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KNA

Grimme-Online-Preisträger lehnen Auszeichnung ab

Aus Protest gegen die Aberkennung eines anderen Preises verweigerten Hans Block und Moritz Riesewieck die Annahme des Grimme Online Awards – und stellten ihren Preis demonstrativ zurück aufs Rednerpult.

Essen (KNA) – Aus Protest über die Aberkennung eines anderen Medienpreises haben die Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block am Mittwochabend die Annahme des Grimme Online Awards verweigert. Die Preisträger in der Sonderkategorie Künstliche Intelligenz begründeten den Schritt mit der für sie unklaren Rolle des Grimme-Instituts bei der Entscheidung des Instituts-Fördervereins, der Aktivistin Judith Scheytt ihre Auszeichnung mit einer Besonderen Ehrung des Donnepp Media Awards wieder abzuerkennen.

 

„Wir hoffen auf eine reflektierte Aufarbeitung, damit wir weiter an diesen Preis glauben können. Solange wir das nicht können, stellen wir diesen Preis hier hin und hoffen, uns vielleicht irgendwann wiederzusehen“, sagte Riesewieck. Doch auch nach Gesprächen mit der Institutsleitung seien Fragen offen geblieben. Daher stellten die für ihr Projekt „Eternal You“ ausgezeichneten Filmemacher die Preistrophäe zurück auf das Rednerpult und verließen die Bühne.


Die beiden Filmemacher sehen in der Aberkennung des Preises an Scheytt einen Angriff auf die Unabhängigkeit einer Juryentscheidung durch Druck von außen. Die zum Zeitpunkt der Auszeichnung 17-jährige Schülerin war zunächst von einer unabhängigen Jury für ihre medienkritischen Beiträge über die Gaza-Berichterstattung – vor allem der öffentlich-rechtlichen Sender – ausgezeichnet worden. Gegen diese Auszeichnung hatte später die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit protestiert und Scheytt Antisemitismus vorgeworfen. Nach Gesprächen mit der Organisation, an denen Grimme-Institutsdirektorin Çiğdem Uzunoğlu teilnahm, hatte der Vorstand des Fördervereins Scheytt die Auszeichnung wieder aberkannt.


Einfluss auf Jury-Arbeit
„Das markiert einen deutlichen Kipppunkt“, sagte Riesewieck, da die Hälfte der aus sechs Personen bestehenden Jury die Aberkennung der Auszeichnung nicht mittrug – sondern nur die drei vom Vorstand gestellten Mitglieder. Uzunoğlu hatte die Entscheidung des Fördervereins bereits in ihrer Begrüßungsrede als Fehler bezeichnet. Das Grimme-Institut sei aber nicht daran beteiligt gewesen. Man werde den Vorgang aufarbeiten und im kommenden Jahr im Rahmen einer Mediendiskurs-Veranstaltung beim Grimme-Institut thematisieren.


Das Institut hatte bereits zuvor erklärt, eine „klare Trennung“ zwischen Grimme-Institut und Förderverein schaffen zu wollen, da „es in organisatorischer Hinsicht Überschneidungen gab, die fälschlicherweise als inhaltliche Verbindung zwischen Grimme-Institut und Verein interpretiert wurden“.
In der Auseinandersetzung über die Aberkennung der Auszeichnung für Scheytt hatten bereits mehrere Preisträger des Donnepp Media Awards sowie die Autoren der im Frühjahr mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten ZDF-Serie „Uncivilized“, Bilal Bahadir und Çağdaş Yüksel, ihre Auszeichnungen zurückgegeben.


Die Verleihung der Grimme Online Awards fand in diesem Jahr erstmals in Essen statt. Der vom Marler Grimme-Institut vergebene Preis für publizistische Leistungen im Internet wurde im Jahr 2000 erstmals verliehen.