neu in die Chefredaktion. Sie ist wahrscheinlich die einzige Frau im Finanzjournalismus auf so hervorgehobener Position. Vieles nimmt mir auch Hans-Peter Siebenhaar ab, der ebenfalls Mitglied der Chefredaktion bei „Focus Money“ ist. So schaffe ich es, beide Hefte im Blick zu haben.

 

Zum ganzen Interview

 

Must-Reads in der „Wirtschaftsjournalist:in“

  • VOM FAN ZUR CHEFREDAKTEURIN. Isabell Hülsen steht seit einem Jahr an der Spitze des „Manager Magazins“. Ihre Pläne für Print und Digital, neue Zielgruppen und was eine echte mm-Story für sie ausmacht.
  • KLIMA-THEMEN. War es das mit dem Hype?
  • FOCUS MONEY. Relaunch und neuer Erscheinungstag
  • INSIDE SIGNA.  Die Recherchen zur Benko-Pleite