Vermischtes
Newsroom

Goldmine für Lokalmedien: So setzen Verlage in Nordamerika KI ein

Goldmine für Lokalmedien: So setzen Verlage in Nordamerika KI ein Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist reichweitenbasiert

„kress pro“ zeigt drei KI-Strategien aus Nordamerika – etwa von Village Media, das 34 lokale Nachrichtenseiten gegründet hat.

Berlin – Praxisnahe KI-Lösungen angesichts knapper Ressourcen sind der größte potenzielle Rettungsanker für angeschlagene Lokalredaktionen in den USA und Kanada. Dies sind drei interessante Strategien und Use-Cases für KI im Lokaljournalismus aus Nordamerika zusammengefasst im aktuellen „kress pro“.


Village Media: Lokale Medien im Lizenzmodell
Die Mediengruppe Village Media startete vor elf Jahren mit einer einzigen lokalen Nachrichtenseite in Sault Ste. Marie an der Grenze zu den USA in der kanadischen Provinz Ontario und betreibt inzwischen 29 lokale Nachrichtenseiten in Ontario, vier weitere in Kanada und den USA und eine in Nigeria. Außerdem lizenziert das Unternehmen seine hauseigene KI-Technologie an etwa 120 Verlage in ganz Kanada und in den USA.


Das Geschäftsmodell des profitablen Unternehmens ist in erster Linie reichweitenbasiert, 70 Prozent der Einnahmen stammen aus lokaler Werbung.


CEO Jeff Elgie glaubt allerdings, dass „das digitale Werbegeschäft zumindest auf lokaler Ebene mit dem reinen Verkauf von Display-Anzeigen nicht funktioniert“. Village Media setzt deshalb auf eine breite Palette von Display-, Newsletter- und Videowerbung, eigene Marktforschung, gesponserte Inhalte und ein „Community Leaders Program“ für gesponserten Journalismus. Lokale werbetreibende Unternehmen können außerdem ein „Community Code“-Produkt abonnieren, das Unternehmensverzeichnisse, Unternehmensprofile und Kleinanzeigen enthält. Ein spezielles Produkt namens „Goldmine“ ermöglicht es lokalen Unternehmen, über ein KI-Dashboard mit integriertem Reporting Sales, Jobs und Events anzukündigen.


Tipp: US-Korrespondentin Ulrike Langer spricht beim European Publishing Congress am 24. Juni in Wien zum Thema „Wie KI in den USA den Lokaljournalismus beflügelt“. Mehr zum Kongress 


Außer KI-Tools für den redaktionellen Workflow (Zusammenfassungen, Textoptimierung, Tagging etc.) hat Village Media mehrere innovative KI-gestützte Tools entwickelt, die den Community-Fokus stärken:

  • Umfrageplattform: Liest Artikel und schlägt relevante Community-Umfragen vor, die in den Inhalt integriert werden können.
  • Kommentar-Engine: Scannt Artikel und schlägt Kommentare vor, um die Community in einen konstruktiven Dialog über das Thema einzubinden.
  • Monitoring und Filter: Informationen aus kommunalen Quellen wie Schulbehörden, Polizeidienststellen, Stadtverwaltungen, Gesundheitsämtern und Krankenhäusern werden überwacht und nach lokaler Relevanz und Nachrichtenwert gefiltert an Redakteure weitergeleitet.

 

Als Reaktion auf die Tatsache, dass Meta (Facebook) Medieninhalte von seiner Plattform in Kanada verbannt hat, entwickelte Village Media auf der Basis ihrer KI-Technologie ein Produkt namens „Spaces“ – eine hyperlokale soziale Plattform, die darauf ausgelegt ist,

  • Community-Verbindungen zu Themen zu schaffen, die nicht unbedingt mit Nachrichten zu tun haben (wie Gartenarbeit oder Radfahren),
  • als Alternative zu Facebook-Gruppen, Reddit und Nextdoor auf Gemeindeebene zu dienen,
  • eine von Village Media kontrollierte Plattform für die Konversation in der Gemeinde zu bieten, anstatt sich auf soziale Netzwerke Dritter zu verlassen.


Diese Plattform wird derzeit in zehn Gemeinden getestet und auf der Grundlage von Nutzer-Feedback und Fokusgruppen-Input kontinuierlich verbessert.


Richard Gingras, Googles Vice President News und Vorsitzender des Aufsichtsrats von Village Media, ist überzeugt davon, dass die Rückbesinnung auf das Prinzip des lokalen Marktplatzes als Ort für den Austausch von Informationen, Meinungen und Waren ein Modell für funktionierenden und profitablen Lokaljournalismus ist.


„Wir verstehen uns nicht mehr als ein reines Medienunternehmen, sondern als ‚Community Impact Organization‘ mit dem Ziel, möglichst viele lokale Communitys mit unserem Modell zu stärken“, betont Gingras.

 

  • Minnesota Star Tribune“: Aus Archivdaten werden neue Produkte,
  • „Philadelphia Inquirer“: Recherchen aus dem Archiv 

Zur ganzen Geschichte


Must-Reads im aktuellen „kress pro“

  • T-Online-Chef Florian Harms hat 100 KI-Assistenten im Einsatz. Wie geht das?
    Plus 1: Wie die „Rheinpfalz“ in der Redaktion auf KI-Assistenten setzt
    Plus 2: Wie man KI-Assistenten selbst baut und Workflows beschleunigt
  • Ranking. Die besten Content-Management-Systeme 2025
  • Zoff im Norden. Warum die Gesellschafter der Zeitungsgruppe Ostfriesland vor Gericht streiten